Saarbruecker Zeitung

Mautstelle macht Fehler – Fahrt doppelt berechnet

- VON SOPHIA SCHÜLKE

Wer in Frankreich Auto fährt, kommt früher oder später an eine Mautschran­ke. Mit einer Mautbox geht alles automatisc­h – ohne Anhalten. Praktisch. Das fand auch Frankreich-Vielfahrer Michael Hansen – bis seine Mautbox gesperrt wurde und er Post vom Inkassobür­o bekam.

SAARBRÜCKE­N Ob beim Tagesausfl­ug nach Metz oder im Sommerurla­ub in der Bretagne: Wer auf Frankreich­s Autobahnen unterwegs ist, kommt recht bald an eine Mautstelle. Zeit sparen kann man mit einem Mautabo: Über die kleine weiße Box an der Windschutz­scheibe wird die Maut elektronis­ch gezahlt. Erfassen die Kameras die Box, piept es einmal und die Schranke geht hoch – ohne Suche nach Münzen oder Kreditkart­e. Die Fahrt kann weitergehe­n. Aber was, wenn die Technik einen Fehler macht?

So ist es Michael Hansen im vergangene­n Juli mit seiner Mautbox „Bip&Go“passiert, die er bei der französisc­hen Autobahnge­sellschaft Sanef abonniert hat. Die Sanef (Société des autoroutes du Nord et de l`Est de la France) bewirtscha­ftet die Autobahnen im Nordosten und Osten Frankreich­s – darunter auch die A4, die über Metz nach Straßburg und Paris führt. „Bei der Überquerun­g der Pont de Normandie in der Nähe von Le Havre wurde ich zweimal innerhalb weniger Sekunden an der Mautstelle erfasst“, berichtet er. An der Schranke piepte es also zwei- statt nur einmal. Hansen hoffte, dass ein Computersy­stem die Dopplung erkennen und löschen würde. „Es macht ja nun keinen Sinn, innerhalb von wenigen Sekunden zweimal die Brücke in die gleiche Richtung zu überqueren.“

Einige Tage später kontrollie­rte Hansen die Fahrten in seinem Kundenkont­o. Dort war die Dopplung weiter erfasst. Er meldete dies dem Anbieter über das Portal. „Es folgte lange keine Reaktion. Ich wiederholt­e meine Reklamatio­n weitere vier Mal und verwies darauf, dass ich im Falle einer fehlerhaft­en Berechnung die Abbuchung zurückweis­en würde.“

Nach rund anderthalb Monaten folgte eine Rechnung – wieder mit der doppelten Brückenübe­rquerung. „Ich buchte den Betrag zurück, überwies sofort den korrekten Betrag und meldete die Korrektur“, erklärt Hansen. Es folgten Mahnungen und Post von einem Inkassount­ernehmen, das die 5,80 Euro für die doppelte Fahrt forderte. Das Kundenkont­o wurde gekündigt und der Mautstick gesperrt.

Unzählige Fahrerinne­n und Fahrer passieren Frankreich­s Mautstelle­n jeden Tag ohne größere Probleme. Was war hier schiefgela­ufen?

„In diesem Rahmen ist Bip&Go nur ein Anbieter von elektronis­chen Mautzahlun­gen“, teilt Jehan O'Mahony, Presseprec­her der Sanef Gruppe, mit. „Es ist die Konzession­sgesellsch­aft, hier die Industrie- und Handelskam­mer von Le Havre (CCIH), die mit ihren technische­n Mitteln für die Erfassung der Maut verantwort­lich ist.“Viele Autobahnko­nzessionsg­esellschaf­ten könnten eine doppelte Durchfahrt erkennen und diese annulliere­n.

„Ich bin erschrocke­n, wie schwierig das französisc­he System ist, wenn es zu einem Fehler kommt.“Michael Hansen Dem SZ-Leser wurde eine Autobahnfa­hrt an einer französisc­hen Mautstelle doppelt abgerechne­t.

Dies sei bei dieser Mautschran­ke bei Le Havre möglicherw­eise nicht der Fall.

„Solche Anomalien sind äußerst selten“, bilanziert O'Mahony. „Die doppelte Erfassung ist auf französisc­hen Autobahnen sehr unüblich, da die meisten Konzession­sgesellsch­aften über ihre eigenen automatisc­hen Mittel zur Doppelerfa­ssung verfügen.“Demnach wäre Hansen auf seiner Fahrt quasi auf die Nadel im Heuhaufen gestoßen.

Nach Angaben des Unternehme­nssprecher­s soll das Problem von Hansen kurz vor der Lösung stehen. Hansen wiederum kritisiert, dass für Kunden die Kommunikat­ion bei Problemen mit der Mautbox beschwerli­ch sei.

„Es gibt keine Möglichkei­t, eine normale Mail über ein Mailprogra­mm zu schreiben. Ansonsten bleibt nur eine Telefonnum­mer, die allerdings praktisch nur auf Französisc­h möglich ist“, sagt Hansen. „Ich bin erschrocke­n, wie schwierig das französisc­he System ist, wenn es zu einem Fehler kommt.“Auch, weil es in Frankreich üblich sei, „dass sämtliche Vorgänge per App, zumeist ausschließ­lich auf Französisc­h, oder per Telefon auf Französisc­h geregelt werden sollen.“

Das Unternehme­n betreibt immerhin einen deutschspr­achigen

Internetau­ftritt. Von dort kann unter dem Menüpunkt „Kontakt“ein Formular auch auf Deutsch ausgefüllt und abgeschick­t werden. Aber, dass ein Kunde eine Antwort auch auf Deutsch erhält, dürfte eher selten sein.

„Das Bip&Go Customer Relationsh­ip Center ist befugt, auf Französisc­h und Englisch zu sprechen“, teilt der Pressespre­cher mit. Für „bestimmte Verfahren“greife man auf interne und externe Übersetzer für Deutsch und Niederländ­isch zurück. „Sobald der Austausch in einer Sprache stattfand, die nicht Französisc­h ist, wird Englisch bevorzugt“, teilt O'Mahony mit.

Deutschlan­d gehöre zu den am häufigsten vertretene­n Nationalit­äten unter den Abonnenten, aber Zahlen zu seinen deutschen Kunden will die Sanef nicht bekannt geben. Dabei ist das Unternehme­n tatsächlic­h eine der wenigen Autobahnko­nzessionsg­esellschaf­ten in Frankreich, wenn nicht gar die einzige, die derzeit überhaupt über einen weiterführ­enden deutschspr­achigen Internetau­ftritt verfügt.

Weitere Informatio­nen unter www. bipandgo.com/de.

Kontakt unter www.bipandgo.com/de/ uns-kontaktier­en (Antwort auf Englisch oder Französisc­h)

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FOTO: ISTOCK Das Mautsystem in Frankreich ist eine Klasse für sich. Wer eine Mautbox hat, kommt leichter durch. Wäre da nicht manchmal der Teufel im Detail.

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