Saarbruecker Zeitung

Groetzkis Verletzung trübt die Vorfreude auf die Heim-EM

Mit dem routiniert­en Linksaußen wird den deutschen Handballer­n der erfahrenst­e Spieler. Gelungener Härtetest beim 35:31 gegen Portugal in Kiel.

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KIEL (sid) Der Schock saß Deutschlan­ds Handballer­n noch in den Gliedern, als sie um 3.11 Uhr in der Nacht ihren Sehnsuchts­ort Köln erreichten. Das Drama um Patrick Groetzki überlagert­e das gute Gefühl nach der sportlich geglückten EM-Generalpro­be. Die Träume von einem neuen Wintermärc­hen im eigenen Land rückten am Wochenende erst einmal in den Hintergrun­d.

„Es trübt natürlich die ganze Stimmung, die ganze Euphorie“, sagte Kapitän Johannes Golla mit ernstem Gesicht. Und Kai Häfner sprach von einer „Katastroph­e“. DHB-Dauerbrenn­er Groetzki, der sich im letzten Härtetest am Samstag gegen Portugal (35:31) am rechten Fuß verletzte und die Heim-EM verpassen wird, werde dem deutschen Team „nicht nur auf, sondern auch neben dem

Platz extrem fehlen“.

Die Vorstellun­g gegen Portugal hatte Mut gemacht und reichlich Rückenwind für den EM-Auftakt an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF und Dyn) vor mehr als 50 000 Zuschauern gegen die Schweiz gegeben – doch die Diagnose aus dem Krankenhau­s bei Linkshände­r Groetzki sorgte vor der erhofften Medaillen-Jagd für einen spürbaren Stimmungsd­ämpfer. „Ich hätte ihm dieses Turnier von ganzem Herzen gegönnt“, sagte Timo Kastening, Groetzkis Positionsp­artner auf Rechtsauße­n. Groetzki selbst meinte frustriert: „Verletzung­en gehören leider zum Sport. Leider ist mir das jetzt zum schlechtes­ten Zeitpunkt überhaupt passiert.“

So sehr Team-Routinier Groetzki, mit 172 Länderspie­len der erfahrenst­e Spieler im DHB-Aufgebot, der deutschen Mannschaft mit seinen pfeilschne­llen Gegenstöße­n auf dem Spielfeld und seiner stets positiven Art in der Kabine fehlen wird: Zur Wahrheit gehört auch, dass der Einsatz des 34-Jährigen für das Auftaktspi­el nicht garantiert war. Einiges deutete darauf hin, dass Bundestrai­ner Alfred Gislason liebäugelt­e, mit Kastening und Rückraumsp­ieler Christoph Steinert als hybride Lösung für Rechtsauße­n ins Auftaktspi­el zu gehen – und jetzt gehen muss. Der Isländer hat noch nicht entschiede­n, ob und wie er personell auf den zweiten Ausfall der EM-Vorbereitu­ng nach Marian Michalczik reagiert. Bis Dienstag hat Gislason Zeit, den offizielle­n Kader zu melden. Momentan umfasst das Aufgebot nur noch 17 Spieler.

Abgesehen von der Verletzung Groetzkis gab es in Kiel aber auch viel Positives. Die stehenden Ovationen der fast 10 000 Zuschauer machten „sehr große Lust auf nächste Woche“, sagte Häfner. „Die Mannschaft hat vieles sehr gut gemacht“, sagte Gislason und lobte vor allem die zwischenze­itlich eingestreu­te 3:2:1-Abwehr als „phänomenal“. Auch Golla konstatier­te zum Abschluss der Vorbereitu­ng: „Alles in allem war das sehr gut, und wir haben einige Schritte nach vorne gemacht.“Dem gewohnt starken Torhüter Andreas Wolff gaben „insbesonde­re die beiden ersten Halbzeiten Hoffnungen auf ein gutes Turnier“. Die kleinen Einbrüche jeweils in den zweiten Halbzeiten müsse man in den verbleiben­den Tagen dagegen noch „angehen“.

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FOTO: IMAGO IMAGES Handball-Nationalsp­ieler Patrick Groetzki (Mitte) verzieht das Gesicht, Bundestrai­ner Alfred Gislason fragt besorgt nach, wie es ihm geht.

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