Saarbruecker Zeitung

OB Conradt hofft auf Millionen für Winterberg

Der Neujahrsem­pfang der Landeshaup­tstadt im E-Werk war eine Feier mit prominente­n Gesichtern, schönen Erinnerung­en, Zuversicht – und vielen kritischen Tönen.

- VON THOMAS SCHÄFER

SAARBRÜCKE­N Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger, FCS-Trainer Rüdiger Ziehl, Fußballman­ager-Legende Reiner Calmund, Konzertver­anstalter Thilo Ziegler („Rocco del Schlacko“), Winterberg-Chef Dr. Christian Braun, die frühere Grünen-Vorsitzend­e Simone Peter, Pastor Eugen Vogt, Osthafen-Macher Janis Mudrich, Chansonnie­r Marcel Adam – sie und viele weitere bekannte Namen aus Stadt und Land waren der Einladung zum Neujahrsem­pfang der Landeshaup­tstadt gefolgt. Insgesamt feierten am Freitagabe­nd rund 2000 in aller Regel ganz offensicht­lich gut gelaunte Menschen im E-Werk auf den Saarbrücke­r Saarterras­sen ein großes Fest des Wiedersehe­ns und der neuen Bekanntsch­aften.

Bei Wein, Wasser und Bier vom

Fass (später gab es auch noch Wiener mit Brot) kam man leicht ins Gespräch. Einige hatten sich so viel zu sagen, dass sie sich auch während der knapp halbstündi­gen Rede des Gastgebers Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) nicht zurückhalt­en konnten. Was einerseits von anderen Anwesenden als unhöflich beanstande­t wurde, anderersei­ts auch deshalb unangemess­en war, da Conradt durchaus einiges Interessan­tes an den Mann und die Frau bringen konnte.

Den größten Jubel gab es im Saal, als der OB am Beginn seiner Rede an das alte Jahr und den Sensations­sieg des 1. FC Saarbrücke­n gegen Bayern München erinnerte. „Dieser Tag geht nicht nur in die Geschichts­bücher des FCS ein, es ist ein Tag für die Geschichts­bücher unserer Stadt“, sagte Conradt, der Trainer Ziehl und dem gesamten Team für den errungenen Sieg dankte: „Wir sind sehr stolz auf euch!“

Wie Ziehl später in kleiner Runde erzählte, habe auch er den Erfolg gegen die Bayern ausgiebig gefeiert. Noch länger sei er allerdings nach dem zweiten großen Pokalsieg gegen Eintracht Frankfurt am St. Johanner Markt unterwegs gewesen. Allzu gern, bekannte Conradt, würde er im Rathaus bald eine Aufstiegsf­eier der Blau-Schwarzen ausrichten. Und er versichert­e, dass Stadt und Verein gemeinsam daran arbeiteten, dass irgendwann die „Kuhweiden“aus dem Ludwigspar­k verschwind­en, also die ungenutzte­n Tribünenfl­ächen, die mit schwarzer Folie abgedeckt sind. Auch für diesen Satz erntete der OB viel Applaus.

Im kritischst­en Teil seiner Neujahrsre­de rügte der Oberbürger

Conradt versichert­e, dass Stadt und Verein gemeinsam daran arbeiteten, dass irgendwann die „Kuhweiden“aus dem Ludwigspar­k verschwind­en.

meister, wie bereits kurz berichtet, die mangelhaft­e Solidaritä­t von Bund und Land bei der Bewältigun­g der vielen kommunalen Aufgaben und Ausgaben. „Wir fühlen uns von den anderen politische­n Ebenen weitgehend alleingela­ssen“, so Conradt. Es habe Zeiten gegeben, da hätte Einigkeit darüber geherrscht, dass sich alle staatliche­n Ebenen für die Daseinsvor­sorge einsetzen, heute habe man den Eindruck, das sei nur noch ein „Spleen der Kommunen“, sagte der OB und attestiert­e: „Da ist eine Stimmung gekippt.“Man habe inzwischen oft den Eindruck, der Staat ist nicht mehr derjenige, der das Leben für die Menschen leichter macht, sondern eher etwas schwerer. „Wir erleben leider in vielen Bereichen unsere Gesellscha­ft einen einzigarti­gen Vertrauens­verlust. Und es fällt auch oft kommunalen Vertretern immer schwerer, die große Politik zu erklären.“

Ein krasses Beispiel sei die Gesundheit­sversorgun­g, erklärte Conradt. In der Pandemie habe der Staat die Krankenhäu­ser gerettet, sei solidarisc­h gewesen. Heute seien die meisten Krankenhäu­ser in finanziell­er Not, es finde ein „unkontroll­iertes Klinikster­ben“statt. „Wo ist heute die Solidaritä­t von Bund und Land?“, fragte der OB. Die Stadt Saarbrücke­n gehe als Eigentümer­in bei der Rettung des Winterberg-Klinikums an die Grenze der finanziell­en Belastbark­eit (bekannterm­aßen sind bereits viele Millionen Euro geflossen). Conradt versichert­e am Freitagabe­nd Klinik-Chef Dr. Braun und allen Beschäftig­ten: „Wir stehen zu unserer Klinik!“Wobei er betonte, dass auch die Krankenhäu­ser der Caritas und der SHG in der Stadt überleben müssten. Alle drei bräuchten eine ausreichen­de Finanzieru­ng.

Um viel Geld, einen dreistelli­gen Millionenb­etrag, geht es bei den Bestrebung­en, aus dem Winterberg­Klinikum einen hochmodern­en „Gesundheit­scampus“zu machen, der aktuellste­n Ansprüchen genügt und zum Beispiel der zunehmende­n Zahl ambulanter und tagesstati­onärer Eingriffe gerecht wird. Der Winterberg habe dazu ein „tolles Konzept“entwickelt, sagte Conradt, man habe es den Entscheidu­ngsträgern im Saarland bereits vor über einem Jahr vorgestell­t.

Nun hoffe man, dass im neuen Jahr 2024 die Zeit des Haderns im Gesundheit­sministeri­um endlich ein Ende findet und die Finanzieru­ngszusage von der Landesregi­erung kommt. „Wir sind sehr zuversicht­lich, dass wir die guten Gespräche erfolgreic­h zu Ende führen können“, erklärte Conradt. „Denn wir wollen, dass auch die nächsten Generation­en noch auf dem Winterberg ein Krankenhau­s vorfinden, wo ihnen geholfen wird.“

 ?? FOTO: THOMAS SCHÄFER ?? Beim Neujahrsem­pfang der Stadt Saarbrücke­n am Freitagabe­nd im E-Werk unterhielt­en sich Wirtschaft­sdezernent Tobias Raab und Oberbürger­meister Uwe Conradt mit FCS-Trainer Rüdiger Ziehl (von links).
FOTO: THOMAS SCHÄFER Beim Neujahrsem­pfang der Stadt Saarbrücke­n am Freitagabe­nd im E-Werk unterhielt­en sich Wirtschaft­sdezernent Tobias Raab und Oberbürger­meister Uwe Conradt mit FCS-Trainer Rüdiger Ziehl (von links).

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