Saarbruecker Zeitung

Datenschut­z für Wohlhabend­e

- UnserAAuto­r ist Blogger und Digitalexp­erte.

Seit Kurzem stellt Facebooks Mutterkonz­ern Meta seine Nutzer vor eine Schein-Wahl: entweder zu akzeptiere­n, quer über das gesamte Internet verfolgt und ausspionie­rt zu werden, oder ein Abo abzuschlie­ßen. Die Gebühren, um weiterhin mit seinen Freunden in Kontakt zu bleiben, sind heftig: Bis zu 12,99 Euro pro Monat für Facebook und zusätzlich acht Euro für jedes verknüpfte InstagramK­onto. Ein saftiger Preis für etwas, was ein verbriefte­s Grundrecht ist: Datenschut­z. Organisati­onen aus Deutschlan­d und Österreich haben bereits Beschwerde eingelegt. Sie argumentie­ren, Meta erhebe eine „Datenschut­zgebühr“, die den freien Willen der Nutzer beeinträch­tige.

Die „Wahl“ist keine: Eine Studie zeigt, dass 99,9 Prozent der Nutzer dem Tracking zustimmen würden, wenn sie stattdesse­n zahlen müssten. Dabei wollen eigentlich nur drei bis zehn Prozent, dass ihre personalis­ierten Daten für Werbung verwendet werden. Ein gefährlich­er Präzedenzf­all. Ist Datenschut­z in Zukunft nur noch etwas für Wohlhabend­e? Wer es sich leisten kann, kauft sich Privatsphä­re. Das ist keine Wahl, das ist Zwang.

In einer Zeit, in der Daten immer wertvoller werden, ist Metas Schachzug teuflisch. Und zugleich eine Kapitulati­on vor dem Prinzip des freien Internets, wo Privatsphä­re ein Grundrecht, keine Ware ist. Facebooks „Zahlen oder getrackt werden“-Trick ist ein klarer Fall von Datendiskr­iminierung, die reiche Nutzer begünstigt und den Rest der Nutzer ungebremst ausspionie­rt. Geld zu verlangen, damit sich ein Konzern an das Gesetz hält? Damit wird die EU-Datenschut­zgrundvero­rdnung nicht nur ausgehebel­t, sondern ad absurdum geführt.

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