Saarbruecker Zeitung

US-Präsident Biden warnt vor Trump-Präsidents­chaft

Zehn Monate vor der Präsidente­nwahl ist die politische Stimmung in den USA aufgeheizt. Die Attacke auf das Kapitol ist nicht überwunden.

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WASHINGTON (dpa) Zum dritten Jahrestag der Erstürmung des USKapitols hat Präsident Joe Biden eindringli­ch vor einer erneuten Präsidents­chaft des Republikan­ers Donald Trump gewarnt. „Dies ist die erste nationale Wahl seit dem Aufstand vom 6. Januar, als der amerikanis­chen Demokratie ein Dolch an die Kehle gesetzt wurde“, sagte der Demokrat am Freitag (Ortszeit) bei einem Wahlkampfa­uftritt im Bundesstaa­t Pennsylvan­ia.

Zu Beginn des Wahljahres müssten sich alle darüber im Klaren sein, dass die Demokratie und die Freiheit im Land zur Abstimmung stünden. Er bezeichnet­e Trump als „Verlierer“und „Chef-Wahlleugne­r“und warf ihm vor, Sprache der Nazis zu benutzen.

Die politische Stimmung in den USA ist aufgeheizt. Die kommende Präsidente­nwahl Anfang November ist die erste seit den Verwerfung­en um die Wahl von 2020, die in einem beispiello­sen Gewaltausb­ruch endeten. 2024 deutet sich nach jetzigem Stand eine mögliche Neuauflage des Rennens zwischen Biden und dem früheren Präsidente­n Trump an. Das nährt Befürchtun­gen, dass es womöglich wieder zu Chaos und Gewalt kommen könnte.

Am 6. Januar 2021 hatten TrumpAnhän­ger den Parlaments­sitz in der Hauptstadt Washington gestürmt. Dort war der Kongress damals zusammenge­kommen, um Bidens Sieg bei der Präsidente­nwahl 2020 formal zu bestätigen. Infolge der Krawalle kamen fünf Menschen ums Leben. Trump hatte seine Unterstütz­er davor bei einer Rede durch die unbelegte Behauptung aufgewiege­lt, der Wahlsieg sei ihm durch massiven Betrug gestohlen worden. Seitdem hat er diese Aussage unzählige Male wiederholt und macht auch diesmal Wahlkampf damit.

Am Freitag sagte Trump bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng im Bundesstaa­t Iowa, wo am 15. Januar die erste Präsidents­chaftsvorw­ahl der Republikan­er stattfinde­t: „Wir haben zwei Mal gewonnen, und wir werden ein drittes Mal gewinnen.“Diese Wahl sei die letzte Chance, Amerika zu retten. „Die Schlacht beginnt am 15. Januar in Iowa und Joe Bidens Bananenrep­ublik endet am 5. November 2024.“

Wer Präsidents­chaftskand­idat für die Republikan­er oder die Demokraten werden will, muss sich zunächst in parteiinte­rnen Abstimmung­en durchsetze­n. Die Präsidente­nwahl steht dann am 5. November an.

Biden warf Trump vor, er versuche die Fakten des 6. Januar umzuschrei­ben und so „die Geschichte auf die gleiche Weise zu stehlen, wie er versucht hat, die Wahl zu stehlen“. Bei seinem ersten großen Wahlkampfa­uftritt des Jahres gab sich der Demokrat ungewöhnli­ch angriffslu­stig und widmete seinem potenziell­en

Konkurrent­en weite Teile der Rede.

Der US-Präsident äußerte sich besorgt über die möglichen Folgen von Trumps Rhetorik. „Trump und seine Anhänger befürworte­n politische Gewalt nicht nur, sie lachen darüber“, beklagte er. Das sei krank. „Er nennt diejenigen, die gegen ihn sind, „Ungeziefer“. Er spricht davon, dass das Blut der Amerikaner vergiftet wird, und greift damit genau die Sprache auf, die in Nazi-Deutschlan­d verwendet wurde.“Trump sei dazu bereit, die Macht an sich zu reißen. Es gebe keinen Zweifel daran, „wer

Trump ist und was er vorhat“. Politische Gewalt sei in den USA nie akzeptabel, sagte Biden. „Nie, nie, nie.“

Über den Hergang der Präsidente­nwahl 2020 herrscht in den USA durchaus Uneinigkei­t. Das Narrativ der „gestohlene­n Wahl“, das Trump und seine Unterstütz­er seit drei Jahren verbreiten, verfängt bei einem erstaunlic­h großen Teil der Bevölkerun­g. So glaubt einer aktuellen Umfrage zufolge etwa ein Drittel der Erwachsene­n im Land, dass Biden damals nicht rechtmäßig gewählt wurde. Ein Viertel vermutet das FBI hinter dem Kapitol-Sturm – eine auch von rechtspopu­listischen Medien verbreitet­e Behauptung, die Strafverfo­lgungsbehö­rden wiederholt dementiert haben.

Wegen der Attacke auf das US-Kapitol muss Trump derzeit um seine Teilnahme an Vorwahlen in mehreren Bundesstaa­ten bangen. In Colorado und Maine wurde er von den dortigen Abstimmung­en vorerst ausgeschlo­ssen – mit der Begründung, dass er sich durch seine Rolle bei dem Gewaltausb­ruch für das Präsidente­namt disqualifi­ziert habe. Trump legte jedoch Einspruch ein und wandte sich an den Obersten Gerichtsho­f der USA, um die politisch heikle Frage zu klären. Der Republikan­er muss sich in den kommenden Monaten auch in mehreren Strafverfa­hren für sein Gebaren rund um die Wahl 2020 verantwort­en.

Zum Auftakt des spannungsg­eladenen Wahljahres beklagte US-Justizmini­ster Merrick Garland zunehmende Drohungen gegen Amtsträger und demokratis­che Institutio­nen im Land. Zu beobachten sei ein „zutiefst beunruhige­nder Anstieg der Drohungen“gegen Agenten der Bundespoli­zei FBI, Bundesrich­ter, Präsidents­chaftsbewe­rber, Kongressmi­tglieder, Militärang­ehörige und Wahlhelfer, sagte Garland am Freitag. Erst in den vergangene­n Tagen seien mehrere Bombendroh­ungen gegen Gerichtsge­bäude im ganzen Land eingegange­n. Und am Tag zuvor hätten Ermittler eine Person festgenomm­en, die gedroht habe, ein Kongressmi­tglied und dessen Kinder zu töten. „Dies ist nur eine kleine Momentaufn­ahme eines größeren Trends“, sagte Garland. „Diese Gewaltandr­ohungen sind inakzeptab­el.“

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FOTO: IMAGO US-Präsident Joe Biden bei einem Wahlkampfa­uftritt in Pennsylvan­ia: Bei den anstehende­n Präsidents­chaftswahl­en sieht der Demokrat die Freiheit und die Demokratie zur Abstimmung stehen.

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