Glasfaser-Ausbau kommt nur zäh voran
In Sachen leistungsfähigem Mobilfunk sind die Netzbetreiber im Saarland bereits sehr weit. Der Glasfaser-Ausbau bis zu den Häusern und Firmen aber kommt nur mühsam voran.
SAARBRÜCKEN Vor knapp zwei Jahren, im Februar 2022, war großer Bahnhof in der Staatskanzlei. Der damalige Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) hatte elf Telekommunikations-Unternehmen und die Chefs des Landkreistags und des Städteund Gemeindetags geladen. Sie schmiedeten damals ein Bündnis für den Gigabit-Ausbau an der Saar. Seitdem werden landauf, landab Glasfaser-Leitungen zu den Haus- und Firmenanschlüssen (FTTH-Technik, Fibre To The Home) verlegt und Funkmasten errichtet, die eine flächendeckende Versorgung des Landes mit den schnellen Mobilfunknetzen LTE und 5G sicherstellen sollen. In Sachen Mobilfunk sind die Netzbetreiber bereits sehr weit. Beim Glasfaser-Ausbau bis zu den Häusern und Firmen geht es voran, aber es ist mühsam. Das ergab eine Anfrage unserer Zeitung.
Im Saarland liegt die GlasfaserVersorgung bei 29 Prozent aller Haushalte (Stand Juni 2023), wie
29 % aller Haushalte im Saarland sind mit Glasfaser versorgt. Quelle: Breko
aus einer Aufstellung des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko) hervorgeht – ein Prozent mehr als 2022. Im Bundesschnitt erreicht die Glasfaser-Abdeckung 35,6 Prozent (plus 9,2 Prozent).
Für die einzelnen Kommunen hat das Land einen eigenen Gigabit-Atlas entwickelt ( www.saarland.de/ gigabitatlas). Dort können sich die Bürger darüber informieren, „welche Schritte noch bis zu einem eigenen Glasfaser-Anschluss zu gehen sind“, so das Wirtschaftsministerium. Beim Zweckverband eGo-Saar ist das Breitbandbüro Saar angesiedelt. „Es bietet den Kommunen kostenlose und unabhängige Unterstützung bei der Breitbandausbauplanung, der Umsetzung, der Finanzierung oder der Fördermittelbeschaffung“(www.breitbandsaarland.de). Das Ministerium weist außerdem darauf hin, dass „Lückenschlüsse aus öffentlichen Mitteln finanziert werden“, wo sich für die Unternehmen der Ausbau wirtschaftlich nicht lohnt. In der ersten Förderphase wurden neun Projekte mit zusammen 40 Millionen Euro gestartet. 27 Millionen Euro stammen aus dem Gigabit-Förderprogramm des Bundesverkehrsministeriums, der Rest aus Landesmitteln.
Beim Glasfaser-Ausbau bis hin zu den Hausanschlüssen (FTTH) sind im Saarland mehrere Unternehmen aktiv. Zum einen ist es die Deutsche Glasfaser. Sie „adressiert im Saarland über 300 000 Haushalte in insgesamt 42 Städten und Gemeinden“, sagt ein Sprecher. „Die Projekte sind dabei in ganz unterschiedlichen Stadien der Realisierung. In einzelnen Gemeinden sind wir bereits weit fortgeschritten mit dem Tiefbau, in anderen laufen die Detailplanungen für den Tiefbau.“Saarlouis ist einer von drei Unternehmensstandorten der Deutschen Glasfaser, die sich selbst als der „in Deutschland führende Glasfaserversorger für den ländlichen und suburbanen Raum“sieht.
Die Deutsche Telekom nimmt den Ausbau im Saarland zusammen der Firma Glasfaser-Plus in Angriff. Das ist ein Gemeinschaftsunternehmen des Bonner Konzerns mit dem australischen Investor IFM. Das Unternehmen ist in Saarbrücken und in größeren Städten tätig, aber auch in Gemeinden wie Kirkel und Spiesen-Elversberg. In Kleinblittersdorf sind gleich zwei Anbieter am Start: die Deutsche Glasfaser und Glasfaser-Plus.
Die saarländischen Netzbetreiber Energis und VSE-Net haben sich aufgeteilt. Für Privatleute ist Energis zuständig, für Gewerbekunden VSE-Net. Die beiden Unternehmen sind in elf kleineren Städten und Gemeinden des Landes im Einsatz (näheres unter www.energis.de/ Glasfaser). „Aktuell befinden sich Wadern, Mandelbachtal, Püttlingen und Eppelborn im Ausbau“, sagt ein Sprecher. In diesem Jahr soll es in Großrosseln und „perspektivisch“in Köllerbach losgehen.
Der britische Mobilfunkriese Vodafone kann durch die Übernahme von Kabel Deutschland schon auf eine gewachsene Infrastruktur aufbauen. Im Saarland hat Vodafone an sein Glasfaserkabelnetz „bereits mehr als 339 000 der Haushalte und Unternehmen angeschlossen – das sind rund 70 Prozent“, sagt ein Sprecher. Da Vodafone dieses Netz bereits auf Hochgeschwindigkeit getrimmt hat, „können nahezu alle angeschlossenen Haushalte und Unternehmen Spitzen-Geschwindigkeiten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde nutzen“.
Der Düsseldorfer Netzbetreiber 1&1 Versatel hat sich beim GlasfaserAusbau im Saarland darauf spezialisiert, rund 1600 Unternehmen in Saarbrücken, St. Ingbert und Saarlouis zu versorgen. „Als GlasfaserSpezialist für Firmenkunden und öffentliche Behörden fokussieren wir uns fast ausschließlich auf den Ausbau in Gewerbegebieten und BüroStandorten“, sagt eine Sprecherin.
Doch es gibt auch Probleme, was den Glasfaser-Ausbau verteuert. Energis und VSE-Net kämpfen mit Engpässe beim Tiefbau und der fristgerechten Lieferung von Glasfaser-Technik. „Außerdem müssen wir massive Preiserhöhungen bei Materialien, Entsorgung oder Verkehrssicherung einkalkulieren“. Bei der Telekom ist „die größte Herausforderung die Beschädigungen unserer bestehenden Leitungen durch nicht korrekt durchgeführte Tiefbaumaßnahmen anderer Unternehmen“, sagt ein Sprecher. Dadurch verzögere sich der Glasfaser-Ausbau.
Beim zweiten schnellen Netz, dem Mobilfunk, „gehört das Saarland mit zu den am besten versorgten Flächenländern“. Das sagt die Telekom, deren „Mobilfunknetz bereits heute mit leistungsfähigem LTE eine 99-prozentige Bevölkerungsabdeckung und mit dem modernsten 5G-Standard eine Bevölkerungsabdeckung von über 91 Prozent erreicht“. Auch Vodafone „hat sein Mobilfunknetz im gesamten Saarland sehr gut ausgebaut und bringt zudem die noch junge Mobilfunkgeneration 5G zu den Menschen. Aktuell betreibt Vodafone 318 Mobilfunkstationen im Saarland“. Dadurch sei „praktisch die gesamte Bevölkerung an das Vodafone-Mobilfunknetz angebunden.“Der Netzbetreiber O2 Telefónica versorgt das Saarland ebenfalls „mit einem gut ausgebautem Mobilfunknetz“, so ein Sprecher. Mehr als 300 MobilfunkMasten seien im Einsatz. „Zudem versorgen wir über 90 Prozent der Bevölkerung im Saarland bereits mit 5G.“