Mautstelle macht Fehler – Fahrt doppelt berechnet
Wer in Frankreich Auto fährt, kommt früher oder später an eine Mautschranke. Mit einer Mautbox geht alles automatisch – ohne Anhalten. Praktisch. Das fand auch Frankreich-Vielfahrer Michael Hansen – bis seine Mautbox gesperrt wurde und er Post vom Inkassobüro bekam.
SAARBRÜCKEN Ob beim Tagesausflug nach Metz oder im Sommerurlaub in der Bretagne: Wer auf Frankreichs Autobahnen unterwegs ist, kommt recht bald an eine Mautstelle. Zeit sparen kann man mit einem Mautabo: Über die kleine weiße Box an der Windschutzscheibe wird die Maut elektronisch gezahlt. Erfassen die Kameras die Box, piept es einmal und die Schranke geht hoch – ohne Suche nach Münzen oder Kreditkarte. Die Fahrt kann weitergehen. Aber was, wenn die Technik einen Fehler macht?
So ist es Michael Hansen im vergangenen Juli mit seiner Mautbox „Bip&Go“passiert, die er bei der französischen Autobahngesellschaft Sanef abonniert hat. Die Sanef (Société des autoroutes du Nord et de l`Est de la France) bewirtschaftet die Autobahnen im Nordosten und Osten Frankreichs – darunter auch die A4, die über Metz nach Straßburg und Paris führt. „Bei der Überquerung der Pont de Normandie in der Nähe von Le Havre wurde ich zweimal innerhalb weniger Sekunden an der Mautstelle erfasst“, berichtet er. An der Schranke piepte es also zwei- statt nur einmal. Hansen hoffte, dass ein Computersystem die Dopplung erkennen und löschen würde. „Es macht ja nun keinen Sinn, innerhalb von wenigen Sekunden zweimal die Brücke in die gleiche Richtung zu überqueren.“
Einige Tage später kontrollierte Hansen die Fahrten in seinem Kundenkonto. Dort war die Dopplung weiter erfasst. Er meldete dies dem Anbieter über das Portal. „Es folgte lange keine Reaktion. Ich wiederholte meine Reklamation weitere vier Mal und verwies darauf, dass ich im Falle einer fehlerhaften Berechnung die Abbuchung zurückweisen würde.“
Nach rund anderthalb Monaten folgte eine Rechnung – wieder mit der doppelten Brückenüberquerung. „Ich buchte den Betrag zurück, überwies sofort den korrekten Betrag und meldete die Korrektur“, erklärt Hansen. Es folgten Mahnungen und Post von einem Inkassounternehmen, das die 5,80 Euro für die doppelte Fahrt forderte. Das Kundenkonto wurde gekündigt und der Mautstick gesperrt.
Unzählige Fahrerinnen und Fahrer passieren Frankreichs Mautstellen jeden Tag ohne größere Probleme. Was war hier schiefgelaufen?
„In diesem Rahmen ist Bip&Go nur ein Anbieter von elektronischen Mautzahlungen“, teilt Jehan O'Mahony, Presseprecher der Sanef Gruppe, mit. „Es ist die Konzessionsgesellschaft, hier die Industrie- und Handelskammer von Le Havre (CCIH), die mit ihren technischen Mitteln für die Erfassung der Maut verantwortlich ist.“Viele Autobahnkonzessionsgesellschaften könnten eine doppelte Durchfahrt erkennen und diese annullieren.
„Ich bin erschrocken, wie schwierig das französische System ist, wenn es zu einem Fehler kommt.“Michael Hansen Dem SZ-Leser wurde eine Autobahnfahrt an einer französischen Mautstelle doppelt abgerechnet.
Dies sei bei dieser Mautschranke bei Le Havre möglicherweise nicht der Fall.
„Solche Anomalien sind äußerst selten“, bilanziert O'Mahony. „Die doppelte Erfassung ist auf französischen Autobahnen sehr unüblich, da die meisten Konzessionsgesellschaften über ihre eigenen automatischen Mittel zur Doppelerfassung verfügen.“Demnach wäre Hansen auf seiner Fahrt quasi auf die Nadel im Heuhaufen gestoßen.
Nach Angaben des Unternehmenssprechers soll das Problem von Hansen kurz vor der Lösung stehen. Hansen wiederum kritisiert, dass für Kunden die Kommunikation bei Problemen mit der Mautbox beschwerlich sei.
„Es gibt keine Möglichkeit, eine normale Mail über ein Mailprogramm zu schreiben. Ansonsten bleibt nur eine Telefonnummer, die allerdings praktisch nur auf Französisch möglich ist“, sagt Hansen. „Ich bin erschrocken, wie schwierig das französische System ist, wenn es zu einem Fehler kommt.“Auch, weil es in Frankreich üblich sei, „dass sämtliche Vorgänge per App, zumeist ausschließlich auf Französisch, oder per Telefon auf Französisch geregelt werden sollen.“
Das Unternehmen betreibt immerhin einen deutschsprachigen
Internetauftritt. Von dort kann unter dem Menüpunkt „Kontakt“ein Formular auch auf Deutsch ausgefüllt und abgeschickt werden. Aber, dass ein Kunde eine Antwort auch auf Deutsch erhält, dürfte eher selten sein.
„Das Bip&Go Customer Relationship Center ist befugt, auf Französisch und Englisch zu sprechen“, teilt der Pressesprecher mit. Für „bestimmte Verfahren“greife man auf interne und externe Übersetzer für Deutsch und Niederländisch zurück. „Sobald der Austausch in einer Sprache stattfand, die nicht Französisch ist, wird Englisch bevorzugt“, teilt O'Mahony mit.
Deutschland gehöre zu den am häufigsten vertretenen Nationalitäten unter den Abonnenten, aber Zahlen zu seinen deutschen Kunden will die Sanef nicht bekannt geben. Dabei ist das Unternehmen tatsächlich eine der wenigen Autobahnkonzessionsgesellschaften in Frankreich, wenn nicht gar die einzige, die derzeit überhaupt über einen weiterführenden deutschsprachigen Internetauftritt verfügt.
Weitere Informationen unter www. bipandgo.com/de.
Kontakt unter www.bipandgo.com/de/ uns-kontaktieren (Antwort auf Englisch oder Französisch)