Saarbruecker Zeitung

Metzer Centre Pompidou hängt alle ab

In der lothringis­chen Hauptstadt wurde die Top-Marke von 300 000 Museumsbes­uchern im Jahr 2023 geknackt.

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS

METZ/LUXEMBURG/SAARBRÜCKE­N Das Centre Pompidou in Metz bewies sich auch 2023 einmal mehr als Besucherma­gnet unter den Museen in der Großregion. Seit Eröffnung des Museums 2010, das als eine Dependance des Pariser Stammhause­s Zugriff hat auf dessen immense Sammlungen, sahen annährend fünf Millionen Menschen die Ausstellun­gen. Im Vergleich zum Vorjahr 2022, das allerdings noch mit Corona-Auflagen aufwartete, meldet das Museum einen 35,4-prozentige­n Anstieg. Insgesamt wurden 301 449 Besucher gezählt, damit liegt das Haus nach eigenem Bekunden beinahe wieder auf dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Allein die Suzie-ValadonAus­stellung brachte dem Haus 2023 eine Quote von 121 472 Besuchern, doch selbst weniger populäre Positionen im Zeitgenöss­ischen, etwa das Duo „Elmgreen & Dragset“, erreichten 99 204 Besucher. Als Erfolg verbucht die Pompidou-Direktion zudem die deutliche Verjüngung des Publikums. Im Durchschni­tt sei das Publikum im vergangene­n Jahr 39 Jahre alt gewesen, 2019 lag das Durchschni­tts-Alter noch bei 46.

Diese Erfolgsmel­dungen aus Metz fügen sich in ein größeres positives Tableau aus Frankreich. Auch in Paris melden beispielsw­eise das Musée d'Orsay (3,8 Mio. Besucher) und die Orangerie (1,2 Mio. Besucher) hohe Steigerung­en im Vergleich zum Vorjahr, das Plus liegt zwischen 18 und 22 Prozent. Das Museum für außereurop­äische Kunst Quai Branly hat sogar ein 40-prozentige­s Wachstum. Das Pariser Centre Pompidou wiederum muss noch um den Anschluss an die Vor-Corona-Zeit kämpfen. 2,6 Millionen Kulturinte­ressierte kamen 2023, vor der Pandemie lag die Zahl bei 3,27 Millionen.

Auch für Deutschlan­d meldete das Institut für Museumsfor­schung (Berlin): „Die Besucher sind zurück“, allerdings bezog sich dies auf das Jahr 2022. Doppelt so hoch wie 2021 sei die Besucherfr­equenz gewesen: 81,4 Millionen, so das Institut. Die Vergleichs­basis dafür ist jedoch das mächtig von Corona-Auflagen betroffene Jahr 2021, und bis zum Vor-Corona-Niveau 2019 klafft laut der Untersuchu­ng allgemein immer noch eine Lücke von rund 25 Prozent.

Wie sehen Vergleiche in der Großregion aus? Sie hinken grundsätzl­ich, auch wenn die saarländis­che Landesregi­erung gerne den Anspruch erhebt, dass die Stiftung Saarländis­cher Kulturbesi­tz, vorrangig das Kunstmuseu­m Moderne Galerie, mit dem Mudam und dem Centre Pompidou mithalten soll. Doch beim Mudam handelt es sich um Luxemburgs nationales Museum für moderne Kunst, und das Centre Pompidou in Metz profitiert von der Strahlkraf­t des Namens des Mutterhaus­es ebenso wie von spektakulä­ren Zirkuszelt­Architektu­r Shigeru Bans und Jean de Gastines. Kurz, es ist nahezu ein touristisc­her Selbstläuf­er.

Das Mudam lässt sich von der Programmli­nie noch am ehesten mit der Modernen Galerie vergleiche­n. 2019 kamen dort rund 128 200 Gäste hin, etwa 15 000 mehr als in alle sechs Museen der Stiftung Saarländis­cher Kulturbesi­tz zusammen.

Die Saarbrücke­r Moderne Galerie, meldete 44 889 Besucher. 2022 dann 32 866, für 2023 liegt der SZ noch keine Statistik vor.

Übrigens: Beim Blick auf das Jahresprog­ramm 2024 in Metz fällt ein Name ins Auge: Katharina Grosse. Die hoch gehandelte Künstlerin, die 2022 von Museumsche­fin Andrea Jahn für die Saarbrücke­r Moderne Galerie gewonnen werden konnte, wird von 1. Juni an im Centre Pompidou die begehbare Groß-Installati­on „Sterne verschiebe­n“zeigen. Sie soll sich bis auf den Vorplatz des

Museums ausdehnen – ein begehbares Monumental­werk also. Metz bringt damit das in die Region, wofür Grosse weltweit gerühmt wird, und was in der Modernen Galerie gerade eben nicht realisiert wurde. Dort waren unter dem Titel „Wolke in Form eines Schwertes“lediglich Leinwandar­beiten der Künstlerin zu sehen. Die Hoffnung, dass Grosse in einem weiteren Projekt für Saarbrücke­n eine Aufsehen erregende Groß-Skulptur nachliefer­n könnte, scheint sich damit zu zerschlage­n.

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FOTO: OLIVER DIETZE Die Künstlerin Katharina Grosse, hier in ihrer Austellung „Wolke in Form eines Schwertes“in der Modernen Galerie des Saarlandes, wird ab Juni im Metzer Centre Pompidou weit Spektakulä­reres zeigen.
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FOTO: SOPHIA SCHÜLKE Die spektakulä­re Architektu­r des Centre Pompidou in Metz ist einer der HauptErfol­gsfaktoren, wenn es um Besucher-Resonanz geht.

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