Saarland sucht Fanfare für Frankreich-Strategie
Das Saarland sucht mit einem Kompositionswettbewerb eine Fanfare für seine FrankreichStrategie. Müsste es aber nicht passenderweise ein Trauermarsch sein?
SAARBRÜCKEN (epd) Das Saar-Europaministerium sucht per Wettbewerb nach einer Werbe-Melodie für seine Frankreich-Strategie. Benötigt werde „eine gut wiedererkennbare Jingle-Melodie als Musikuntermalung und Intro-Musik“, etwa für Videos, hieß es. Den besten drei Komponisten winken Geldpreise zwischen 1400 und 2000 Euro. Ziel der Strategie ist unter anderem, das Saarland bis 2043 zu einem mehrsprachigen Raum mit Französisch als zweiter Sprache zu machen.
Wüsste man es ja nicht besser, dass unsere Landesregierung nämlich tagein, tagaus stets mit Bedeutendem befasst ist, man würde sich vielleicht wundern. Doch nein, es ist offenbar Ernst gemeint: Das Saarland sucht eine Melodie für seine Frankreich-Strategie, hat Europaminister Peter Strobel (CDU) jetzt angekündigt. Bis 11. Juni kann man passende Tonsätze im Ministerium einreichen.
„Die Frankreich-Strategie ist zu einem anerkannten Markenzeichen der saarländischen Politik geworden“, heißt es nun selbstbewusst in einer Mitteilung aus dem Hause Strobel.
Deshalb suche das Land jetzt „eine unverkennbare Melodie, die man sofort mit der Frankreich-Strategie verbindet und die dieses Projekt angemessen repräsentiert“.
Allerdings, die Legion der Komponisten im Lande, die Schmitts und Nimsgerns, die jetzt bereits ihre Feder zücken, zum Notenpapier greifen und den Flügeldeckel aufklappen, seien ein bisschen gebremst. Gefordert ist kein Großwerk, keine Sinfonie, keine Oper, kein Musical, keine Ouvertüre, nicht mal eine Saareillaise. Ein „Jingle“von gerade mal „10 Sekunden“soll es werden (plus eine Drei-Minuten-Variante, mit denen man künftig Videos wohl aus den Ministerien untermalen kann). Mehr also ein Ta-TaTa-Taaaa zum Lobpreis der Landesregierung.
Ach so, und weil der Europaminister ja zugleich der Finanzminister des Saarlandes ist, fällt das Honorar für den Geniestreich angemessen bescheiden aus: 2000 Euro gibt’s für den ersten Platz (1700 Euro für Platz zwei, 1400 Euro für Platz drei) und alle Rechte gehen in der Folge aufs Finanzministerium über.
Wie aber rühmt man nun die Frankreich-Strategie „angemessen“? Fragte man die Beckmesser der Opposition, kann’s ja eigentlich nur ein Trauermarsch werden. Oder gar ein Requiem mit dem Vermerk „anno 2020“, weil damals der Grenzschließer Bouillon die ganze schöne Frankreich-Strategie quasi schon zu Grabe trug. Bestenfalls, klassisch gedacht, käme eine „Unvollendete“infrage. Denn zum großen Ziel, das die Mutter der Strategie, Annegret Kramp-Karrenbauer, 2014 ausgab, dass das Land binnen einer Generation perfekt zweisprachig deutsch-französisch parlieren soll, fehlt ja hörbar noch das Frankophone einiges. Für Dissonanzen aber wird man im Europa-Ministerium wohl kein Ohr haben...
Mehr Erfolg dürften da schon Tonsetzer haben, die die Auftraggeber, also die Landesregierung, fest im Blick haben. Zum Beispiel zauberflötend deren Tun preisen: „Diese Strategie ist bezaubernd schön, wie noch kein Auge je gesehen.“Geht doch. Gerne darf man auch die ganz Großen zitieren, im Duktus eines Bach-Chorals etwa: „Was Hans tut, das ist wohlgetan“. Oder: „Eine feste Burg ist unser Hans“. Dies könnte dann gleich auch bei CDU-Landesparteitagen angestimmt werden. Wobei sich wieder einmal zeigt, dass einsilbige Politikernamen kompositionstechnisch von Vorteil sind. „Rehlinger“etwa dürfte höchstens Neutöner reizen. Allenfalls ein „Ave Anke“wäre im Bach’schen Sinne noch komponierbar. Hat allerdings alles bisher wenig Frankophones. Vielleicht dann doch „La mer“zu „La Sarre“umdichten?
Wichtig wird aber auch, dass die neue Lobes-Melodie für die Meistersänger in der Staatskanzlei gut singbar ist. Wobei, da gibt es doch schon was: „Hänschen klein, regiert allein, in das kleine Land hinein .... “