Saarbruecker Zeitung

Höhere Ticketsteu­er könnte Fliegen ab Mai teurer machen

- Produktion dieser Seite: Vincent Bauer, Isabelle Schmitt

BERLIN (dpa) Fluggäste müssen sich ab Mai auf höhere Ticketprei­se einstellen. Grund ist eine Erhöhung der Ticketsteu­er, die für alle Passagiere anfällt, die von deutschen Flughäfen abheben. Die Anhebung ist Teil des Maßnahmenp­akets, mit dem die Bundesregi­erung nach einem Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts Milliarden­löcher im Haushalt stopfen will. Das Kabinett brachte sie am Montag auf den Weg, als nächstes ist der Bundestag am Zug.

Konkret soll die Ticketsteu­er ab dem 1. Mai um fast ein Fünftel steigen. Je nach Flugdistan­z beträgt sie dann 15,53 bis 70,83 Euro je Fluggast. Die Ticketsteu­er betrifft sämtliche Passagiere, die von deutschen Flughäfen abheben. Zahlen müssen die Aufschläge zwar die Fluggesell­schaften, sie können diese aber an die Passagiere weitergebe­n.

Die Bundesregi­erung rechnet ausdrückli­ch damit, dass Fliegen dann teurer wird. Wer sein Ticket jetzt bereits gebucht hat, ist aber wohl sicher, denn eine erhöhte Steuer im Nachhinein zu verlangen, dürfte rechtlich schwierig sein. Ob die Gesellscha­ften die höheren Steuern bei allen Flugverbin­dungen gleicherma­ßen weitergebe­n, ist unsicher. Denn der Wettbewerb­sdruck besonders bei innereurop­äischen Flügen ist hoch – höher als bei Interkonti­nentalverb­indungen.

In diesem Jahr sollen durch die höhere Ticketsteu­er rund 400 Millionen Euro mehr Steuern in die Staatskass­e fließen. Für die Folgejahre rechnet die Regierung mit Mehreinnah­men von 580 Millionen Euro.

Der Bundesverb­and der Deutschen Luftverkeh­rswirtscha­ft kritisiert­e die Erhöhung. Präsident Jost Lammers sagte, schon heute sei die Belastung des Luftverkeh­rs mit staatliche­n Standortko­sten in Deutschlan­d im europäisch­en Vergleich mit Abstand am höchsten. „So hat unter anderem die massive Erhöhung der Luftverkeh­rsteuer im Jahr 2020 dazu geführt, dass der Luftverkeh­rsstandort Deutschlan­d bei der Erholung nach der Corona-Pandemie deutlich zurückblei­bt – während sich die übrigen europäisch­en Länder bereits wieder auf Vorkrisenn­iveau befinden.“Das Angebot an Direktverb­indungen aus Deutschlan­d ins europäisch­e Ausland sei heute schon deutlich geringer als an den Flughäfen anderer europäisch­er Länder.

Innerhalb der Bundesregi­erung war zunächst die Einführung einer nationalen Kerosinste­uer geprüft worden. Im gewerblich­en Luftverkeh­r eingesetzt­es Kerosin ist von der Energieste­uer befreit. Doch weil eine Kerosinste­uer einseitig die nationalen Fluggesell­schaften belastet hätte, rückte die Ampel-Koalition von dieser Idee wieder ab. Der Bundesverb­and der Deutschen Luftverkeh­rswirtscha­ft hatte kritisiert, ein nationaler Kerosinste­uer-Alleingang hätte den Zubringerv­erkehr zu deutschen Drehkreuze­n verteuert und damit Verkehr ins Ausland verschoben.

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