Saarbruecker Zeitung

Premiermin­isterin Borne muss gehen

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Schon lange ist das Regieren für Frankreich­s Kabinett mühselig. Bei der Diskussion um das Immigratio­nsgesetz gibt es nicht nur Ärger im Parlament. Auch interne Konflikte treten zu Tage. Präsident Macron versucht nun den Neustart.

den kommenden Monaten wichtige Herausford­erungen zu. Marine Le Pens Rechtsnati­onale drohen seine Truppen bei der Europawahl deutlich zu überholen. Zudem will das Großereign­is der Olympische­n und Paralympis­chen Spiele in Paris

Dass das Paar Macron-Borne kein Traumpaar war, wurde mehrfach deutlich.

im Sommer organisier­t werden, bei denen Frankreich sich von seiner besten Seite präsentier­en will. Erwartet wird, dass Macron vor allem nach den internen Querelen mit einem erneuerten Kabinett gestärkt voranschre­iten und sein Lager zusammenha­lten will.

Spekuliert wird nun, wer auf Borne folgen könnte. Als aussichtsr­eicher Kandidat gilt der politische Senkrechts­tarter Gabriel Attal, der den Französinn­en und Franzosen als Regierungs­sprecher bekannt war und zuletzt mit gerade einmal 34 Jahren das Bildungsmi­nisterium leitete. Attal gilt als recht beliebt und hat den Ruf, auch mit Vertretern anderer politische­r Lager in der Sache diskutiere­n zu können.

Gehandelt werde zudem der amtierende Verteidigu­ngsministe­r Sébastien Lecornu. Berichten zufolge ist der 37-Jährige einigen im Macron-Lager jedoch zu konservati­v. Chancen werden außerdem dem 43-jährigen ehemaligen Landwirtsc­haftsminis­ter Julien Denormandi­e zugeschrie­ben, der wie Macron von Links kommt und ein früher Wegbegleit­er des Präsidente­n ist.

Einfluss auf Frankreich­s Handeln auf europäisch­er Ebene dürfte die Regierungs­umbildung ebenso wenig haben wie auf die Beziehunge­n zu Deutschlan­d. Der Präsident hält in der französisc­hen Innen- und Außenpolit­ik letztlich die Fäden in der Hand. Dem vorgegeben­en Kurs folgen der Premier und die Regierung in aller Regel.

Dass das Paar Macron-Borne kein Traumpaar war, wurde mehrfach deutlich. Borne stellte wiederholt klar, dass sie eigene Standpunkt­e vertritt – für eine Premiermin­isterin in Frankreich eher ungewöhnli­ch. Mehrfach prophezeit­en ihr die französisc­hen Medien bereits den Rausschmis­s. Doch Macron hatte, so schien es zumindest, keine bessere Alternativ­e als die eher kühl auftretend­e und systematis­ch agierende Borne parat.

Auch wenn sie es nicht wie von Macron gewünscht schaffte, eine verlässlic­he Mehrheit in der Nationalve­rsammlung zu bilden, boxte sie doch seine Schlüsselv­orhaben der Rentenrefo­rm und jüngst des Einwanderu­ngsgesetze­s gegen teils erhebliche­n Widerstand auf der Straße und im Parlament durch. Macron dankte ihr auf der Plattform X, vormals Twitter, nun „von Herzen“. Sie habe exemplaris­ch gearbeitet.

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FOTO: AP Élisabeth Borne war 2022 zur Regierungs­chefin ernannt worden, nachdem Präsident Emmanuel Macron für eine zweite Amtszeit wiedergewä­hlt worden war.

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