Weitere Ermittlungen nach Festnahme im Fall „NSU 2.0“
(dpa) Nach der Festnahme des mutmaßlichen Verfassers der „NSU 2.0“-Drohschreiben sind die Ermittlungen nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft keineswegs abgeschlossen. „Es gibt weitere offene Fragen“, betonte Albrecht Schreiber, der Leiter der Behörde, am Mittwoch bei der Vorstellung der bisherigen Erkenntnisse. Dabei gehe es insbesondere um die Frage, wie der am Montagabend festgenommene 53 Jahre alte Mann aus Berlin sich die Daten mit den Adressen seiner Opfer verschafft habe. Auch ob er eventuell Helfer oder Mittäter gehabt habe, müsse untersucht werden: „Wir sind nicht am Ende.“
Nach „aktuellem Wissenstand“deute nichts auf die Beteiligung von Polizeibeamten an den Drohschreiben hin, sagte Hanspeter Mener, der im vergangenen Jahr als Sonderermittler die Ermittlungen übernommen hatte. Wie der Mann, der seit mehreren Jahren arbeitslos war und nach eigenen Angaben eine Ausbildung im IT-Bereich habe, an die Adresse der Empfänger der Drohschreiben kam, müsse noch geklärt werden. Die Hypothese gehe von erfolgreichem „social engineering“des Verdächtigen aus, der sich erfolgreich als Polizist oder Behördenmitarbeiter ausgegeben haben könnte. „Es gibt keinen Grund für Entwarnung“, hieß es am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung der Frankfurter Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz, der Linken-Vorsitzenden Janine Wissler, der Kabarettistin Idil Baydar und anderer Frauen, die Adressatinnen der „NSU 2.0.“-Drohschreiben geworden waren. Die Festnahme eines Tatverdächtigen sei erfreulich und ein wichtiger Ermittlungserfolg, versicherten sie. Doch drängende Fragen blieben.