Galeria droht bereits diese Woche dritte Insolvenz
Gang vors Gericht würde auch Karstadt Saarbrücken treffen. Nach Medienberichten leitet eine Not-Geschäftsführung die Kaufhaus-Kette.
SAARBRÜCKEN (hgn) Die Lage bei Galeria Karstadt Kaufhof scheint durch die Insolvenz beim Mutterkonzern Signa dramatischer als bislang befürchtet. So könnte die wirtschaftliche Schieflage die letzte große Warenhauskette in Deutschland schneller und womöglich härter treffen, als zunächst angenommen. Das hätte dann auch Auswirkungen auf den letzten Standort im Saarland: Karstadt Saarbrücken.
Denn nach Medienberichten könnte bereits in dieser Woche der dritte Insolvenzantrag bei Galeria seit 2020 folgen. Das meldet die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) und bezieht sich dabei auf Informationen aus dem Unternehmen. Nur der Einstieg eines Investors könnte den Gang vors Insolvenzgericht noch verhindern, heißt es in dem Beitrag weiter.
Bereits seit Wochen soll die Kette zu einer Not-Geschäftsführung übergegangen sein. Laut NZZ hat sich das Management kurz nach der Insolvenz der Muttergesellschaft Signa-Holding am 29. November dazu entschieden. Dabei gehe es nach nicht näher genannten Branchenkennern darum, die nötigsten Ausgaben zu begleichen. Dazu zählten unter anderem Gehälter, Lieferanten-Kosten sowie Energie.
Dann könne es mit dem Geld eng werden. Denn Signa hatte im Vorjahr als Teil des Sanierungsplanes bei Galeria zugesagt, 200 Millionen Euro fließen zu lassen. Das dürfte angesichts der eigenen Turbulenzen wohl auszuschließen sein. Bereits nächsten Monat sollte ein erster Teil dieser Summe an den Warenhauskonzern gehen: 50 Millionen Euro.
Bereits 2020 und 2022 hatte Galeria Insolvenz angemeldet, beide Male als sogenanntes Schutzschirmverfahren. Dabei hielt die Geschäftsführung weitgehend die
Oberhand über das Unternehmen. So lief diese Insolvenz in Eigenverwaltung ab. Sie bekam aber einen Sachwalter an beigestellt, wie ein Insolvenzverwalter in dieser Variante heißt. Zusätzlich erhielt der Konzern knapp 700 Millionen Euro vom Staat.
Bei diesem Geld des Wirtschaftsstabilisierungsfonds ( WSF) handelt es sich um ein Darlehen, das in zwei Schritten an den Konzern seit 2020 gegangen war. Unter anderem sollte damit die Corona-Krise überbrückt werden. Dafür bekam Galeria 430 Millionen Euro. Später legte der Bund 250 Millionen Euro nach.
Davon soll der Konzern aber bisher nur sechs Prozent zurückgezahlt haben. Das gehe aus einem Schreiben hervor, welches der Redaktion der Zeitschrift Capital vorliegt. Demnach seien gerade mal 40 Millionen Euro beglichen worden. Das antwortet das Bundesfinanzministerium auf eine Anfrage von Jessica Tatti. Die Bundestagsabgeordnete war über die Linke ins Bundesparlament eingezogen und ist mittlerweile fraktionslos.
Auch wenn das Weihnachtsgeschäft bei Galeria Karstadt Kaufhof entgegen dem Branchentrend gut gelaufen sein soll, bleibt es wegen der Finanzkrise beim Immobilienkonzern Signa des Österreichers René Benko bei einer unsicheren Zukunft. In den beiden vergangenen Geschäftsjahren hatte die Warenhauskette fast eine Milliarde Euro Miese geschrieben.
Unterdessen sieht die Arbeitnehmervertretung des Essener Konzerns Galeria durchaus Überlebenschancen und wirbt um Interesse bei möglichen Investoren. Dem Fachmagazin Wirtschaftswoche sagte Betriebsratschef Jürgen Ettl, dass sich sein Unternehmen nun aber von der Muttergesellschaft Signa-Holding befreien müsse.
Galeria könne einem Interessenten Rendite bieten.
Dafür müsse es aber auch den Willen bei einem künftigen Investor geben, dass es dem Betrieb gutgeht. Die durch hohe Zinsen und hohe Kosten ausgelöste Wirtschaftsschieflage bei Signa werde sich dennoch auf Galeria auswirken, glaubt Ettl. Demnach befürchtet er einen weiteren Stellenabbau.
Mittlerweile konkretisierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), dass an diesem Dienstag mit einer weiteren Insolvenz bei Galeria zu rechnen ist. Noch betreibt das Unternehmen 110 Warenhäuser bundesweit. Allerdings stehen noch weitere Schließungen an, wie vom harten Sanierungsplan im März 2023 vorgesehen. Deswegen musste auch Kaufhof in Saarbrücken im Sommer dichtmachen. Zurzeit sind bundesweit mehr als 12 000 Menschen bei Galeria beschäftigt.