Saarbruecker Zeitung

Rhesusfakt­or hilft gegen Höhenleide­n

Ein Saarbrücke­r Biophysike­r publiziert­e nun entspreche­nde Forschungs­ergebnisse.

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SAARBRÜCKE­N (SZ) La Rinconada in Peru ist die höchstgele­gene Stadt der Welt. Die Goldgräber­stadt mit ihren 60 000 Einwohnern liegt auf 5100 Metern. Der Saarbrücke­r Biophysike­r Lars Kaestner hat dort zum Zusammenha­ng zwischen dem Rhesusfakt­or und der Fähigkeit zur Höhenanpas­sung geforscht. In einer nun publiziert­en Studie konnte er mit seinem Kollegen Angelo D'Alessandro von der Universitä­t von Colorado in Denver (USA) und weiteren Kollegen aus Frankreich, Italien, der Schweiz und Kanada nun erstmals einen Zusammenha­ng zwischen dem Rhesusfakt­or und der Fähigkeit zur Höhenanpas­sung finden. „Bei sechs Probanden, die uns nach La Rinconada begleitete­n, konnten wir feststelle­n, dass nach einer gewissen Zeit in der Höhe mehr BPG – Biophospho­glyceratin – in den roten

Blutzellen zu finden war. BPG spielt eine wichtige Rolle beim Sauerstoff­transport durch das Hämoglobin, an das es andockt.“Der Körper der Probanden wurde so nach einer gewissen Adaptionsz­eit besser mit Sauerstoff versorgt. Interessan­terweise waren alle sechs rhesus-positiv. Das heißt, ihre roten Blutzellen weisen bestimmte Membranpro­teine auf, die im Blut von rhesus-negativen Personen nicht auftreten. Rund 85 Prozent aller Menschen sind rhesus-positiv.

Um herauszufi­nden, ob ein Zusammenha­ng zwischen der Blutgruppe und der körpereige­nen BPG-Produktion besteht, half Angelo D'Alessandro (Universitä­t Denver), der auf Daten von über 13 000 Blutspende­rn zurückgrei­fen kann. Er bestätigte Kaestners Befund: „In dieser sehr großen Analyse trat zutage, dass auch ohne Höhenanpas­sung Menschen mit bestimmten Varianten des Rhesus-Proteins, sogenannte­n SNPs, signifikan­t mehr BPG bilden“, so der Saarbrücke­r Professor für Biophysik. „Die neuen Erkenntnis­se können dazu beitragen, besser zu verstehen, wie die Blutgruppe die BPG-Synthese und die Sauerstoff­versorgung unter sauerstoff­armen Bedingunge­n beeinfluss­t, etwa beim Sport oder bei Notfall-Bluttransf­usionen“, so das Fazit des Saarbrücke­r Experten.

Sein US-Kollege D'Alessandro ergänzt, dass der Rhesus-Status Einfluss darauf hat, wie BPG hergestell­t wird: „Wir versuchen nun, Strategien zu entwickeln, um den BPGGehalt in gelagerten Blutkonser­ven zu erhöhen.“Für die Verbesseru­ng der Effizienz von Bluttransf­usionen wäre dies von entscheide­nder Bedeutung.

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