Eine Machtdemonstration Düsseldorfer Art
1. FC Saarbrücken Tischtennis verliert Pokalfinale deutlich mit 0:3. Strapaziöses 3: 2 im Halbfinale gegen Ochsenhausen kostet Kräfte.
NEU-ULM Endspiele zu erreichen und diese zu gewinnen, ist fester Bestandteil der DNA des TischtennisRekordmeisters Borussia Düsseldorf. Genau 76 Titel hatte der Club in seiner Historie bis Sonntag errungen, er dominierte wie die Fußballer des FC Bayern und die Wasserballer aus Spandau lange eine ganze Sportart. Im Jahr 2023 mussten die Düsseldorfer jedoch in drei Finals zwei Niederlagen – im Pokal gegen Neu-Ulm, in der Champions League gegen den 1. FC Saarbrücken – einstecken. Es gehört aber ebenso zu den Eigenschaften großer Vereine, nach Rückschlägen noch stärker zurückzukommen. Dass das Team um Tischtennis-Legende Timo Boll dazu in der Lage ist, hat es am Sonntag mit dem Triumph im deutschen Pokal 2024 bewiesen. Im Gegensatz zum Finale der Königsklasse im vergangenen Jahr war der FCS Tischtennis in Neu-Ulm bei der 0:3-Niederlage diesmal ohne Chance auf den Sieg.
„Sie haben nochmals deutlich besser gespielt als im Halbfinale und daher auch verdient gewonnen“, zollte FCS-Teammanager Nicolas Barrois den Düsseldorfern Respekt. In der Tat hatten sich Boll und Co. im Vergleich zum 3:1-Halbfinalsieg über den ASV Grünwettersbach im Endspiel deutlich stärker präsentiert.
Vor allem der deutsche Nationalspieler Dang Qiu, dem gegen seinen Ex-Club Grünwettersbach die Reisestrapazen nach seinem dritten Platz bei den WTT-Finals in Doha (Katar) vergangene Woche noch anzumerken waren, steigerte sich im Finale. Die 27-Jährige ließ Saarbrückens Japaner Yuto Muramatsu kaum zur Entfaltung kommen und sorgte mit einem 3:0 für die Führung, die der Schwede Anton Källberg gegen FCSKapitän Patrick Franziska – ebenfalls durch ein glattes 3:0 – ausbauen konnte. Alt-Star Timo Boll machte vor 5000 Fans in der ausverkauften Neu-Ulmer Arena durch ein 3:2 über Darko Jorgic den Deckel auf die Partie und sicherte der Borussia den 77. Titel – es war der erste der Saison.
„Dang und Anton haben sehr gut vorgelegt, und ich bin natürlich sehr froh über unsere Leistung heute“, bilanzierte der 42-jährige Boll. Angesprochen auf die beiden Finalniederlagen aus der vergangenen Spielzeit sagte er: „Wenn man nach Düsseldorf wechselt, dann weiß man, dass Druck da und man zum Gewinnen verdammt ist.“
Dem 1. FC Saarbrücken hingegen steckte im Finale das strapaziöse 3:2 im Halbfinale über insgesamt drei Stunden gegen die TTF Ochsenhausen noch spürbar in den Knochen. „Es darf keine Ausrede sein, aber es war für uns ein großer Nachteil, dass unser Halbfinale so lange gedauert hat“, resümierte Barrois. Die Mannschaft habe sich nur kurz vorbereiten können, und das sei „ein Faktor“gewesen. Dennoch stellte er fest, dass „wir heute nicht unsere beste Leitung gezeigt haben“.
Gerade auch die beiden Top-Spieler Franziska und Jorgic haderten vor 100 mitgereisten FCS-Fans sowohl gegen Düsseldorf als auch gegen Ochsenhausen in ihren Partien oftmals mit sich selbst und wirkten unzufrieden. Der 25-jährige Slowene bezwang zwar Ochsenhausens brasilianischen Weltranglisten-Fünften Hugo Calderano mit 3:2, doch fand er im Endspiel gegen Boll nur schleppend in die Partie. Auch Muramatsu fand nie wirklich zu seinem Spiel und verlor seine Einzel beide deutlich.
Im Halbfinale tauschte FCS-Trainer Wang Zhi ihn im vierten Einzel daher gegen Cedric Meissner aus, der zwar Calderano mit 0:3 unterlag, aber dann im Doppel mit Franziska für den Final-Einzug sorgte. „Im Finale ging heute leider wenig, und die ersten beide Spiele waren schnell weg“, konstatierte der 23-jährige Meissner, „solche Spiele gibt es leider. Aber ich hoffe, dass es in Zukunft noch mal besser für uns ausgehen wird.“Auch Franziska und Co. haben in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass sie aus Niederlagen gestärkt hervorgehen können – mit dem Final Four der Königsklasse in der Saarlandhalle bietet sich Ende März bereits eine passende Gelegenheit dazu.