Saarbruecker Zeitung

Kriminelle fingieren Wohnungsan­zeigen

Der Wohnungsma­rkt im Internet brummt. Doch wer arglos sucht, kann Betrügern zum Opfer fallen.

- VON JESSICA BECKER

Eine große Wohnung in einer traumhafte­n Lage mit Balkon und Parkplatz zum Schnäppche­npreis – solche Annoncen gibt es auf Immobilien­portalen im Internet reichlich. Oft stecken Betrüger dahinter, die es auf nichts anderes als das Geld oder die Daten von Mietern abgesehen haben. Davor warnt die Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW ). In vielen Fällen gebe es die vermeintli­che Traumwohnu­ng überhaupt nicht.

Ein verbreitet­es Betrugssze­nario ist der Trick mit der Vorkasse. Ein angebliche­r Vermieter meldet sich bei Wohnungssu­chenden und erklärt, dass er im Ausland lebe. An einer Besichtigu­ng könne er daher nicht teilnehmen. Sein Angebot lautet: Er schicke den Schlüssel per Post oder ein Dritter begleite den potenziell­en Mieter bei der Besichtigu­ng. Dafür verlange der vermeintli­che Eigentümer eine Kaution, berichtet die Verbrauche­rzentrale NRW. Das Pfand werde in den meisten Fällen auf ausländisc­he Konten überwiesen. Sobald es bei den Betrügern angekommen ist, breche der Kontakt ab. Den Schlüssel gibt es natürlich nicht. Die Überweisun­g lasse sich nicht mehr zurückbuch­en. Auch wenn die Kaution per Nachnahme bezahlt werden soll, bleibe Verbrauche­r in der Regel auf den Kosten sitzen.

Von einer ähnlichen Masche berichtet die Verbrauche­rzentrale Niedersach­sen. Auf eine Suchanzeig­e meldete sich eine vermeintli­che Ärztin, die angab, ins Ausland gezogen zu sein. Sie hätte in Deutschlan­d eine Wohnung zu vermieten. Fotos der Eigentümer­in und die Kopie ihres Ausweises ließen das Angebot zunächst seriös erscheinen. Während des Kontakts wurde der potenziell­e Mieter jedoch misstrauis­ch. Die angebliche Vermieteri­n habe vor einer Wohnungsbe­sichtigung um eine Vorauszahl­ung der ersten Miete und die Kopie seines Personalau­sweises gebeten. Gefalle dem Verbrauche­r die Wohnung nicht, erhalte er das Geld wieder zurück. Er brach den Kontakt ab und wandte sich an die Verbrauche­rzentrale.

„Die Maschen ähneln sich. Oft wird ein Kontakt im Ausland angegeben, um eine persönlich­e Übergabe zu umgehen, schmückend­e Details im Schriftver­kehr stellen Vertrauen her und sollen die Suchenden überzeugen“, erklärt Kathrin

Körber von der Verbrauche­rzentrale Niedersach­sen. Das Ziel bleibt das Gleiche: Das Geld und die persönlich­en Daten der potenziell­en Opfer.

Daher sollten Wohnungssu­chende sich nach dem Motto „Vorsicht ist besser als Nachsicht“auf einschlägi­gen Portalen umschauen, raten die Verbrauche­rschützer. Vor allem zu günstige Preise sollten die Alarmglock­en läuten lassen. Wie realistisc­h der angegebene Mietpreis ist, können Verbrauche­r über den örtlichen Mietpreiss­piegel der Kommunen herausfind­en. Er ist in der Regel auf den Webseiten der Gemeinden öffentlich zugänglich.

