Saarbruecker Zeitung

„Oppenheime­r“räumt bei Golden Globes ab

„Oppenheime­r“ist der große Globe- Gewinner, viele „Barbie“-Träume platzten hingegen. Sandra Hüller verpasst ihren Globe, doch es gibt zwei Preise für „ Anatomie eines Falls“.

- VON BARBARA MUNKER UND CHRISTIAN FAHRENBACH Produktion dieser Seite: Manuel Görtz Lucas Hochstein

BEVERLY HILLS (dpa) Als „Barbenheim­er“machten die völlig gegensätzl­ichen Filme „Barbie“und „Oppenheime­r“Furore und sahnten an den Kinokassen ab – doch bei den Golden Globes steckte der neunfach nominierte Favorit „Barbie“nun eine Schlappe ein. Das HistorienE­pos über J. Robert Oppenheime­r, den Mit-Erfinder der Atombombe, trumpfte mit fünf Globe-Trophäen auf, darunter dem Top-Globe als bestes Drama.

Der irische Star Cillian Murphy und Regisseur Christophe­r Nolan gewannen beide den ersten Globe ihrer langen Karrieren, auch für die Filmmusik und für Nebendarst­eller Robert Downey Jr. gab es „Gold“. Die grelle Satire „Barbie“, mit Margot Robbie in der Rolle der ikonischen Puppe, musste sich dagegen mit zwei Preisen begnügen – in der neuen Blockbuste­rsparte „Cinematic and Box Office Achievemen­t“für Kinohits und für den Song „What

Was I Made For?“von Billie Eilish und Finneas O`Connell.

Für Sandra Hüller und das Team von „Anatomie eines Falls“hatte die Globe-Gala in der Nacht zum Montag überrasche­nd gut begonnen. Die französisc­he Filmemache­rin Justine Triet und ihr Partner Arthur Harari setzten sich in der Kategorie „Bestes Drehbuch“überrasche­nd gegen Schwergewi­chte wie „Oppenheime­r“oder „Killers of the Flower Moon“durch. Kurz danach gewann das Team auch den Preis für den besten nicht-englischsp­rachigen Film. In dem Justiz-Thriller brilliert Hüller in der Rolle einer Ehefrau, die sich vor Gericht gegen Mordvorwür­fe verteidige­n muss.

Regisseuri­n Triet dankte dem deutschen Star auf der Globe-Bühne. Hüller habe nie versucht, eine „perfekte Heldin“darzustell­en. Sie habe vielmehr eine komplexe Frau geschaffen, „die sich nie dafür entschuldi­gt, das zu sagen, was sie denkt“. Hüller (45), die in Beverly Hills im grünen Abendkleid über den roten Teppich lief, kam am Ende der dreistündi­gen Show aber nicht zum Zuge.

Mit ihrer ersten Globe-Nominierun­g in der Sparte „Beste Darsteller­in in einem Filmdrama“unterlag sie der US-Amerikaner­in Lily Gladstone (37, „Killers of the Flower Moon“). In Martin Scorseses Historien-Thriller um Verbrechen an dem indigenen Volk der Osage spielt Gladstone eine Stammes-Frau. Ihre Dankesrede begann sie in der Sprache ihres eigenen Stammes. Sie ist die erste Indigene mit einem Globe-Gewinn als beste Hauptdarst­ellerin. Es war die einzige Trophäe für das siebenfach nominierte Epos.

Zwei Globes gab es für das Fantasy-Märchen „Poor Things“von Regisseur Giorgos Lanthimos – als beste Komödie und für Hauptdarst­ellerin Emma Stone in einer Komödie. Paul Giamatti überzeugte mit seiner Hauptrolle als griesgrämi­ger Geschichts­lehrer in der Tragikomöd­ie „The Holdovers“.

Die Globe-Verleiher hatten sich ins Zeug gelegt, zahlreiche Promis – darunter Oprah Winfrey, Jodie Foster, Michelle Yeoh oder Kevin Costner – als Presenter auf die Bühne zu holen. Auch an ihrem Ruf als Hollywoods feucht-fröhliche Trophäensh­ow, bei der reichlich Champagner fließt, hielten sie fest.

Nach dem monatelang­en Streik der Drehbuchau­toren und Schauspiel­er schienen viele froh, überhaupt wieder einmal die Glitzerwel­t Hollywoods feiern zu können. Für Aufsehen sorgte dabei ein junges Pärchen: Schauspiel­er Timothée Chalamet und Unternehme­rin Kylie Jenner vergnügten sich innig und zogen im prall gefüllten Ballsaal die Blicke auf sich – unter anderem mit einem Kuss. „Barbie“-Star Margot Robbie trug eine pinke Robe, Taylor Swift fiel im grünen Dress auf, Selena Gomez mit einem feuerroten Outfit.

Für Politische­s nutzten die Stars auf der Bühne das Rampenlich­t anders als in früheren Jahren nicht. Robert De Niro ging als bester Nebendarst­eller leer aus und bekam so keine Gelegenhei­t, in gewohnter Manier gegen Donald Trump auszuteile­n. Der Krieg in der Ukraine oder in Nahost war kein Thema.

Vielleicht lag das auch an dem Komiker Jo Koy, der erstmals als Gastgeber auf der Bühne stand - weniger bissig und treffsiche­r als viele seiner Vorgänger. Schließlic­h habe er erst kurz vor Weihnachte­n den Job erhalten und wenig Zeit gehabt, lenkte er ein.

Im Gegensatz zu den Oscars zeichnen die Globes auch TV-Produktion­en aus. Eine dysfunktio­nale US-Mediendyna­stie und das warmherzig­e Team eines Sandwich-Restaurant­s waren die großen Abräumer in den TV-Kategorien. Die vierte und letzte Staffel von „Succession“über die Intrigen in einem untergehen­den Familienun­ternehmen wurde als beste Dramaserie ausgezeich­net. Beste Comedyseri­e wurde „The Bear – King of the Kitchen“, ein rasanter Blick auf den ungewöhnli­chen Zusammenha­lt hinter den Kulissen in der Gastronomi­e. Schauspiel­er aus beiden Serien gewannen auch alle vier Preise für die besten Hauptdarst­eller.

Als Oscar-Barometer sind die Globes mit Vorsicht zu betrachten. Rund dreihunder­t ausländisc­he Journalist­en und Journalist­innen entscheide­n über die Globes, gegenüber 10 000 Academy-Mitglieder­n, die in den nächsten Wochen über die Oscar-Anwärter abstimmen. Die Nominierun­gen für Hollywoods höchste Auszeichnu­ng werden am 23. Januar verkündet, die 96. Trophäensh­ow geht dann am 10. März über die Bühne.

 ?? FOTO: CHRIS PIZZELLO/AP ?? Cillian Murphy (linjks) bekam für die Verkörperu­ng des Physikers J. Robert Oppenheime­r den Golden Globe als bester Drama-Darsteller. Robert Downey Jr. erhielt für seine Leistung in „Oppenheime­r“die Trophäe für die beste männliche Nebenrolle.
FOTO: CHRIS PIZZELLO/AP Cillian Murphy (linjks) bekam für die Verkörperu­ng des Physikers J. Robert Oppenheime­r den Golden Globe als bester Drama-Darsteller. Robert Downey Jr. erhielt für seine Leistung in „Oppenheime­r“die Trophäe für die beste männliche Nebenrolle.

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