Eidechsen verhindern Rats-Entscheidung
Echs-und-hopp: Zum dritten Mal vertagte der Gemeinderat Riegelsberg die Entscheidung über einen bald notwendigen Ersatz für einen Radweg. Zwar gibt es nun einen Plan, doch für den müssten Eidechsen-„Wohnblocks“versetzt werden.
eine Vertagung. Diesmal war es also der Natur- und Artenschutz.
Immerhin wurde dadurch auch bekannt, dass es nun eine andere Umfahrung als die durch die stark befahrene Etzenhofer Straße gibt. Bürgermeister Klaus Häusle sagte, man habe eine „bauliche Lösung“gefunden, die eine Umleitung der Radfahrer und Fußgänger über besagte Straße überflüssig mache. Es sei angedacht, am rechten Rand des Schwarzen Weges (von Walpershofen kommend) bis zu dem asphaltierten Anstieg zum Park- and Rideplatz einen etwa 3,50 Meter breiten Streifen anzulegen, den nur Radfahrer und Fußgänger benutzen dürfen. Mit einer Leitplanke soll dieser Streifen vom Schwarzen Weg – und damit vom Baustellenverkehr – abgetrennt werden. Zudem solle vor dem Wertstoffhof eine Ampel aufgestellt werden, damit sich Baustellenfahrzeuge,
Radfahrer, Fußgänger und Nutzer des Park-and-Ride-Platzes nicht in die Quere kommen.
Nur wie man den Eidechsen nicht in die Quere kommt, ist halt noch offen, denn die Ersatz-Route führt entlang des Saarbahn-Damms, an dessen Rand stellenweise die Eidechsen hausen.
„Mit Vertretern des Landesamtes für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) und der Saarbahn sind wir die Strecke abgegangen und haben festgestellt, dass die Breite für das Anlegen eines Ersatzweges reicht“, sagte Häusle. Allerdings seien dabei an drei Stellen „Habitate“(Lebensräume) für Mauereidechsen gefunden worden. Häusle betonte: „Wir kriegen vom LUA nur eine Genehmigung, wenn wir die Habitate umsiedeln.“Ein Baukran sei notwendig, um die mächtigen Steine von ihren jetzigen Standorten auf die gegenüberliegende Seite des Bahndammes zu verlagern. Weil der Verwaltung jedoch nicht bekannt ist, wie hoch die Kosten für diese Umsiedlung sind, soll die Beschlussfassung vertagt und an den Bauausschuss des Rates übertragen werden, schlug Häusle vor. Der Rat war einverstanden. „Wenn wir die Mehrkosten nicht beziffern können, macht es keinen Sinn, heute einen Beschluss zu fassen“, sagte etwa Frank Schmidt (SPD). Ähnlich sahen es die anderen Fraktionen. Joachim Schild-Schröder (Linke) konnte sich eine Portion Sarkasmus aber nicht verkneifen: „Beim Bau einer Autobahn in Norddeutschland hat man extra eine Brücke über die Autobahn für die Haselmaus gebaut, die dort angesiedelt war. Allerdings hat man vergessen, der Haselmaus mitzuteilen, dass die Brücke für sie gebaut worden ist.“
(mr) Wie’s nun mit den Eidechsen am Schwarzen Weg in Riegelsberg-Walpershofen weitergeht, ist noch nicht entschieden. Soweit das Bauamt mit dem LUA übereingekommen ist, wird das Ganze zunächst beobachtet; gegebenenfalls müssten die Tiere von Fachleuten eingefangen und womöglich auf der anderen Seite des Saarbahn-Damms wieder ausgesetzt werden. Auch die Gesteinsbrocken ihrer derzeitigen Behausung müssten dann zuvor umgebaggert werden.
Über die anfallenden genauen Kosten eines solchen Eidechsen-Umzugs lassen sich, ohne endgültige Pläne, nur schwer Aussagen treffen. Zum Vergleich: In der bayrischen Stadt Nittenau in der Oberpfalz mussten Zauneidechsen im Herbst 2017 für den Bau eines Radwegs umgesiedelt werden, das kostete etwa 15 000 Euro. Im selben Jahr berichtete der „Spiegel“davon, dass das Umsiedeln von Eidechsen für eine neue Trasse im Rahmen des Projektes „Stuttgart 21“die Deutsche Bahn – einschließlich Gutachten und Grundstückskäufen – 15 Millionen Euro kosten würde. Und in Berlin-Spandau wurden voriges Jahr im Zuge eines Bauprojektes Eidechsen für 150 000 Euro umgesiedelt, wobei die Pflege des neuen Gebietes für 25 Jahre miteinbezogen war – also im Vergleich zu Stuttgart ein echtes Schnäppchen.
Es geht aber günstiger: Die Stadt Offenbach berichtet von einem Umsiedlungsprojekt für Zauneidechsen wegen des Baus an einem Verkehrsknotenpunkt in der Stadt: „Rund 50 000 Euro kostet die Umsiedlung, einschließlich fünfjährigem Monitoring und Einrichtung und Pflege des neuen Ausgleichsgebiets“im Stadtteil Bieber. Auch das Einfangen der Tiere ist in den Kosten enthalten.