Wer Widersprüc­he zwischen Fotos und dem Inserat des Vermieters erkennt, sollte ebenfalls hellhörig werden. Bilder kann der Verbrauche­r auch über die umgekehrte Google Bildersuch­e überprüfen. Dazu speichert er Foto aus der Anzeige. Anschließe­nd öffnet er Google und klickt oben rechts auf „Bilder“. In der Suchmaske wählt er das Kamera-Symbol aus und lädt das gespeicher­te Foto aus dem Inserat aus. Die Suchmaschi­ne vergleicht nun das Foto mit anderen ähnlichen Bildern im Internet. Sollten sie beispielsw­eise aus dem Katalog eines Möbelhause­s kopiert sein, wird die Suche Treffer anzeigen. Genauso

lassen sich auch kopierte Inserate entlarven. Die Verbrauche­rzentrale NRW empfiehlt, dass der Nutzer Teile des Textes oder die Überschrif­t in eine Suchmaschi­ne eingibt. Erscheint eine ähnliche Anzeige auf anderen Portalen mit anderen Kontaktdat­en, kann das ein Indiz für einen Betrugsver­such sein.

Vorsicht ist auch geboten, wenn Angaben fehlen. „Seriöse Anbieter geben in ihrer Anzeige in der Regel Auskunft über die Höhe der Warmund Kaltmiete sowie den Energieaus­weis“, erklären die Verbrauche­rschützer. „Ist lediglich eine Warmmiete angegeben, kann das ein Indiz für eine Fake-Wohnung sein.“Auch wenn Ansprechpa­rtner fehlen oder auf der Webseite des Anbieters kein Impressum zu finden ist, sollten Wohnungssu­chende misstrauis­ch werden. Wenn eine Telefonnum­mer angegeben ist, könne mit einem Anruf getestet werden, ob sie tatsächlic­h vergeben ist.

Kommunizie­rt der vermeintli­che Vermieter in gebrochene­m Deutsch oder schickt eine Anfrage auf Englisch, kann das auch ein Indiz für ein Betrugsobj­ekt sein, warnt die Verbrauche­rzentrale NRW. „Da Betrüger oftmals aus dem Ausland agieren, nutzen sie häufig Übersetzun­gsprogramm­e.“Die Apps seien zwar immer besser geworden, aber schlechte Rechtschre­ibung und Grammatik könnten trotzdem enttarnt werden.

Wenn der erste Kontakt über die Plattforme­n geknüpft ist, wechseln manche Betrüger zur Mail, denn darüber können sie ihren potenziell­en Opfern Schadsoftw­are (Malware) schicken. Daher mahnt die Verbrauche­rzentrale NRW, Dateianhän­ge mit der Endung „.exe“nicht zu öffnen. Dahinter verbirgt sich ein Installati­onsprogram­m, dass Malware auf dem Computer des Empfängers einschleus­t.

Wer auf die Immobilien­betrüger hereingefa­llen ist, dem raten die Verbrauche­rschützer, sich im Fall einer Überweisun­g an ihre Bank zu wenden. „Einen Anspruch darauf, dass die Bank Überweisun­gen zurückbuch­t, haben sie allerdings nicht“, erklärt die Verbrauche­rzentrale NRW. Bei Lastschrif­tzahlungen kann jedoch innerhalb von acht Wochen eine Erstattung gefordert werden. Darüber hinaus sollten Opfer Anzeige bei der Polizei erstatten. Auf der Webseite des Bundeskrim­inalamtes kann das auch online erledigt werden. Wichtig ist nach Angaben der Verbrauche­rschützer auch, das Immobilien­portal, auf dem das Inserat womöglich weiterhin online ist, über den Betrug informiert wird.

„Seriöse Anbieter geben in ihrer Anzeige in der Regel Auskunft über die Höhe der Warm- und Kaltmiete sowie den Energieaus­weis.“Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen

 ?? FOTO: CHARISIUS/DPA ?? Auf Immobilien­plattforme­n verstecken sich zwischen vielen seriösen Angeboten auch betrügeris­che Anzeigen.
FOTO: CHARISIUS/DPA Auf Immobilien­plattforme­n verstecken sich zwischen vielen seriösen Angeboten auch betrügeris­che Anzeigen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany