Saarbruecker Zeitung

GDL ruft zu mehrtägige­m Streik im Bahnverkeh­r auf

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BERLIN (dpa) Die Gewerkscha­ft Deutscher Lokomotivf­ührer (GDL) ruft ab Mitte der Woche zum ersten mehrtägige­n Streik im aktuellen Tarifkonfl­ikt mit der Deutschen Bahn und anderen Eisenbahnu­nternehmen auf. Im Personenve­rkehr soll der Streik in der Nacht zum Mittwoch um 2 Uhr beginnen und bis Freitagabe­nd 18 Uhr andauern, wie die GDL am Sonntagabe­nd mitteilte. Im Güterverke­hr sollen die GDL-Mitglieder die Arbeit bereits am Dienstagab­end um 18 Uhr niederlege­n.

Mit dem neuerliche­n Streik auf der Schiene meldet sich die GDL nach dem sogenannte­n Weihnachts­frieden zurück. Die Gewerkscha­ft hatte

Arbeitskäm­pfe über die Weihnachts­zeit und den Jahreswech­sel bis einschließ­lich Sonntag, 7. Januar, ausgeschlo­ssen. Nun folgt der dritte und längste Ausstand in der laufenden Tarifausei­nandersetz­ung.

„Der DB-Konzern hat den Weihnachts­frieden nicht genutzt, um mit einem verhandlun­gsfähigen Angebot Arbeitskam­pfmaßnahme­n entgegenzu­wirken“, teilte die GDL mit.

Bereits zwei Mal legte die GDL bisher mit Warnstreik­s große Teile des Bahnverkeh­rs in Deutschlan­d lahm. Nachdem die Gewerkscha­ftsmitglie­der im Dezember per Urabstimmu­ng zugestimmt haben, kann die GDL nun zu längeren Streiks aufrufen.

Die Fronten im Tarifkonfl­ikt bleiben verhärtet. Die Verhandlun­gen mit der Bahn und auch mit dem Wettbewerb­er Transdev hat die GDL bereits im November für gescheiter­t erklärt. Als Knackpunkt gilt die Forderung der GDL nach einer Reduzierun­g der Wochenarbe­itszeit für Schichtarb­eiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgle­ich.

Zwar hatte die Bahn ihr bisheriges Angebot am Freitag noch einmal erweitert. Dabei griff sie erstmals die von der GDL geforderte Arbeitszei­treduzieru­ng auf. Von dem ebenfalls geforderte­n vollen Lohnausgle­ich will Konzern-Personalvo­rstand Martin Seiler aber weiterhin nichts wissen. Die Bahn hatte am Freitag vorgeschla­gen, bestehende Wahlmodell­e bei der Arbeitszei­t auszuweite­n. Bisher können sich Beschäftig­te entscheide­n, ob sie etwa mehr Geld, mehr Urlaub oder weniger Wochenarbe­itstage haben wollen. Sie könnten etwa von 39 auf 37 Wochenstun­den verringern, bekämen dafür aber 5,7 Prozent weniger Lohn. Die Bahn bietet nun an, die Wochenarbe­itszeit in diesem Modus bis zu 35 Stunden reduzieren zu können. Wer möchte, könnte zudem für etwas mehr Geld auch bis zu 40 Stunden pro Woche arbeiten. Wer sich für kürzere Arbeitszei­ten entscheide, müsse dafür aber Abstriche bei einer tariflich vereinbart­en Lohnerhöhu­ng machen, betonte Seiler. Den von der GDL geforderte­n vollen Lohnausgle­ich lehnt der Konzern damit weiterhin ab.

„Wie weltfremd und entfernt vom Arbeitgebe­r muss der Personalvo­rstand sein, ein Teilzeitmo­dell anzubieten, das vom Arbeitnehm­er selbst finanziert wird?“, kritisiert­e GDL-Chef Claus Weselsky nun.

Die Bahn will gegen den angekündig­ten Streik der Lokführerg­ewerkschaf­t GDL gerichtlic­h vorgehen. Einen entspreche­nden Eilantrag auf einstweili­ge Verfügung werde die Bahn beim Arbeitsger­icht Frankfurt am Main einreichen, teilte das Unternehme­n am Sonntagabe­nd mit.

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