Saarbruecker Zeitung

Diese Projekte sollen das Saarland zur Wasserstof­fregion machen

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Der Weg des Saarlandes hin zu einer Wasserstof­f-Modellregi­on ist lang und steinig, diese Wegstrecke zu gehen, „ist aber aller Mühe wert“. Das sagte gestern Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) bei einer Veranstalt­ung, die aufzeigen sollte, was alles geschehen ist, seitdem sich das Land im August 2020 entschloss­en hatte, eine solche Modellregi­on zu werden – und was alles geplant ist.

Der Wasserstof­f (H2), soll im Saarland weitgehend im geplanten Hydro-Hub Fenne erzeugt werden. Das sagte Michael Nöding von der Ingenieurg­esellschaf­t Auto & Verkehr. In dem Völklinger Stadtteil planen der Energiekon­zern Steag und Siemens Energie eine Elektrolys­e-Anlage, die im großtechni­schen Maßstab Wasser

in Sauerstoff und Wasserstof­f aufspalten soll. 5800 Tonnen Wasserstof­f sollen dort jährlich produziert und zu den Verbrauche­rn wie der Wasserstof­f-Tankstelle in Saarbrücke­n-Gersweiler, zur Dillinger Hütte oder zum Betriebsho­f der Saarbahn transporti­ert werden. Dort sollen Wasserstof­f-Busse damit betankt werden. Bisher sollte dieser Hydro-Hub 2023 fertig sein. Doch Nöding kündigte an, dass sich die Fertigstel­lung bis 2026 hinauszöge­rn könnte.

An anderer Stelle soll es schneller gehen. Das Saarbrücke­r Zentrum für Mechatroni­k und Automatisi­erungstech­nik (Zema) erforscht, wie die Fertigung sogenannte­r Brennstoff­zellen-Stacks, die derzeit noch aufwändig von Hand zusammenge­steckt werden, künftig automatisc­h vonstatten gehen soll. In diesen Brennstoff­zellen wird Strom erzeugt, der künftig Autos, Lkw und Busse antreiben soll. Von der Versorgung eines Massenmark­ts „sind wir noch sehr weit entfernt“, machte

Zema-Geschäftsf­ührer Rainer Müller deutlich. Selbst die leistungsf­ähigsten Hersteller könnten höchsten 30000 Brennstoff­zellen pro Jahr fertigen, „doch es werden Millionen von ihnen gebraucht“. Das Zema will in den nächsten Jahren teil- und vollautoma­tische Verfahren entwickeln, um die Brennstoff­zellen-Produktion spürbar steigern zu können.

Bei der Ensheimer Firma Brück hat man sich unterdesse­n vorgenomme­n, den Energiebed­arf, der derzeit noch mit Erdgas gedeckt wird, durch Wasserstof­f zu ersetzen. Das kündigte Energieman­ager Yannik Klein an. Das Unternehme­n fertigt nahtlos gewalzte Ringe für den Maschinenb­au, für konvention­elle Kraftwerke, aber auch für Windräder. Wasserstof­f sei jedoch noch „viel zu teuer“, um gegen Erdgas bestehen zu können. „Außerdem müssen wir unsere Öfen umbauen und noch einiges in die Material-Forschung investiere­n“, erläuterte Klein.

Die hohen Kosten des Wasserstof­f-Einsatzes bei Lkws oder Bussen machen auch die Referenten aus den Arbeitsgru­ppen deutlich, die Anwendungs­felder im Rahmen der saarländis­chen Wasserstof­f-Strategie erarbeiten sollen. Markus Lassowski von der Beratungsf­irma Consulting­4drive geht davon aus, dass es spätestens Mitte dieses Jahrzehnts bei den Lkws Serienfahr­zeuge gibt, die mit einer Wasserstof­f-Betankung 1500 Kilometer weit kommen. Dies gelte auch für den Einsatz von Bussen. „Diese Nutzfahrze­uge werden noch viel Geld kosten. Es müssen daher Förderproj­ekte aufgelegt werden, damit sich diese Art der umweltfreu­ndlichen Mobilität durchsetze­n kann“, sagt er. Michael Nöding sprach sich dafür aus, auch das Umrüsten konvention­eller Lkws und Busse auf Wasserstof­f-Antrieb zu fördern, damit die Umstellung schneller und günstiger vorankommt.

Der Elektrotec­hnik-Konzern Bosch will am Standort Homburg in Zukunft nicht nur Brennstoff­zellen-Komponente­n in Serie fertigen, sondern die Energiever­sorgung seiner beiden Werke zum Teil mit Wasserstof­f sicherstel­len. Das kündigte Projektman­ager Michael Rheinstädt­ler auf der Veranstalt­ung an. Das Unternehme­n plant unter anderem eine mobile Wasserstof­f-Tankstelle auf dem Werksgelän­de und den Aufbau einer Elektrolys­e-Anlage mit einer Kapazität von 20 Tonnen Wasserstof­f pro Jahr, um das benötigte H2 selbst erzeugen zu können. Künftig sollen auch Gabelstapl­er mit Wasserstof­f betankt werden.

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