„Das Ophüls-Festival war unsere erste Wahl“
Der Film „ Schlussklappe“ist in Saarbrücken und Neunkirchen entstanden – und läuft jetzt in vier saarländischen Kinos.
SAARBRÜCKEN/NEUNKIRCHEN. Die Filmbranche ist kein einfaches Pflaster. Davon erzählt die bittersüße Komödie „Schlussklappe“: Ein Quartett von mehr oder weniger hoffnungsvollen Filmemacherinnen und Filmemachern macht sich auf zum Saarbrücker Ophüls-Festival. Dort versucht man, den Fuß in die Tür der Branche zu bekommen, doch leicht ist da nicht. Hinzu kommen einige Liebeswirren und die enorme Anhänglichkeit eines Kinofans, der einem Schauspieler ein „Bett für Jungfilmer“zur Verfügung gestellt hat. Gedreht wurde „Schlussklappe“beim Ophüls-Festival, bei „Die Winzer“in Saarbrücken und in Neunkirchen. Wir haben mit Regisseur/ Autor Niclas Mehne und Darsteller/ Produzent Andreas Berg gesprochen.
Ihr Film „Schlussklappe“spielt während des Ophüls-Festivals und wurde auch vor Ort gedreht – wie kam es dazu?
MEHNE Die Idee einen Film, der auf einem Filmfestival spielt, zu drehen, kam uns während des Max-OphülsFestivals 2018 – somit war Ophüls für uns die erste Wahl. Wir wollten eine Geschichte über Filmschaffende erzählen, die in der Branche Fuß fassen wollen, und das MOP schafft dafür jährlich einen Raum. Das Speeddating für Filmschaffende, verschiedene Panels und das Festivalcafé „Lolas Bistro“sind Orte, wo sich jeder vernetzen kann. Besonders „Lolas Bistro“ist dafür ein zentraler Ort. Ein weiterer Anstoß war für uns auch, dass das Festival 2019 sein 40. Jubiläum feierte und wir unbedingt zu diesem Geburtstag in Saarbrücken drehen wollten. Beim Schreiben des Drehbuches floss dann noch Weiteres ein, was für das Ophüls-Festival typisch ist – so übernachtet Filmfigur „Robert“bei einem Saarbrücker, der ihm eine Schlafmöglichkeit zur Verfügung stellt. Dadurch ist auch die Aktion „Betten für junge Filmschaffende“im Film und sorgt für manche komische Situation.
Waren Sie vor den Dreharbeiten schon mal beim Festival?
Ich war vorher drei Mal da. Das erste Mal 2013, als dort mein Hochschul-Abschlussfilm „Erinnern ausgeschlossen“von der Filmhochschule Premiere feierte.
Ich bin seit 2012 jedes Jahr auf dem Festival. Es war und ist für mich eines der angenehmsten Festivals in Deutschland.
„Schlussklappe“entstand ohne Fördergelder – wie haben Sie den Film finanziert?
BERG Niclas und ich haben den Film größtenteils aus eigenen Geldmitteln finanziert. Darüber hinaus haben wir ein Crowdfunding gemacht und wurden von der Stadtsparkasse Neunkirchen unterstützt.
Da wir den Film „independent“, unabhängig produziert und finanziert, haben, hat er im Vergleich zu anderen Kinofilmen, die eine Förderung erhalten haben, ein eher geringes Budget. Möglich war der Film nur, weil alle Beteiligten hinter dem Projekt standen und einverstanden waren, ihre Gagen zu senken. Außerdem durften wir unentgeltlich an den Schauplätzen des Festivals drehen. Das macht sehr viel aus. Außerdem haben wir Unterstützung von Saarbrückerinnen und Saarbrückern bekommen, die unentgeltlich als Statisten dabei waren.
Wie autobiografisch ist das Ganze für Sie beide? Hatten Sie ähnliche Krisen und Zweifel wie die Figuren im Film?
MEHNE Im Film steckt viel Autobiografisches. Sicher hatte ich ähnliche Krisen und Zweifel, die auch die Figuren im Film haben. Die habe ich immer noch ab und zu. Aber Krisen und Zweifel begleiten einen wohl das ganze Leben, da jedes Filmprojekt neu ist. Eine gewisse Ungewissheit gehört zum Beruf. Es kann ja auch niemand vorhersagen, wie gut ein Film am Ende beim Publikum ankommt.
