Zukunftsgespräche zu Ford-Saarlouis gestartet
(mzt) Darauf haben der Ford-Betriebsrat in Saarlouis und die Gewerkschaft IG Metall seit langem gewartet. „In der vergangenen Woche wurden endlich die Verhandlungen über einen Weg hin zu einer möglichen Modellentscheidung Ende des ersten Halbjahrs 2022 aufgenommen“, heißt es am Mittwoch in einer Mitteilung des Betriebsrats an die Beschäftigten. Die Arbeitnehmervertreter hatten wiederholt darauf gedrängt, dass die Geschäftsführung Gespräche zur Frage aufnimmt, wie es in Saarlouis nach Auslaufen der Fokus-Produktion 2025 mit dem Werk und den Arbeitsplätzen weitergeht.
Deutschland-Chef Gunnar Herrmann hat sich Mitte März ausdrücklich zum Standort Saarlouis bekannt und bekräftigt, die Fertigung im Saarland auch über 2025 hinaus sichern zu wollen. „Wir arbeiten an einem Plan, das Werk in Saarlouis auch für die Zukunft konkurrenzfähig aufzustellen“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Das Ziel der Verhandlungen ist aus Sicht von Betriebsratschef Markus Thal, den Zuschlag für eine Elektroauto-Fertigung zu bekommen.
Für die weiteren Gespräche soll laut Betriebsrat ein „Arbeitsteam Zukunft SLS“gebildet werden. Es soll regelmäßig beraten, aber sich auch mit aktuellen Fragen befassen. Die wichtigste ist offenbar, wie der Personalüberhang von 600 Mitarbeitern, der bis Jahresende durch Produktionskürzungen entsteht, aufgefangen werden kann. Zurzeit hat das Werk rund 4500 Beschäftigte.
Ein Weg, um Jobs im Werk zu erhalten, soll die Übernahme von Aufgaben sein, die bisher nach außen vergeben waren. 120 Arbeitsplätze sollen laut Betriebsrat in einem ersten Schritt hereingeholt werden. Das Zurückholen von Fertigungs- und Logistiktätigkeiten soll weitergehen. Dafür gebe es schon eine Liste. 220 Arbeitsplätze, zum Teil nur befristet, seien so zu retten.
Nach Angaben des Betriebsrats werden bereits ab dem 30. Juni 86 Ford-Mitarbeiter die Türverkleidungen und Mittelkonsolen des Focus selbst vormontieren. Bisher war dieser Produktionsschritt in den Ford-Zulieferpark ausgelagert: an das Saarlouiser Logistik- und Montageunternehmen ISL und den französischen Autozulieferer Faurecia. Die ISL-Geschäftsführung wollte zu Folgen für die Beschäftigten am Mittwoch keine Stellungnahme abgeben. Faurecia teilte auf Anfrage mit, dass die Teile weiterhin im Werk St. Michel in Frankreich produziert und von dort nach Saarlouis geliefert würden. Der Autozulieferer habe selbst nur acht Mitarbeiter im Saarland. Nach Angaben von Ford sei der
Vertrag zu Vormontage „mit unserem bisherigen Zulieferer Faurecia nicht verlängert“worden. Darüber hinaus sollen bei Ford Instrumente wie Altersteilzeit, neue Arbeitszeitmodelle und interne Versetzungen genutzt werden, um den Personalüberhang sozialverträglich aufzufangen.
Wegen Lieferengpässen bei Halbleiter-Bauteilen in der Corona-Pandemie wird die Produktion in Saarlouis noch bis 29. Juni stillstehen. Für das dritte und vierte Quartal sollen Besserungen eintreten. Seit Dezember haben Autohersteller weltweit mit dem Zuliefer-Problem zu kämpfen. Halbleiter sind wesentliche Bestandteile von Mikrochips. Die stecken in vielen Kontroll- und Steuerungsmodulen der Autos, etwa in Fahrerassistenz-Systemen.