Saarbruecker Zeitung

Wagenknech­t-Partei hat Potenzial

-

Das Bündnis Sahra Wagenknech­t (BSW) darf bei den Europa-Wahlen auf ein gutes Ergebnis hoffen – auch im Saarland. Dass die neue Partei hier ein ansehnlich­es Potenzial mobilisier­en könnte, ergibt sich bereits daraus, dass Linke und AfD in der Vergangenh­eit ihre besten Ergebnisse in Westdeutsc­hland jeweils im Saarland erzielt haben. Dabei spielen die Folgen des Strukturwa­ndels eine nicht ganz unwesentli­che Rolle. Niemand sollte unterschät­zen, dass seine Positionen zu Migration, Energie oder Gendern das Wagenknech­t-Bündnis bis weit in die gesellscha­ftliche Mitte hinein interessan­t machen.

Sollte die Partei bereits zur Kommunalwa­hl am 9. Juni antreten wollen, würde sie die notwendige­n Unterschri­ften in vielen Kommunen wohl schaffen. Wenn die EU-Wahl am selben Tag eine Abstimmung über die Migrations­politik der Ampel wird, würde das auch die Wagenknech­t-Truppe in zahlreiche Räte spülen.

Allerdings bräuchte sie für flächendec­kende Ortsrats-, Stadt- und Gemeindera­tslisten eine gewisse kommunale Struktur. Dazu müsste sie schnell wachsen. Der Aufbau der Linksparte­i im Saarland hat aber gezeigt, dass schnelles Wachstum nicht nur ernsthaft politisch interessie­rte Menschen anzieht, sondern auch Spinner, Glücksritt­er und Extremiste­n. Daher wird sich das Bündnis dreimal überlegen müssen, ob die Kommunalwa­hl nicht doch etwas zu früh für sie kommt.

Die Linke wurde im Saarland gewählt wegen Oskar Lafontaine, aber sie war für größere Teile der Wählerscha­ft auch deshalb attraktiv, weil sie weitere interessan­te Köpfe aufbot: bekannte Gewerkscha­fter oder Wissenscha­ftler. Das muss man auch von Wagenknech­ts Bündnis erwarten. Eine Partei, die personell im Wesentlich­en eine Linke 2.0 ist, braucht im Saarland niemand.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany