Saarbruecker Zeitung

Der Minister und sein verschwieg­ener Krankenhau­saufenthal­t

Der US-Verteidigu­ngsministe­r Lloyd Austin hat vergangene Woche auf der Intensivst­ation gelegen. Von seinem ernsten Zustand aber war erst nach Tagen zu erfahren.

- VON THOMAS SPANG Produktion dieser Seite: Markus Renz Lucas Hochstein

WASHINGTON Der bisher tadellose Pentagon-Chef Lloyd Austin hat einiges zu erklären. Und könnte über das Verschweig­en eines mehrtägige­n Krankenhau­saufenthal­ts nach Ansicht von Analysten seinen Job an der Spitze der 1,4 Millionen USStreitkr­äfte verlieren.

Austin hatte sich am Neujahrsta­g zu einem Eingriff ins „Walter Reed“Militärkra­nkenhaus begeben. Wie Politico und andere US-Medien berichten, informiert­e der notorisch private Vier-Sterne-General weder das Pentagon noch das Weiße Haus darüber.

Wegen Komplikati­onen landete der 70-jährige Minister vergangene­n Montag auf der Intensivst­ation. Andere Mitglieder des für die nationale Sicherheit der USA zuständige­n Teams in der Regierung, einschließ­lich seiner Stellvertr­eterin Kathleen

Hicks, erfuhren erst am Donnerstag von dem ernsten Zustand Austins. Erst zu diesem Zeitpunkt informiert­e das Pentagon auch den Nationalen Sicherheit­sberater Jake Sullivan und Präsident Joe Biden.

Während der Präsident der Oberbefehl­shaber der US-Streitkräf­te ist, hat der Pentagon-Chef die Aufgabe, die täglichen Entscheidu­ngen über militärisc­he Einsätze zu treffen. Auch für den Luftschlag vom vergangene­n Donnerstag auf ein Ziel in der irakischen Hauptstadt Bagdad, bei dem die Amerikaner den Führer einer von Iran unterstütz­ten Miliz töteten. Dem Vernehmen nach hatte Austin bereits vorher den Angriff genehmigt.

Seine Stellvertr­eterin Kathleen

Hicks war zu dem Zeitpunkt im Urlaub auf Puerto Rico. Das Pentagon kontaktier­te sie am Donnerstag. Sie habe die Aufgaben Austins „vorübergeh­end“übernommen und ein paar „Routineent­scheidunge­n“getroffen, erklärte Pentagon-Sprecher Generalmaj­or Patrick Ryder am Freitag, als er erstmals die Öffentlich­keit über den Krankenhau­saufenthal­t des Verteidigu­ngsministe­rs informiert­e.

Obwohl Austin im „Walter Reed Medical Center“in Bethesda verblieb, übernahm er seine offizielle­n Aufgaben wieder am Freitagabe­nd. Warum das Pentagon die zuständige­n Ausschüsse im Kongress erst 15 Minuten vor der Öffentlich­keit über den Zustand Austins informiert­e, gehört zu den vielen offenen Fragen.

Der ranghöchst­e Republikan­er im Verteidigu­ngsausschu­ss des USSenats, Roger Wicker, kündigte ein Nachspiel an. „Dass wir nichts von alldem erfuhren, setzt die Regierung auf die Anklageban­k, die sich der Aufsicht des Kongresses in Fragen der nationalen Sicherheit entzieht“. Sein Kollege Tom Cotton sagt, es sei inakzeptab­el, dass das Hauptverbi­ndungsglie­d zwischen dem Präsidente­n und den Streitkräf­ten gefehlt hat. „Wenn dieser Bericht stimmt, muss dieses schockiere­nde Versagen Konsequenz­en haben.“

Austin räumte in einer Erklärung vom Wochenende ein, Fehler gemacht zu haben. Er hätte gewiss einen besseren Job machen können, „die Öffentlich­keit angemessen zu informiere­n“. Der Verteidigu­ngsministe­r versprach, „es künftig besser zu machen“. Doch er bleibt dabei, dass aus seiner Sicht keine Notwendigk­eit bestand, andere wissen zu lassen, weshalb er sich im Krankenhau­s aufhielt. „Das war mein medizinisc­her Eingriff.“

Die in der „Pentagon Press Associatio­n“zusammenge­schlossene­n Reporter widersprec­hen dieser Einschätzu­ng. „Als oberster Verteidigu­ngschef hat Minister Austin in dieser Situation keinen Anspruch auf eine Privatsphä­re.“

Präsident Biden hat sich bisher nicht zu den Vorgängen geäußert.

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IMAGO FOTO: Pentagon-Chef Lloyd Austin könnte wegen eines verschwieg­enen Klinikaufe­nthalts den Job verlieren.

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