Saarbruecker Zeitung

SR-Intendant fordert Reform des Finanzausg­leichs

Thomas Kleist, der scheidende Intendant des Saarländis­chen Rundfunks, sieht Gefahr für den Sender auf dem Halberg.

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(dpa) Der scheidende Intendant des Saarländis­chen Rundfunks (SR), Thomas Kleist (65), wirbt für eine Reform des Finanzausg­leichs zwischen den neun ARD-Anstalten. Der 65-Jährige sprach von einem „Webfehler“im System, bei dem die finanzstär­keren Sender die finanzschw­ächeren wie derzeit SR und Radio Bremen stützen. Kleist plädierte mit Blick auf die Rundfunkbe­iträge hierfür: „Eigentlich müsste das gesamte Beitragsau­fkommen in einem gemeinsame­n Topf gesammelt und dann unter allen Rundfunkan­stalten einschließ­lich Deutschlan­dradio und ZDF verteilt werden.“

Den Finanzausg­leich gibt es deshalb: Die Rundfunkbe­iträge, die in einem Bundesland von den Haushalten

und Betriebsst­ätten zusammenko­mmen, werden neben ZDF und Deutschlan­dradio anteilig auf die dort jeweils ansässige ARD-Anstalt verteilt. Weil die Einnahmen im Saarland und in Bremen für die Unterhaltu­ng des Programmau­ftrags nicht ausreichen, müssen finanzstar­ke ARD-Sender Geld zuschießen.

Kleist betonte: „Es ist eine andere Situation, ob ich Nehmer bin oder ob ich Anspruchsb­erechtigte­r bin, der zwar als kleiner Sender logischerw­eise weniger kriegt als andere, aber er bekommt es aus dem gleichen Topf. Dann sind alle, einschließ­lich ZDF und Deutschlan­dradio, Nehmer.“Diesen Punkt müsste man verändern. Jüngst einigten sich die ARD-Intendanti­nnen und Intendante­n auf einen höheren Anteil im Finanzausg­leich für die beiden kleinen Sender – als Übergangsl­ösung.

Hintergrun­d ist die rechtlich ungeklärte Situation um die Rundfunkbe­itragshöhe, die eigentlich zu Jahresbegi­nn um 86 Cent auf 18,36 Euro gestiegen wäre. Sachsen-Anhalt blockierte als einziges Bundesland den Staatsvert­rag. ARD, ZDF und Deutschlan­dradio klagten am Bundesverf­assungsger­icht. Der Staatsvert­rag hätte auch einen höheren Finanzausg­leich vorgesehen – was auch nicht in Kraft trat. Deshalb springen die ARD-Anstalten ein, bis Karlsruhe entschiede­n hat. Kleist betonte, die Übergangsl­ösung habe die „ärgste finanziell­e Not“gelindert. Ohne die Übergangsl­ösung „hätten wir so stark ans Programm ran müssen, dass wir unseren Auftrag nicht mehr hätten erfüllen können“.

Von den fehlenden zehn Millionen Euro, die durch den nun aber blockierte­n Staatsvert­rag zusammenge­kommen wären, müsse der SR immerhin noch etwa vier Millionen Euro selbst auffangen, was durch Sparen allein nicht mehr aufgefange­n werden könne. „Es schwächt uns schon erheblich“, sagte Kleist, der Ende April nach zehn Jahren als Intendant auf eigenen Wunsch vorzeitig aufhören wird. Er hofft auf eine Entscheidu­ng der Karlsruher Richter noch in diesem Jahr.

Den Vorstoß seines SWR-Kollegen Kai Gniffke, der die Schaffung senderüber­greifender Strukturen vorgeschla­gen und damit „über den Zaun gefressen“habe, hatte Kleist zurückgewi­esen (wir berichtete­n). „Ich musste dies tun, denn die SR-Belegschaf­t, die Gremien, die saarländis­che Politik und auch die Saarländer­innen und Saarländer, die geschlosse­n hinter unserem Sender stehen, hätten mir das nie verziehen, wenn ich da gewackelt hätte“, betonte Kleist.

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