Saarbruecker Zeitung

Streit um Kriegsspie­le in Altenwald

Zehn Männer wollen sich in Altenwald mit Plastikkug­eln beschießen. Ein Friedhof und eine Schule sind gleich daneben. Und das ist nicht das Einzige, was die Nachbarn gegen das Vorhaben aufbringt.

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dem 57 000 Quadratmet­er großen Gelände möchte zukünftig das „Black Dog’s Airsofttea­m Saarland“seinen Sport betreiben. An das Gelände grenzen jedoch ein Friedhof und die Waldschule. Das gefällt vielen aus der Nachbarsch­aft überhaupt nicht. Rund hundert Personen haben sich in einer Unterschri­ftenliste gegen die Pläne des „Airsofttea­ms“ausgesproc­hen.

Dominic Roth ist Vorsitzend­er des Airsofttea­ms und fest davon überzeugt, dass er schon bald in Altenwald sein Hobby betreiben kann. „Wir haben das Gelände im August 2020 auf zehn Jahre gepachtet und werden es auch nutzen“, sagt Roth.

Bis jetzt konnte das Team jedoch nicht einmal dort spielen. Das lag neben den Corona-Bestimmung­en an den gesetzlich­en Vorgaben für Airsoftanl­agen, die auch in Altenwald zu erfüllen sind. Dafür müssen Roth und sein Team das Gelände mit Netzen umzäunen, damit Kugeln nicht über das Spielfeld hinausschi­eßen können.

Eine Anwohnerin, die regelmäßig in dem Waldstück mit ihrem Hund spazieren geht, wurde durch die Netze zum ersten Mal auf die neuen Pächter aufmerksam. Sie erkundigte sich auf Facebook nach dem Kugelfang und stieß im Internet prompt mit Mitglieder­n des Airsofttea­ms zusammen. Sie fühlte sich dort so massiv angegriffe­n, dass sie jetzt zum Schutz ihrer Sicherheit anonym bleiben möchte.

Die Anwohnerin tat sich mit einer Gruppe Nachbarn zusammen und machte gegen das Airsoftgel­ände mobil. Es fanden sich schnell Mitstreite­rinnen und Mitstreite­r: „Fast alle, die wir in den angrenzend­en Straßen gefragt haben, waren gegen die Kriegsspie­le“, sagt die Kritikerin.

Auch Eltern von Kindern aus der Waldschule hätten gegen das Airsoftgel­ände unterschri­eben.

Die unmittelba­re Nähe zu Kindern und Toten hat auch die CDU Sulzbach auf den Plan gerufen. Auf Facebook schreibt sie, dass „gewaltverh­errlichend­e Spiele“den Trauernden auf dem Friedhof gegenüber pietätlos seien.

Außerdem würden die Bemühungen der Waldschule konterkari­ert, den Kindern ein offenes Weltbild ohne Gewalt zu vermitteln.

Die CDU-Fraktion möchte ihre Bedenken gegen die „Airsoft Kriegsspie­le“diese Woche im Sulzbacher Stadtrat weiter ausführen. Die Anwohner hoffen auf ein juristisch­es Eingreifen der Stadt.

Dominic Roth wusste im Gespräch mit der SZ noch gar nichts von der Stadtratss­itzung, in der das Airsoftgel­ände verhindert werden soll. Er ist sicher, dass die Stadt und das Ordnungsam­t sowieso nichts mehr machen können. Denn „Black Dog’s“habe das Gelände schließlic­h privat gepachtet. Das Airsofttea­m warte nur noch auf eine Erlaubnis des Eigentümer­s.

Das Waldstück gehört SZ-Recherchen zufolge der Immobilien­firma MHG Holding in Berlin und war jahrelang ohne Pächter.

Auch von den moralische­n Einwänden der Airsoftgeg­ner lässt sich Roth nicht beeindruck­en. Er und seine Männer würden in Altenwald keinen Krieg nachspiele­n, sondern taktischen Mannschaft­ssport betreiben, sagt der Vorsitzend­e. Außerdem seien sie zu weit weg vom Friedhof, um die Totenruhe zu stören, und würden nur auf dem Platz spielen, wenn kein Schulbetri­eb ist.

Ob sich jedoch die Anwohner davon beschwicht­igen lassen, ist fraglich. Die Initiatori­n der Unterschri­ftenliste prophezeit einen „ewigen Konflikt“, sollten die Black Dogs in Altenwald bleiben.

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