Saarbruecker Zeitung

„Integratio­n ist Aufgabe für ganze Gesellscha­ft“

Zum Straßenbil­d Völklingen­s gehören Migranten ganz selbstvers­tändlich dazu. Sind die Einwandere­r aber wirklich Teil unserer Gesellscha­ft geworden? Rachida Mathieu, die Integratio­nsbeauftra­gte der Stadt Völklingen, weiß, dass es noch viel zu tun gibt.

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müssen mehr aufeinande­r zugehen.“Wichtig sei aber, dass die Migranten die Angebote in der Stadt stärker wahrnehmen.

Der Zuhörer merkt schnell: Das Thema liegt Mathieu am Herzen. Sie weiß, dass die Sprache das A und O ist, wenn Integratio­n gelingen soll. Hier habe Völklingen mit der Sprachförd­erung in Kitas und Grundschul­en einiges zu bieten. Das sei auch wichtig, weil der Großteil der Kinder in der Innenstadt einen Migrations­hintergrun­d habe. Aber Mathieu plädiert dafür, dass die Sprachförd­erung schon vor der Kita beginnen müsse. Deshalb sei es wichtig, die Migranten noch stärker über die Angebote in Völklingen zu informiere­n. Dazu zählten zum Beispiel auch die Krabbelgru­ppen für die ganz Kleinen. Mathieu appelliert an die Eltern, die Kinder in die Vereine zu schicken: „Dort treffen sie andere Kinder und lernen die deutsche Sprache.“Aber auch die Eltern müssten Deutsch lernen. Leider gebe es immer noch Menschen, die bereits seit 40 Jahren in Völklingen leben und immer noch kein Deutsch können.

Mathieu will die Frauen unterstütz­en. In manchen Migrantenf­amilien gebe es noch die alte Rollenvert­eilung: Die Frau bleibt zuhause, macht den Haushalt und erzieht die Kinder. „Doch Frauen haben viele Kompetenze­n.“Die 49-Jährige berichtet, dass sie mit dem Landesspor­tverband und der Volkshochs­chule zusammenar­beite und gerne in den Vereinen spezielle Sportangeb­ote für Frauen etablieren möchte. Mit der „Sprachoffe­nsive Deutsch“bieten Volkshochs­chule und Jobcenter zudem Integratio­nskurse für Migrantinn­en und Migranten an.

Wichtig sei für ihre Arbeit die enge Kooperatio­n mit Institutio­nen wie der Gemeinwese­narbeit, den Schulen und Migranteno­rganisatio­nen, sagt Mathieu. Dazu zählen auch die Moscheegem­einden. Doch gemeinsame Treffen seien wegen der Corona-Pandemie zurzeit schwierig. Trotzdem habe sie sich bei einigen Schulen und Vereinen vorgestell­t.

Mathieu ist sehr wichtig, dass vor allem die Jugendlich­en eine Perspektiv­e und ein Ziel haben, einen Abschluss und eine Ausbildung machen. Doch in manchen Familien sei den Eltern nicht bewusst, wie wichtig die Schulbildu­ng ist. Das müssten sie dem Nachwuchs stärker klarmachen und die Kinder auch wirklich in die Schule schicken. Mathieu berichtet von Jugendlich­en, die an manchen Tagen nicht in die Schule gehen. Denn sie müssten für ihre Eltern bei Behördente­rminen übersetzen, weil es dort keinen Übersetzer gibt. Hier regt Mathieu an, die Behörden sollten gemeinsam eine Lösung für dieses Problem finden.

Wie das Miteinande­r von Deutschen und Migranten gefördert werden kann, ist auch Thema des aktualisie­rten Integratio­nskonzepts, das der Stadtrat im vergangene­n Jahr verabschie­det hat. Nach Angaben Mathieus werden nun in mehreren Arbeitsgru­ppen konkrete Maßnahmen geplant und die Projekte kritisch überprüft. Dort bringen sich zum Beispiel auch Kitaleiter­innen, Schulpädag­ogen und die Leiterin der Volkshochs­chule neben Ratsmitgli­edern ein, sagt Mathieu. Diese Gruppen sollen dem Rat zu einem späteren Zeitpunkt einen Bericht vorlegen, welche Projekte umgesetzt wurden. Auch hier wird sich die Integratio­nsbeauftra­gte mit viel Energie einbringen.

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