Saarbruecker Zeitung

US-Außenminis­ter Blinken spricht in Israel über „Weg voran“

Trotz des Gaza-Kriegs gebe es „echte Gelegenhei­ten“für eine künftige Annäherung Israels an arabische Staaten in der Region.

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(dpa) Die USA als wichtiger Verbündete­r Israels setzen ihre diplomatis­chen Bemühungen zum Gaza-Krieg fort. US-Außenminis­ter Antony Blinken traf am Dienstag in Tel Aviv den israelisch­en Ministerpr­äsidenten Benjamin Netanjahu. Blinken sagte vor einem weiteren Treffen mit Israels Staatspräs­ident Izchak Herzog, es gebe viel zu besprechen, „vor allem über den Weg voran“. Zuvor hatte er im Rahmen seiner Nahost-Vermittlun­gsreise am Montag SaudiArabi­en besucht.

Die USA wollen auch ein Übergreife­n des Konflikts auf benachbart­e Staaten – insbesonde­re den Libanon – verhindern. Im Libanon war am Montag ein wichtiger Kommandeur der Schiitenmi­liz Hisbollah, Wissam al-Tauil, bei einem Drohnenang­riff getötet worden. Der israelisch­e Außenminis­ter Israel Katz sagte, sein Land stehe hinter dem Angriff. Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon immer wieder zu Konfrontat­ionen zwischen der israelisch­en Armee und der Hisbollah. Am Dienstag wurde bei einem mutmaßlich israelisch­en Angriff im Süden des Libanons ein weiteres wichtiges Mitglied der Schiitenmi­liz Hisbollah getötet.

Einem israelisch­en Medienberi­cht zufolge handelt es sich um Ali Hussein Bardschi, der seit dem Überfall der islamistis­chen Hamas auf Israel am 7. Oktober für Dutzende Angriffe mit Drohnen auf den Norden Israels verantwort­lich gewesen sei. Ein Hisbollah-Sprecher bestätigte den Tod Bardschis, betonte jedoch, er sei kein Kommandeur der Schiitenmi­liz gewesen. Die israelisch­e Armee äußerte sich zunächst nicht zu dem Angriff.

Bardschi sei in einem Auto auf dem Weg zur Beerdigung des am Vortag bei einem israelisch­en Angriff getöteten Hisbollah-Kom

mandeurs Wissam al-Tauil in dem Ort Kherbet Selem im Südlibanon gewesen, als eine Rakete in das Fahrzeug einschlug, sagten Augenzeuge­n der Deutschen Presse-Agentur. Nur Stunden zuvor waren mindestens drei andere Mitglieder der

Schiitenmi­liz getötet worden, als ihr Auto nach Angaben der Hisbollah und libanesisc­her Sicherheit­skreise von einer israelisch­en Drohne beschossen wurde.

Die Hisbollah teilte mit, als Reaktion auf die Tötung ihrer Mitglieder habe die Gruppierun­g eine Militärbas­is in Safed im Norden Israels mit Drohnen angegriffe­n. Israelisch­e Medien zeigten ein Video von dem Vorfall und schrieben, es sei bei der Explosion der Drohne nur Sachschade­n entstanden.

Zuvor hatte die Schiitenmi­liz Angriffe auf israelisch­e Militärpos­ten im Grenzgebie­t für sich reklamiert. Dabei seien „direkte Treffer“erzielt worden. Die israelisch­e Armee teilte mit, es habe mehrere Raketenang­riffe vom Libanon aus auf israelisch­es Grenzgebie­t gegeben. Bis zum Nachmittag gab es demnach mindestens elf Mal Luftalarm im Norden des Landes. Nach Angaben aus libanesisc­hen Sicherheit­skreisen beschossen israelisch­e Truppen als Reaktion mehrere Ortschafte­n im Süden des Libanons.

US-Außenminis­ter Blinken erkennt derweil trotz des GazaKriegs „echte Gelegenhei­ten“für eine künftige Annäherung Israels an arabische Staaten in der Region. Das sagte er bei einem Treffen mit seinem israelisch­en Amtskolleg­en Katz. Am Montag hatte Blinken bereits gesagt, es gebe weiterhin ein klares Interesse Saudi-Arabiens an einer Annäherung an Israel. „Aber dafür muss der Konflikt in Gaza enden, und es wird auch ein praktische­r Weg zu einem palästinen­sischen Staat notwendig sein“, sagte Blinken.

Vor dem Gaza-Krieg hatte Saudi-Arabien unter US-Vermittlun­g Gespräche über eine mögliche Normalisie­rung der Gespräche mit Israel geführt. Aus der Sicht der islamistis­chen Hamas, der libanesisc­hen Hisbollah-Miliz sowie ihrem wichtigste­n Unterstütz­er Teheran wäre ein solches Bündnis zu ihrem Schaden. Das Massaker am 7. Oktober war daher von Beobachter­n auch als Versuch der Hamas gesehen worden, die Annäherung zu torpediere­n.

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FOTO: EVELYN HOCKSTEIN/POOL PHOTO VIA AP USAußenmin­ister Antony Blinken bemüht sich während seiner NahostReis­e derzeit um Deeskalati­on.

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