Saarbruecker Zeitung

Ist der Mond auch da, wenn keiner hinsieht?

Im nächsten Semester der Kinderuni geht es um die Quantenphy­sik. Das klingt komplizier­t, lässt sich aber kinderleic­ht erklären. Ein Beispiel dafür liefert die Frage zum Mond.

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nur mit einer gewissen Wahrschein­lichkeit möglich. Und das behagte ihm nicht.

Auch heute können die meisten Menschen im Alltag wenig mit Wahrschein­lichkeiten umgehen. Viele glauben, alles sei vorherbest­immt. Aber: Wer gegen einen Fußball tritt, kann seine Flugbahn berechnen. Schieße man dagegen in der Physik mit einem einzelnen Atom, könne dessen Flugbahn nur mit einer gewissen Wahrschein­lichkeit bestimmt werden, erklärt Becher.

Fest steht dagegen: „Es gibt jede Menge Dinge im Alltag, die auf Quantenphy­sik beruhen“, weiß Christoph Becher. Dazu gehören zum Beispiel die Speicherka­rten von Smartphone­s. Deren Funktionsw­eise lässt sich mit einem Fußball vergleiche­n, den man auf eine Mauer schießt und der auf der anderen Seite wieder herauskomm­t. Nur, dass es sich im Fall der Speicherka­rte um ein winzig kleines Elektron handelt. Die Forscher nennen das Phänomen Tunneleffe­kt.

Nicht nur in Speicherka­rten spielt die Quantenphy­sik eine wichtige Rolle, sondern auch in Digitalkam­eras. Zwei Dinge, die auch für die Teilnahme an der Kinderuni von Bedeutung sind. Da die Vorlesunge­n wegen der Corona-Pandemie nicht auf dem Campus der Saar-Uni stattfinde­n kann, wird das Klassenzim­mer zum Hörsaal. Die Kinder werden zu Reportern und filmen Fragen an die Dozenten selbst mit dem Smartphone.

„Ich fand Licht schon immer toll und fasziniere­nd“, erklärt Christoph Becher. Auch in seinem Physikstud­ium habe er sich deshalb diese Richtung ausgesucht. Über das Licht kam er dann zur Quantenphy­sik. Mit seiner Arbeitsgru­ppe forscht er nun auf dem Gebiet der Quantenopt­ik, die sich mit der Wechselwir­kung zwischen Licht und einzelnen Atomen beschäftig­t. In seiner Kinderuni-Vorlesung geht Christoph Becher der Frage nach, ob der Mond auch dann da ist, wenn keiner hinschaut.

In dem Vortrag von Elke Neu-Ruffing geht es um die Quantenphy­sik des Lichts. Die Junior-Professori­n der Technische­n Universitä­t Kaiserslau­tern geht unter anderem Fragen nach wie: Warum ist Licht manchmal rot oder grün oder weiß? Was passiert, wenn das Licht so schwach wird, dass wir es gar nicht mehr sehen können? Und: Warum ist genau dieses Licht für die Quantenphy­sik so wichtig? Was kann man damit machen?

„Unter dem Mikroskop betrachtet besteht Licht aus winzigen Lichtteile­n, den sogenannte­n Photonen“, erklärt Neu-Ruffing. „In unserem Alltag ist das nicht wichtig, weil einfach zu viele Photonen auf einmal da sind.“Genauso sieht man quasi einzelne Wassertrop­fen im Meer nicht. „Wenn man allerdings ganz schwaches Licht betrachtet, dann beginnt man diese einzelnen Lichtteilc­hen zu erkennen und da kommt die Quantenphy­sik ins Spiel“, so die Dozentin. Das könne nützlich sein, um zum Beispiel in Zukunft sicher Informatio­nen übertragen zu können.

Ihr Kollege Thomas John erklärt in seinem Vortrag, dass Quantenphy­sik nicht nur in ganz kleinen Dingen, sondern auch in größeren Alltagsger­äten wie CD-Spielern in Form von Lasern zu finden sind. Der Dozent demonstrie­rt den Kinderuni-Studenten, wie sie funktionie­ren und wie sich deren Licht von dem einer ganz normalen Glühbirne unterschei­det. In einem seiner weiteren Experiment­e „zum Sehen und Staunen“demonstrie­rt der Physiker, wie man Strom durch ein Kabel schicken kann, ohne dass ein Widerstand entsteht. Die Forscher nennen das Supraleitu­ng. Und auch ein „superkalte­s“Experiment hat er für seinen Vortrag vorbereite­t.

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