Bayern zum neunten Mal in Folge Meister
Bayern schon vor dem 6:0 gegen Mönchengladbach mit Titel Nummer neun in Folge. Lewandowski fehlt noch ein Tor.
Bayern München war schon vor der 6:0-Gala gegen Gladbach der neunte deutsche Meistertitel in Folge sicher. Beflügelt war auch Robert Lewandowski, der mit drei Treffern dem Torrekord von Gerd Müller bis auf ein Tor nahekam.
Es war eine Feier im kleinen Kreis. Der nimmersatte Torrekord-Jäger Robert Lewandowski und seine meisterlichen Mitspieler tanzten ein bisschen, sie trugen dabei die vorbereiteten roten T-Shirts und Käppis mit einer großen, weißen „9“vorne drauf, und ein paar Mal riefen sie „Campeones!“. Aber das war es dann auch: keine Schale, kein Weißbier, keine jubelnden Zuschauer – alles ziemlich steril.
Einem wie Thomas Müller wird es freilich auch nach der neunten Meisterschaft in Serie und der persönlich schon zehnten (Rekord!) nicht langweilig. „Es geht einem nicht um Titel“, behauptete er, es gehe vielmehr darum, jedes Spiel zu gewinnen. „Denn dieses Gefühl des Gewinnes, des Besserseins als der Gegner, das gibt Dir den Kick. Der dauert nicht lange, deswegen versucht man, ihn sich immer wieder zu holen“, sagte er.
Am Tag ihres siebten Titelgewinns in nur 18 Monaten unter dem scheidenden Meistermacher Hansi Flick zeigten die siegessüchtigen Münchner genau 90 Minuten lang, was Müller sagen wollte. „Das war eines Meisters würdig“, sagte Flick zum 6:0 (4:0) gegen ein desolates Borussia Mönchengladbach. Als das Spiel begann, war den Bayern die Schale längst sicher. Doch statt eines entspannten Schaulaufens folgte eine Machtdemonstration. „Wir wollten auf dem Platz zeigen, dass wir deutscher Meister sind“, sagte Lewandowski – und keiner wollte es mehr als der Weltfußballer. Tor eins erzielte er nach 1:53 Minuten, so schnell hatte er noch nie getroffen. Es folgten die Saisontore 38 und 39 (34. und 66., Handelfmeter). Fehlt noch eines, um den Rekord von Gerd Müller (40) einzustellen. „Man hat gesehen, wie die Mannschaft ihn unterstützt“, betonte Flick.
Nach den weiteren Treffern durch Müller (23.), Kingsley Coman (44.) und Leroy Sané (86.) hätte Lewandowski fast noch einen eigenen vierten erzielt. Aber noch hat der polnische „Bombowiecz“ja in Freiburg und gegen den FC Augsburg Zeit, um den originalen „Bomber“einzuholen und zu überholen. „Gerd Müller war das Idol meiner Jugend“, sagte Flick, „aber wenn Lewy es schafft, hat er es mehr als verdient.“
Die Torrekord-Jagd von Lewandowski veredelte ein Spiel, in dem die Bayern den Gladbachern mit einer spielerisch anmutenden Brutalität die letzte Hoffnung auf die Europa League nahmen. Zugleich verdichteten sich die bislang 18 Monate unter Flick in diesen 90 Minuten: Die Mannschaft habe, obwohl schon vor dem Spiel Meister, einen „unglaublichen Charakter und Siegeswillen“gezeigt“, lobte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
Der Anteil von Flick an dieser kurzen, aber zugleich so erfolgreichen Ära „ist natürlich gewaltig“, betonte der designierte Clubchef Oliver Kahn, weshalb sein baldiger Vorgänger dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) bei mehreren Medien riet, nun gefälligst mal den besten Mann für die Nachfolge von Joachim Löw als Bundestrainer dingfest zu machen. Flick aber betonte erneut: „Ich bin für viele Dinge offen.“
Seinem Nachfolger Julian Nagelsmann hat Flick zum neuen Job gratuliert und ihn wissen lassen, welch großartige Mannschaft er da übernehme. Und was ihn erwartet. „Bei Bayern München ist es der Anspruch, dass man erfolgreich ist, dass man möglichst jeden Titel holt. In diesem Jahr ist es leider nur die Meisterschaft, weil in der entscheidenden Phase wichtige Spieler gefehlt haben“, sagte Flick.
In der Tat fehlte im Viertelfinale der Champions League gegen Paris St. Germain etwa der verletzte Lewandowski – und doch hat „nicht viel gefehlt“, betonte Kahn, der im ihm eigenen „Weiter, immer weiter“-Modus auch gleich mal den Masterplan für die kommende Saison ausgab. „Jetzt sind wir natürlich heiß drauf, als erste Mannschaft auf diesem Planeten zehn Mal in Serie Meister zu werden“, sagte er bei Sky. Zehn Titel reichen freilich nicht zu Platz eins: Der Weltrekord gehört dem FC Tafea, der von 1994 bis 2009 15 Meisterschaften des Inselstaates Vanuatu im Südpazifik gewann.