OB Conradt hofft auf Millionen für Winterberg
Der Neujahrsempfang der Landeshauptstadt im E-Werk war eine Feier mit prominenten Gesichtern, schönen Erinnerungen, Zuversicht – und vielen kritischen Tönen.
SAARBRÜCKEN Ministerpräsidentin Anke Rehlinger, FCS-Trainer Rüdiger Ziehl, Fußballmanager-Legende Reiner Calmund, Konzertveranstalter Thilo Ziegler („Rocco del Schlacko“), Winterberg-Chef Dr. Christian Braun, die frühere Grünen-Vorsitzende Simone Peter, Pastor Eugen Vogt, Osthafen-Macher Janis Mudrich, Chansonnier Marcel Adam – sie und viele weitere bekannte Namen aus Stadt und Land waren der Einladung zum Neujahrsempfang der Landeshauptstadt gefolgt. Insgesamt feierten am Freitagabend rund 2000 in aller Regel ganz offensichtlich gut gelaunte Menschen im E-Werk auf den Saarbrücker Saarterrassen ein großes Fest des Wiedersehens und der neuen Bekanntschaften.
Bei Wein, Wasser und Bier vom
Fass (später gab es auch noch Wiener mit Brot) kam man leicht ins Gespräch. Einige hatten sich so viel zu sagen, dass sie sich auch während der knapp halbstündigen Rede des Gastgebers Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) nicht zurückhalten konnten. Was einerseits von anderen Anwesenden als unhöflich beanstandet wurde, andererseits auch deshalb unangemessen war, da Conradt durchaus einiges Interessantes an den Mann und die Frau bringen konnte.
Den größten Jubel gab es im Saal, als der OB am Beginn seiner Rede an das alte Jahr und den Sensationssieg des 1. FC Saarbrücken gegen Bayern München erinnerte. „Dieser Tag geht nicht nur in die Geschichtsbücher des FCS ein, es ist ein Tag für die Geschichtsbücher unserer Stadt“, sagte Conradt, der Trainer Ziehl und dem gesamten Team für den errungenen Sieg dankte: „Wir sind sehr stolz auf euch!“
Wie Ziehl später in kleiner Runde erzählte, habe auch er den Erfolg gegen die Bayern ausgiebig gefeiert. Noch länger sei er allerdings nach dem zweiten großen Pokalsieg gegen Eintracht Frankfurt am St. Johanner Markt unterwegs gewesen. Allzu gern, bekannte Conradt, würde er im Rathaus bald eine Aufstiegsfeier der Blau-Schwarzen ausrichten. Und er versicherte, dass Stadt und Verein gemeinsam daran arbeiteten, dass irgendwann die „Kuhweiden“aus dem Ludwigspark verschwinden, also die ungenutzten Tribünenflächen, die mit schwarzer Folie abgedeckt sind. Auch für diesen Satz erntete der OB viel Applaus.
Im kritischsten Teil seiner Neujahrsrede rügte der Oberbürger
Conradt versicherte, dass Stadt und Verein gemeinsam daran arbeiteten, dass irgendwann die „Kuhweiden“aus dem Ludwigspark verschwinden.
meister, wie bereits kurz berichtet, die mangelhafte Solidarität von Bund und Land bei der Bewältigung der vielen kommunalen Aufgaben und Ausgaben. „Wir fühlen uns von den anderen politischen Ebenen weitgehend alleingelassen“, so Conradt. Es habe Zeiten gegeben, da hätte Einigkeit darüber geherrscht, dass sich alle staatlichen Ebenen für die Daseinsvorsorge einsetzen, heute habe man den Eindruck, das sei nur noch ein „Spleen der Kommunen“, sagte der OB und attestierte: „Da ist eine Stimmung gekippt.“Man habe inzwischen oft den Eindruck, der Staat ist nicht mehr derjenige, der das Leben für die Menschen leichter macht, sondern eher etwas schwerer. „Wir erleben leider in vielen Bereichen unsere Gesellschaft einen einzigartigen Vertrauensverlust. Und es fällt auch oft kommunalen Vertretern immer schwerer, die große Politik zu erklären.“
Ein krasses Beispiel sei die Gesundheitsversorgung, erklärte Conradt. In der Pandemie habe der Staat die Krankenhäuser gerettet, sei solidarisch gewesen. Heute seien die meisten Krankenhäuser in finanzieller Not, es finde ein „unkontrolliertes Kliniksterben“statt. „Wo ist heute die Solidarität von Bund und Land?“, fragte der OB. Die Stadt Saarbrücken gehe als Eigentümerin bei der Rettung des Winterberg-Klinikums an die Grenze der finanziellen Belastbarkeit (bekanntermaßen sind bereits viele Millionen Euro geflossen). Conradt versicherte am Freitagabend Klinik-Chef Dr. Braun und allen Beschäftigten: „Wir stehen zu unserer Klinik!“Wobei er betonte, dass auch die Krankenhäuser der Caritas und der SHG in der Stadt überleben müssten. Alle drei bräuchten eine ausreichende Finanzierung.
Um viel Geld, einen dreistelligen Millionenbetrag, geht es bei den Bestrebungen, aus dem WinterbergKlinikum einen hochmodernen „Gesundheitscampus“zu machen, der aktuellsten Ansprüchen genügt und zum Beispiel der zunehmenden Zahl ambulanter und tagesstationärer Eingriffe gerecht wird. Der Winterberg habe dazu ein „tolles Konzept“entwickelt, sagte Conradt, man habe es den Entscheidungsträgern im Saarland bereits vor über einem Jahr vorgestellt.
Nun hoffe man, dass im neuen Jahr 2024 die Zeit des Haderns im Gesundheitsministerium endlich ein Ende findet und die Finanzierungszusage von der Landesregierung kommt. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die guten Gespräche erfolgreich zu Ende führen können“, erklärte Conradt. „Denn wir wollen, dass auch die nächsten Generationen noch auf dem Winterberg ein Krankenhaus vorfinden, wo ihnen geholfen wird.“