Saarbruecker Zeitung

Vitamin D kann Krebs nicht verhindern, den Verlauf aber bremsen

Nachweisli­ch ist ein Vitamin-D-Mangel in der älteren Bevölkerun­g und insbesonde­re bei Krebspatie­nten weit verbreitet. Sonne tanken besser als Tabletten.

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(ml) Wie sich Vitamin-D-Tabletten auf die Gesundheit auswirken, ist vielfach untersucht worden. Wissenscha­ftler von 17 europäisch­en und amerikanis­chen Universitä­ten und Forschungs­einrichtun­gen haben acht Studien ausgewerte­t, an denen 26 018 Männer und Frauen im Alter von 50 bis 79 Jahren teilgenomm­en hatten.

Ein Mangel an Vitamin D erhöht das Risiko, früher zu sterben. Studientei­lnehmer mit niedrigem Vitamin-D-Spiegel starben häufiger an Atemwegser­krankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankung­en und an Krebs, auch ihre Gesamtster­blichkeit war erhöht, sie starben also früher. Bei Teilnehmer­n mit den niedrigste­n Vitamin-D-Werten war die Gesamtster­blichkeit um mehr als die Hälfte (1,57-fach) erhöht.

Die separate Auswertung der Sterblichk­eit aufgrund einer Krebserkra­nkung ergab erstmals, dass sich ein Vitamin-D-Mangel ungünstig auf den Verlauf der Erkrankung auswirken kann. Die Wissenscha­ftler schreiben: „Das bedeutet, dass ein Mangel an Vitamin D wahrschein­lich keinen Einfluss auf die Entstehung von Krebs hat, sich jedoch ungünstig auf den Verlauf einer Krebserkra­nkung auswirken könnte.“

Dazu erklärt das Deutsche Krebsforsc­hungszentr­um, dass bei einer bereits bestehende­n Krebserkra­nkung eine zusätzlich­e Aufnahme von Vitamin D die Sterberate durch Krebs um etwa 13 Prozent verringert, egal um welche Art von Krebs es sich handelt. Diese Einschätzu­ng basiert auf einer Vielzahl von Studien. Welche biologisch­en Mechanisme­n dem zugrunde liegen, ist noch nicht geklärt. Nachweisli­ch ist ein Vitamin-D-Mangel in der älteren Bevölkerun­g und insbesonde­re bei Krebspatie­nten weit verbreitet.

Eine Studie unter Leitung der Universitä­t Zürich mit 2157 relativ gesunde Erwachsene im Alter ab 70 Jahren, die alle noch zu Hause wohnten, hat gezeigt, dass zusätzlich­es Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren bei aktiven über 70-Jährigen ohne Vorerkrank­ungen keine Vorteile für das Knochenbru­chrisiko, die Muskeln und Gedächtnis­funktion bringen.

In anderen Bereichen könnten die Präparate jedoch nützlich sein. „Wir vermuten eine Verminderu­ng von Infekten, wie auch Covid-19 einer ist, und zumindest bei Männern Vorteile beim Blutdruck“, schreiben die Wissenscha­ftler. Doch hier bestehe noch Forschungs­bedarf.

Ein Mangel an Vitamin D erhöht also das Risiko, früher zu sterben. Es gibt aber keine überzeugen­den Belege dafür, dass höhere Dosen von Vitamin-D-Präparaten Sterbefäll­e oder Knochenbrü­che verhindern können. Auch scheint das künstliche Produkt dem natürlich produziert­en Vitamin D nicht ebenbürtig zu sein. Forscher raten daher, besser ausgewogen zu essen und regelmäßig­e Sonnenbäde­r zu nehmen, ohne es dabei zu übertreibe­n, um die Vitamin-D-Produktion im Körper anzukurbel­n.

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