Mir war wichtig, dass meine Rolle des „Robert“den ständigen, häufig sehr kräftezehrenden Kampf der Schauspieler, von Entscheidern gesehen und bemerkt zu werden, deutlich macht.
Wie viele Drehtage hatten Sie?
Insgesamt 31. Das ist für einen 95-Minüter verhältnismäßig viel. Wegen Corona mussten wir in neun Drehblöcken über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren drehen. Das war natürlich eine Herausforderung für Departments wie Continuity, Maske und natürlich auch die Schauspieler. So haben wir zum Beispiel eine Szene gedreht, in dem die Schauspieler einen Kinosaal verlassen – zwischen dem Dreh im Kinosaal und vor dem Kinosaal lagen real über zwei Jahre.
Wie war das, im laufenden Festivalbetrieb zu drehen, unter anderem in einem Festivalkino mit Publikum. War das „Guerilla-Filmmaking“oder haben Sie mit Statisten gedreht, wenn kein Kinobetrieb lief?
hatten eine Drehgenehmigung vom Festival und wurden ganz wunderbar unterstützt. So hatten wir Zugang zu allen Orten und konnten so herrlich authentische Bilder drehen. Dialogszenen in „Lolas Bistro“etwa haben wir tagsüber mit Komparsen gedreht. Die Szenen im Kinosaal haben wir, wir vor allem aus Zeitgründen, erst nach dem Festival drehen können, mit Statisten.
Dennoch habe ich zusammen mit dem Kameramann etwas „Guerilla-Filmmaking“betrieben. Da wir die Dreharbeiten 2019 nicht abschließen konnten, hatten wir die Chance, noch ein paar Impressionen auf dem Festival 2020 zu drehen. Wir hatten erneut eine Drehgenehmigung und haben uns für die Impressionen einfach ins Kino oder in „Lolas Bistro“gesetzt und mit einem Schauspieler Szenen nachgestellt und dokumentarisch die Filmgespräche mitgefilmt.
Welche Rolle hatte der SR bei der Produktion?
BERG Der SR hat uns logistisch und mit Equipment unterstützt. Der Sender hat Interesse bekundet, „Schlussklappe“zu zeigen.
Die Dreharbeiten begannen 2019, Uraufführung beim Ophüls-Festival war vier Jahre später. Hatten Sie zwischendurch Angst, dass der Film gar nicht mehr fertig wird und nicht ins Kino kommt?
BERG Corona war eine riesige Hürde. So mussten wir die Dreharbeiten zu Beginn der Pandemie von einem Tag auf den anderen abbrechen und erst mal auf Eis legen. Danach folgten viele kleine Drehblöcke. Das zog sich bis Sommer 2021 hin. Erst dann konnten die noch fehlenden Szenen, in denen viele Komparsen vorkamen, realisieren.
Angst, dass der Film nicht fertig werden würde, hatte ich aber nie. Das war für mich auch keine Option, nachdem Andreas schon so viel Geld in den Film gesteckt und Schauspielerinnen, Schauspieler und Team ihre Zeit dafür investiert hatten. Die Frage mit dem Einsatz im Kino ist noch einmal eine andere, weil wir von Beginn an keinen Kinoverleih hatten. Es gibt ja auch viele Filme, die auf Festivals laufen und danach einfach verschwinden, da sie keinen Verleih finden. Wir haben jetzt glücklicherweise einen guten Partner mit Sodawasser Pictures gefunden und hoffen, dass ein Publikum abseits der Filmfestivals den Film jetzt sehen kann. Besonders jetzt für die Vorführungen im Saarland, freuen wir uns mit dem Publikum nach dem Film ins Gespräch zu kommen. mit Niclas Mehne und Andreas Berg und anschließendem Filmgespräch: Donnerstag, 11. Januar (20 Uhr), und Sonntag 14. Januar (20 Uhr), im Saarbrücker Filmhaus. Freitag, 12. Januar, Capitol Saarlouis (20 Uhr); Samstag, 13. Januar (11 Uhr), Cinetower Neunkirchen; Montag, 15. Januar (19 Uhr), Kinowerkstatt St. Ingbert. www.facebook.com/Schlussklappe