Saarbruecker Zeitung

Ist die kommunale Lage ausweglos?

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Die Hackordnun­g in Verteilung­skämpfen geht von oben nach unten: Bund, Länder, Kreise, Kommunen. Dort bleibt vieles hängen, was auf höherer Ebene verfügt und mit Zusatzkost­en verbunden ist. Die Letzten beißen die Hunde. Ein Teufelskre­is?

Im Saarland ist die Lage dramatisch, in keinem anderen deutschen Flächenlan­d ist die kommunale Verschuldu­ng höher. Republikwe­it erzielen Kommunen trotz aller Belastunge­n noch Milliarden­überschüss­e. Hier liegen die Steuereinn­ahmen fast ein Drittel unter Bundesschn­itt. Die Kluft zwischen Einnahmen (Gewerbe-, Einkommens- und Grundsteue­r plus Gebühren) und Ausgaben wächst, weil den unter den Folgen ihrer teils selbst verschulde­ten Investitio­nsund Sanierungs­staus leidenden Orten vieles aufgebürde­t wird – vom Ganztagsan­spruch in Kitas und Grundschul­en über die Unterbring­ung von Kriegsflüc­htlingen bis zu Klimamaßna­hmen. Weil die Kosten (Personal, Soziales, Zinsen, Energie, Bau) steigen, die Habenseite aber ob schon hoher Steuersätz­e meist ausgeschöp­ft ist, wird es immer aussichtsl­oser. Naheliegen­de Lösung: Der Bund entschulde­t das Land und dieses die Kommunen. Ersteres scheint in weite Ferne gerückt. Letzteres geschieht nicht ausreichen­d. Bestes Beispiel: Mit 200 Millionen Euro will das Land Schulen sanieren, 700 Millionen müssten aber alleine in die Grundschul­en (in kommunaler Trägerscha­ft) fließen.

Dennoch sind die Kommunen nicht schuldlos an ihrer Misere. Durch Kirchturmd­enken wird das Potenzial interkommu­naler Kooperatio­n nicht ausgeschöp­ft. Es begünstigt auch eine Dichte an Ämtern und Sport- wie Veranstalt­ungsstätte­n, deren beispiello­se Kleinteili­gkeit wohl nur aus der Eigenständ­igkeit des Mini-Bundesland­es zu erklären ist. Die Krise ist zwar nicht ohne übergeordn­ete Hilfe lösbar: Doch verlangt sie auch den Blick über den Tellerrand.

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