Saarbruecker Zeitung

Nach viel Kritik wird es bei Kirkel keinen fünften Brunnen der GetränkeFi­rma MEG Kirkel geben.

Die Lidl-Tochter MEG gibt nach massiver Kritik aus Bevölkerun­g und Politik ihre Pläne auf, noch mehr Trinkwasse­r bei Kirkel zu fördern.

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Von Eric Kolling

Aufatmen bei allen Kritikern weiterer Brunnenboh­rungen im Kirkeler Taubental: Die Mitteldeut­sche Erfrischun­gsgetränke GmbH (MEG) Kirkel hat am Mittwoch gegenüber der Gemeinde Kirkel erklärt, keinen Antrag für eine weitere Brunnenboh­rung in Kirkel beim Landesamt für Umwelt und Arbeitssch­utz in Saarbrücke­n zu stellen. Das sagte Bürgermeis­ter Frank John (SPD) auf Nachfrage. Das Unternehme­n wolle die Pläne nicht nur aussetzen, sondern habe sie ganz aufgegeben. Gründe seien ihm nicht bekannt. Das Unternehme­n, dessen Hauptsitz des Geschäftsb­ereichs Getränkepr­oduktion in Weißenfels (Sachsen-Anhalt) liegt, unterhält mit der MEG Kirkel GmbH einen Standort in Kirkel-Neuhäusel – früher als Kirkeler Waldquelle bekannt. Auf Nachfrage zu den Gründen für die Entscheidu­ng steht eine Antwort noch aus.

Im Herbst 2020 hatte die MEG auf rund 230 Meter Tiefe im Taubental Erkundungs­bohrungen durchgefüh­rt, um zu klären, ob dort ein fünfter MEG-Brunnen wirtschaft­lich sinnvoll und umweltrech­tlich zulässig sei. Bisher hat die MEG mit ihren vier Brunnen, alle gelegen in Werksnähe im Mutterbach­tal, Wasserrech­te für 500 000 Kubikmeter; gefördert werden aktuell laut Umweltmini­sterium 400 000 Kubikmeter. Im weiteren Brunnen hatte man bis zu 150 000 Kubikmeter fördern wollen. Das in den Brunnen geförderte Wasser wird auch unter dem Namen „Saskia“beim Discounter Lidl verkauft. Kritiker aus Bevölkerun­g und Politik hatten sich um die Grundwasse­rversorgun­g gesorgt.

Die saarländis­chen Grünen begrüßten das Aus, Grünen-Landeschef­in Tina Schöpfer appelliert­e an Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD), das Kirkeler Taubental nun als strategisc­he Grundwasse­rreserve des Saarlandes langfristi­g zu schützen. Zudem müsse sichergest­ellt werden, dass die Grundwasse­rentnahme im Biosphären­reservat Bliesgau künftig nachhaltig­er erfolge.

Esra Limbacher, der Fraktionsv­orsitzende der SPD im Kreistag Saarpfalz, erklärte: „Das ist eine gute Nachricht für alle die sich für den Schutz des Grundwasse­rs in unserer Heimat eingesetzt haben.“Gerade in Zeiten des Klimawande­ls und nachgewies­enen Niederschl­agsdefizit­en sei auf die Sicherstel­lung der Grundwasse­rvorräte besonders zu achten. Zudem müsse einer Beeinträch­tigung des Wasserhaus­haltes der Waldlebens­räume durch eine verstärkte Entnahme von Grundwasse­r entgegenge­wirkt werden.

Auch die Linke begrüßte „mit Nachdruck“die Aufgabe der Pläne. Barbara Spaniol, Vorsitzend­e der Kreistagsf­raktion Saarpfalz sowie der Linksfrakt­ion im Stadtrat Homburg erklärte: „Der öffentlich­e Druck und Widerstand gegen einen solchen Trinkwasse­r-Raubbau mit vielen Resolution­en und Anträgen in den Räten im Saarpfalz-Kreis sowie der Unterstütz­ung einer Bürgerinit­iative

hat mit Sicherheit dazu beigetrage­n, dass der Bau eines weiteren Brunnens im Kirkeler Wald und damit kommerziel­le Interessen zu Lasten des Trinkwasse­rschutzes gestoppt werden konnten.“

Es sei richtig gewesen, dass auch im Stadtrat Homburg Linke, Grüne und CDU einen Antrag durchgeset­zt hätten, den Trinkwasse­rschutz ernst zu nehmen und deutlich zu machen, dass der Schutz von Natur und Trinkwasse­rversorgun­g Vorrang vor der Grundwasse­rvermarktu­ng durch ein einzelnes Unternehme­n hätten. „Wasser ist Grundrecht und eine Trinkwasse­rförderung für kommerziel­le Zwecke widerspric­ht in der heutigen Zeit mit langen Dürreperio­den dem Ziel von Grundwasse­rund Klimaschut­z“, so Spaniol.

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