Druck auf die Saarbrücker Grünen wächst
Bürgerforum fordert die Neuausschreibung der Stelle des Kulturdezernenten, diesmal mit der Forderung nach Qualifikation.
bei den Koalitionspartnern der Grünen, deren Stimmen Reif im Stadtrat braucht. Der Zorn der Wähler könnte auch sie treffen.
Einen Vorgeschmack darauf hat am Mittwoch das Saarbrücker Bürgerforum gegeben. Die Institution, die das Altstadtfest erfunden hat und deren Hartnäckigkeit es unter anderem zu verdanken ist, dass die Alte Brücke nicht abgerissen wurde, knöpft sich in einem offenen Brief an die 63 Saarbrücker Stadtverordneten erst mal den Vorsitzenden der CDU-Stadtratsfraktion, Sascha Zehner, vor. Der hatte in der Stadtratssitzung vergangene Woche den Antrag der SPD, in die Ausschreibung doch reinzuschreiben, dass ein Bewerber Kenntnisse und Erfahrung in Sachen Kultur und Bildung vorweisen muss, mit den Worten zurückgewiesen: „Es geht darum, einen Entscheidungsträger zu finden. Dem wird diese Ausschreibung gerecht.“
„Es ist langsam erschreckend, wie wenig Sachwissen in der Politik gefragt ist“, schreibt die Vorsitzende des Bürgerforums, Ulrike Donié. Dann verweist sie auf Zehners Aussage und kommentiert: „Entscheidungsfreude ist ja etwas Gutes, nur sollte man von der Materie auch Ahnung haben, sonst gibt es zwar schnelle, aber falsche Entscheidungen.“„Gerade in einer Situation, in der der Kultur- und Bildungsbereich
– und nicht nur durch die Pandemie – vor immensen Herausforderungen steht, sind breitgefächerte themenspezifische Erfahrungen, fundierte Sachkenntnisse, ein visionärer Geist und Innovationskraft unabdingbar für die Besetzung der Stelle“, heißt es im Brief des Bürgerforums. Es fordert den Stadtrat auf, „die Ausschreibung für die Nachfolge im Kulturdezernat neu zu formulieren. Voraussetzung für eine Bewerberin oder einen Bewerber müsse zwingend „Qualifikation und Erfahrung aus dem Kulturbereich“sein. Auch aus der Kulturszene werden erste Stimmen laut, die das ebenfalls fordern. „Wir brauchen eine starke Besetzung mit absolutem Fachwissen und Liebe zur Kultur. Wir haben schon zu viel an Niveau und Fähigkeiten eingebüßt“, kommentierte etwa der Musikhochschul-Professor und Jazzmusiker Oliver Strauch auf Facebook.
Bei der FDP ist die Botschaft angekommen. „Man sollte da deutlich auf die einschlägige Qualifikation
Wert legen“, sagt deren Kreisvorsitzender Roland König. „Es muss ein Kandidat sein, der qualifiziert und in der Lage ist, die darniederliegende Kultur wieder zu stärken“, sagt der Vorsitzende der FDP-Stadtratsfraktion, Helmut Isringhaus. Hilft da eine Ausschreibung, in der komplett auf fachliche Anforderungen verzichtet wird? Auf diese Frage an Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) teilte Stadtpressesprecher Thomas Blug am Mittwoch mit: „Die Ausschreibung entspricht den gesetzlichen Vorgaben und wurde nach einer öffentlichen Diskussion vom Stadtrat so beschlossen. Das Dezernat umfasst ein breites Aufgabenspektrum. Es reicht vom Zoo, über das Jugendhilfezentrum, die Grundschulen und Kitas bis hin zu Archiv, Stadtbibliothek oder Kulturamt und ist mit einer entsprechenden hohen Personalverantwortung verbunden. Die Ausschreibung lässt ein breites Bewerberspektrum zu, und es obliegt letztlich dem Rat, den besten Bewerber zu wählen.“