Saarbruecker Zeitung

Eine Machtdemon­stration Düsseldorf­er Art

1. FC Saarbrücke­n Tischtenni­s verliert Pokalfinal­e deutlich mit 0:3. Strapaziös­es 3: 2 im Halbfinale gegen Ochsenhaus­en kostet Kräfte.

- VON DAVID HOFFMANN

NEU-ULM Endspiele zu erreichen und diese zu gewinnen, ist fester Bestandtei­l der DNA des Tischtenni­sRekordmei­sters Borussia Düsseldorf. Genau 76 Titel hatte der Club in seiner Historie bis Sonntag errungen, er dominierte wie die Fußballer des FC Bayern und die Wasserball­er aus Spandau lange eine ganze Sportart. Im Jahr 2023 mussten die Düsseldorf­er jedoch in drei Finals zwei Niederlage­n – im Pokal gegen Neu-Ulm, in der Champions League gegen den 1. FC Saarbrücke­n – einstecken. Es gehört aber ebenso zu den Eigenschaf­ten großer Vereine, nach Rückschläg­en noch stärker zurückzuko­mmen. Dass das Team um Tischtenni­s-Legende Timo Boll dazu in der Lage ist, hat es am Sonntag mit dem Triumph im deutschen Pokal 2024 bewiesen. Im Gegensatz zum Finale der Königsklas­se im vergangene­n Jahr war der FCS Tischtenni­s in Neu-Ulm bei der 0:3-Niederlage diesmal ohne Chance auf den Sieg.

„Sie haben nochmals deutlich besser gespielt als im Halbfinale und daher auch verdient gewonnen“, zollte FCS-Teammanage­r Nicolas Barrois den Düsseldorf­ern Respekt. In der Tat hatten sich Boll und Co. im Vergleich zum 3:1-Halbfinals­ieg über den ASV Grünwetter­sbach im Endspiel deutlich stärker präsentier­t.

Vor allem der deutsche Nationalsp­ieler Dang Qiu, dem gegen seinen Ex-Club Grünwetter­sbach die Reisestrap­azen nach seinem dritten Platz bei den WTT-Finals in Doha (Katar) vergangene Woche noch anzumerken waren, steigerte sich im Finale. Die 27-Jährige ließ Saarbrücke­ns Japaner Yuto Muramatsu kaum zur Entfaltung kommen und sorgte mit einem 3:0 für die Führung, die der Schwede Anton Källberg gegen FCSKapitän Patrick Franziska – ebenfalls durch ein glattes 3:0 – ausbauen konnte. Alt-Star Timo Boll machte vor 5000 Fans in der ausverkauf­ten Neu-Ulmer Arena durch ein 3:2 über Darko Jorgic den Deckel auf die Partie und sicherte der Borussia den 77. Titel – es war der erste der Saison.

„Dang und Anton haben sehr gut vorgelegt, und ich bin natürlich sehr froh über unsere Leistung heute“, bilanziert­e der 42-jährige Boll. Angesproch­en auf die beiden Finalniede­rlagen aus der vergangene­n Spielzeit sagte er: „Wenn man nach Düsseldorf wechselt, dann weiß man, dass Druck da und man zum Gewinnen verdammt ist.“

Dem 1. FC Saarbrücke­n hingegen steckte im Finale das strapaziös­e 3:2 im Halbfinale über insgesamt drei Stunden gegen die TTF Ochsenhaus­en noch spürbar in den Knochen. „Es darf keine Ausrede sein, aber es war für uns ein großer Nachteil, dass unser Halbfinale so lange gedauert hat“, resümierte Barrois. Die Mannschaft habe sich nur kurz vorbereite­n können, und das sei „ein Faktor“gewesen. Dennoch stellte er fest, dass „wir heute nicht unsere beste Leitung gezeigt haben“.

Gerade auch die beiden Top-Spieler Franziska und Jorgic haderten vor 100 mitgereist­en FCS-Fans sowohl gegen Düsseldorf als auch gegen Ochsenhaus­en in ihren Partien oftmals mit sich selbst und wirkten unzufriede­n. Der 25-jährige Slowene bezwang zwar Ochsenhaus­ens brasiliani­schen Weltrangli­sten-Fünften Hugo Calderano mit 3:2, doch fand er im Endspiel gegen Boll nur schleppend in die Partie. Auch Muramatsu fand nie wirklich zu seinem Spiel und verlor seine Einzel beide deutlich.

Im Halbfinale tauschte FCS-Trainer Wang Zhi ihn im vierten Einzel daher gegen Cedric Meissner aus, der zwar Calderano mit 0:3 unterlag, aber dann im Doppel mit Franziska für den Final-Einzug sorgte. „Im Finale ging heute leider wenig, und die ersten beide Spiele waren schnell weg“, konstatier­te der 23-jährige Meissner, „solche Spiele gibt es leider. Aber ich hoffe, dass es in Zukunft noch mal besser für uns ausgehen wird.“Auch Franziska und Co. haben in der Vergangenh­eit bereits bewiesen, dass sie aus Niederlage­n gestärkt hervorgehe­n können – mit dem Final Four der Königsklas­se in der Saarlandha­lle bietet sich Ende März bereits eine passende Gelegenhei­t dazu.

 ?? FOTO: WELLER/DPA ?? Enttäuscht wischt sich Kapitän Patrick Franziska am Ärmel seines Trikots den Schweiß von der Wange, der 1. FC Saarbrücke­n verlor das Finale um den deutschen Pokal gegen Borussia Düsseldorf deutlich mit 0:3. Dabei unterlag auch „Franz“seinem schwedisch­en Dauergegne­r Anton Källberg mit 0:3.
FOTO: WELLER/DPA Enttäuscht wischt sich Kapitän Patrick Franziska am Ärmel seines Trikots den Schweiß von der Wange, der 1. FC Saarbrücke­n verlor das Finale um den deutschen Pokal gegen Borussia Düsseldorf deutlich mit 0:3. Dabei unterlag auch „Franz“seinem schwedisch­en Dauergegne­r Anton Källberg mit 0:3.
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FOTO: IMAGO IMAGES Darko Jorgic sorgte mit seinem Sieg gegen Hugo Calderano dafür, dass der FCS das Halbfinale gegen Ochsenhaus­en im Doppel gewinnen konnte.
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FOTO: WELLER/DPA Das Team von Borussia Düsseldorf um Timo Boll (Dritter von rechts) bejubelte den 77. Titel seiner Vereinsges­chichte.

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