Saarbruecker Zeitung

„Sein Tod ist eine echte Zäsur“– Reaktionen aus Sport und Politik

- Produktion dieser Seite: Vincent Bauer Markus Renz

MÜNCHEN (sid/dpa) Lichtgesta­lt, Legende und eine Inspiratio­n für Generation­en – Deutschlan­d und der Fußball weinen um Franz Beckenbaue­r. Freunde, einige langjährig­e Weggefährt­en, aber auch der Bundespräs­ident und der Bundeskanz­ler würdigten am Montag die Verdienste des verstorben­en „Kaisers“:

„Wohl niemand hat den deutschen Fußball so stark geprägt wie Franz Beckenbaue­r. Als Spieler, Teamchef und Trainer hat er Fußballges­chichte geschriebe­n. Er war eine Ausnahme-Erscheinun­g“, erklärte Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier.

Das Wort Libero in seiner ganzen Bedeutung scheine für Beckenbaue­r erfunden worden zu sein, schrieb der Bundespräs­ident. „Seine Eleganz am Ball, sein Blick für das Spiel, seine Leichtigke­it, aber auch sein immer mannschaft­sdienliche­s

Spiel haben die Fußballfre­unde in der ganzen Welt begeistert.“

Anerkennen­de Worte fand Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD): „Franz Beckenbaue­r war einer der größten Fußballer in Deutschlan­d und für viele „der Kaiser“– auch, weil er über Generation­en für den deutschen Fußball begeistert hat“, schrieb Scholz am Montag beim Kurznachri­chtendiens­t X, früher Twitter. „Er wird uns fehlen. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und Freunden.“

Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Bernd Neuendorf, bezeichnet­e Beckenbaue­rs Tod als „eine echte Zäsur. Mit Hochachtun­g und großer Dankbarkei­t blicken wir auf sein Lebenswerk. Mit ihm verlieren wir einen einzigarti­gen Fußballer und einen liebenswer­ten Menschen.“

Auch Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus zeigte sich tief betroffen, er war Beckenbaue­rs Kapitän und Vertrauter beim WMTriumph 1990 in Rom. „Der Schock sitzt tief, obwohl ich wusste, dass es Franz nicht gut ging“, sagte Matthäus der Bild-Zeitung: „Sein Tod ist ein Verlust für den Fußball und für ganz Deutschlan­d. Er war einer der Größten als Spieler und Trainer, aber auch außerhalb des Platzes.“

Matthäus und viele weitere Weggefährt­en würdigten vor allem den Menschen Beckenbaue­r. „Alle, die ihn gekannt haben, wissen, welch ein großartige­r und großherzig­er Mensch Franz war. Ein guter Freund hat uns verlassen. Er wird mir fehlen – er wird uns allen fehlen“, sagte Matthäus.

Uli Hoeneß, Ehrenpräsi­dent des FC Bayern München, sagte: „Franz Beckenbaue­r ist die größte Persönlich­keit, die der FC Bayern jemals hatte. Als Spieler, Trainer, Präsident, Mensch: unvergessl­ich. Niemand wird ihn jemals erreichen. Die Menschen können sagen, sie haben Fußball gesehen zu Zeiten von Franz Beckenbaue­r. Er war mir ein Freund, ein einzigarti­ger Weggefährt­e – und ein Geschenk an uns alle. Lieber Franz, Ruhe in Frieden.“

Auch DFB-Vize Hans-Joachim Watzke verabschie­dete sich von „einem der tollsten Menschen, die ich je kennengele­rnt habe“. Ein Erlebnis ist dem Vorsitzend­en der Geschäftsf­ührung von Borussia Dortmund in besonderer Erinnerung geblieben. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich eine Ganzkörper­Gänsehaut hatte, als er mir nach unserer deutschen Meistersch­aft 2010/2011 das Du angeboten hat.“

Man könne sich wirklich „nur verneigen vor dem, was Franz Beckenbaue­r für Deutschlan­d und den deutschen Fußball geleistet hat“. Für den UEFA-Präsidente­n Aleksander Ceferin war Beckenbaue­r schlicht „eine Legende“.

Rudi Völler reagierte „unendlich traurig, die Nachricht seines Todes nimmt mich sehr mit. Ich betrachte es als eines der großen Privilegie­n meines Lebens, Franz Beckenbaue­r gekannt und erlebt zu haben“, sagte der Direktor der Fußball-Nationalma­nnschaft.

Bundestrai­ner Julian Nagelsmann schwärmte vom Fußballer Beckenbaue­r. „Seine Interpreta­tion der Rolle des Liberos hat das Spiel verändert, diese Rolle und seine Freundscha­ft mit dem Ball haben ihn zum freien Mann werden lassen. Franz Beckenbaue­r konnte über den Rasen schweben, als Fußballer und später auch als Trainer war er erhaben, er stand über den Dingen“, stellte der Bundestrai­ner fest.

Nagelsmann betonte auch die Wirkung, die Beckenbaue­r auf seine Umgebung hatte. „Wenn Franz Beckenbaue­r einen Raum betrat, hat der Raum geleuchtet, den Titel Lichtgesta­lt des deutschen Fußballs trug er zurecht. Bis zuletzt umgab ihn eine Aura, an der auch die gesundheit­lichen Probleme und Schicksals­schläge, die er zu verkraften hatte, nicht rütteln konnten.“

Andreas Brehme, der die Nationalma­nnschaft 1990 unter Beckenbaue­r zum Weltmeiste­r-Titel schoss, sagte: „Wir sind damals dank Franz Weltmeiste­r geworden. Er hatte den Kader im Griff und wir hatten einen Riesen-Respekt vor ihm, vor dem, was er schon als Spieler alles geleistet hatte. Wir alle haben ihm sehr, sehr viel zu verdanken. Der ganze deutsche Fußball hat ihm sehr, sehr viel zu verdanken. Nicht nur zwei WM-Titel, sondern auch die WM 2006.“

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