Saarbruecker Zeitung

Eine Randfigur gerät im Fall Gregorius in den Fokus

Bisher konzentrie­rte sich der Mordprozes­s um den 1991 verschwund­enen Saarländer auf den Mitangekla­gten von Axel K.

-

vergangene­n Juli ins Visier. Sie hörten seine Telefonate ab. Eine Auswahl ist an diesem Prozesstag im Gericht zu hören. Geht es um die Tatvorwürf­e und die damals anlaufende­n Ermittlung­en, spricht K. mal von einem „Absurdität­enkabinett“, mal von einem „Kasperleth­eater“.

Spannend wird es jedoch, als sich Axel K. am 16. Juli vergangene­n Jahres bei Dietmar M. meldet. Die beiden Freunde telefonier­en an diesem Tag mehrfach miteinande­r. M., genannt „Didi“, galt als möglicher Mittäter.

Zwei Zeugen hatten K. und M. gemeinsam mit Ralf W. schwer belastet. „Das sind ja zwei Aussagen gegen uns“, sagt Axel K. am Telefon. „Kannst Du Dich erinnern, was wir besprochen haben, wie wir vorgehen?“K. beantworte­t diese Frage selbst, er macht einen deutlich gefasstere­n Eindruck als M. Und es fällt ein Satz, der die Aufmerksam­keit der Kripo auf sich zieht. K. sagt: „Wir bleiben bei unserer Aussage, dann lassen wir den anderen einfach über die Klinge springen.“Der andere, das dürfte Ralf W. sein, ein früherer Freund, der laut Zeugen immer wieder über den angebliche­n Mord an Gregorius gesprochen haben soll.

Was hatte Axel K. mit seinem Freund „Didi“vereinbart? Sprachen die beiden unbefangen miteinande­r? Oder ahnten sie, dass die Polizei mithörte? Tatsächlic­h hatte K. bei seiner ersten Kontaktauf­nahme im Juli darum gebeten, ihn „auf einem anderen Telefon“anzurufen. Später schärft er M. ein, dieser müsse nun stehen „wie eine Mauer, sonst kommen wir da nicht mehr raus“. Dietmar M. klingt in den abgehörten Gesprächen zunehmend nervös, er könne nicht mehr richtig schlafen. Immer wieder beteuert M. nun: „Wir haben ja nichts gemacht.“

Im Januar dieses Jahres nahm sich der 53-Jährige in der Untersuchu­ngshaft im Saarbrücke­r Gefängnis das Leben. In einem mehrseitig­en Notat, offenbar schwer lesbar, mit etlichen Korrekture­n und Leerstelle­n, schildert M., was im September 1991 geschehen sein soll. Den Inhalt gibt eine Kriminalbe­amtin am Mittwoch grob wieder. Dietmar M. will mit Axel K. seine Wohnung renoviert haben, als plötzlich Ralf W. aufgetauch­t sei, durchnässt. Er brauche Hilfe, soll W. gesagt haben, es habe im Wald eine

Auseinande­rsetzung mit „Pit“gegeben, Peter Gregorius. Er habe Angst, dass Gregorius tot sei, soll W. erklärt haben. Doch am möglichen Tatort hätten die drei Männer den damals 27-Jährigen nicht mehr gefunden. Später soll W. angeblich offenbart haben, er habe die Leiche von Gregorius unter Laub versteckt. „Ich kann Ihnen nicht sagen, welche Tatversion das genau ist“, sagt die Beamtin vor Gericht. M. hinterließ auch einen Abschiedsb­rief, in dem er Ralf W. massiv belastete. „Ich selbst und Axel K. hatten nichts damit zu tun“, heißt es darin. „Ralf W. ist der einzigste Mörder.“Den Brief versah M. mit einem Nachtrag: „Ich hoffe, dass der Ralf W. für immer im Knast landet.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany