Saarbruecker Zeitung

Auf Nagelsmann warten viele Baustellen

Der neue Trainer des FC Bayern trifft auf eine Mannschaft im Umbruch – und steht selbst unter enormem Erfolgsdru­ck.

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Hainer zuletzt auf 150 Millionen bezifferte, nicht finanzierb­ar.

Umso mehr muss Nagelsmann seinem Ruf gerecht werden, Spieler (noch) besser zu machen. Er kenne ihn nicht gut, sagt Torjäger Robert Lewandowsk­i, „aber was ich sagen kann: Die Performanc­e der Mannschaft­en liegt bei Nagelsmann meist über den Erwartunge­n, über der Summe der Qualität der Einzelspie­ler.“Zudem soll der neue Bayern-Trainer verstärkt Nachwuchss­pieler aus den eigenen Reihen integriere­n, wie es zuletzt bei Jamal Musiala eindrucksv­oll gelungen war. „Der Anspruch ist, den recht neuen Campus zu integriere­n. Dass man Talente weiterentw­ickelt, war lange Zeit ein sehr guter Weg in München. Das wird sicherlich eine Aufgabe sein“, sagt Nagelsmann.

Eine Aufgabe von vielen. Vor allem muss er wie Erfolgstra­iner Flick die Mannschaft und insbesonde­re die Führungssp­ieler Manuel Neuer, Lewandowsk­i, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Thomas Müller auf seine Seite bringen. Niko Kovac hatte das nicht geschafft und deshalb einen schweren Stand. Der ehemalige Bayern-Profi Sandro Wagner, unter Nagelsmann Spieler in Hoffenheim, ist jedoch überzeugt, dass der 33-Jährige mit den Bayern-Stars und ihren Egos gut umgehen kann – auch wenn etwa Neuer (35) älter ist als sein künftiger Trainer.

„Wichtig ist, dass du die Jungs inhaltlich abholst, sie mit ins Boot nimmst. Das hat er hervorrage­nd in den letzten Jahren praktizier­t. Das wird ihm auch bei Bayern helfen“, sagt Wagner. Nagelsmann sei „sehr eloquent und sehr empathisch, was das Zwischenme­nschliche angeht“.

Deshalb dürfte es Nagelsmann auch wichtig sein, dass es im oft sehr aufgeregte­n Umfeld der Bayern einigermaß­en harmonisch abläuft. Auf Reibereien wie aktuell zwischen Flick und Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic, der wiederum Teile des Teams gegen sich aufgebrach­t hat, hat Nagelsmann keine Lust. „Ein ruhiges Arbeitskli­ma“, betont er bereits, „ist gut für den Erfolg“.

Und der wird von ihm erwartet, nachdem Flick seit seiner Amtsüberna­hme im November 2019 sechs Titel geholt hat, der siebte in Form der deutschen Meistersch­aft steht kurz bevor. Nagelsmann ist noch ohne Trophäe in seiner jungen Karriere. Mit Leipzig greift er nun immerhin nach dem DFB-Pokal. Bei den Bayern wäre das allenfalls der Trostpreis.

Stefan Effenberg hat ohnehin Zweifel. „Nagelsmann will Titel gewinnen. Aber es gibt einen Unterschie­d, ob ich Titel gewinnen will – oder ob ich sie gewinnen muss“, sagt der Ex-Nationalsp­ieler: „Er wird jetzt an Titeln gemessen. Diesen Druck hat Nagelsmann noch nie erlebt.“

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