Das bedeutet die Galeria-Pleite für Saarbrücken
Was sich seit Tagen angedeutet hat, trat jetzt ein: Die Warenhauskette Galeria ist erneut pleite. So schätzt der Betriebsrat die Lage von Karstadt in Saarbrücken ein.
Seit Jahren ist es für die Beschäftigten der einst mächtigen Warenhauskette Galeria ein Hin und Her zwischen Hoffen und Bangen. Nach einem Sanierungsplan mit dem Verlust Tausender Jobs und etlicher Standorte folgte die Konsolidierung. Doch diese Verschnaufpausen für die Belegschaft fielen immer kürzer aus. Auch für die Mitarbeiter bei Karstadt in Saarbrücken.
Denn jetzt steht die dritte Insolvenz an. Was sich seit Tagen immer mehr verdichtet hat, trat am Dienstagvormittag ein: Galeria ist erneut pleite. Zum dritten Mal seit 2020 steht ein Insolvenzverfahren an. Dabei ist es noch nicht einmal ein Jahr her, dass einschneidende Maßnahmen erneut zahlreiche Filialen hinwegrafften. Diesem Abbau fiel im vergangenen Sommer auch das
Traditionshaus Kaufhof in der Saarbrücker Bahnhofstraße zum Opfer. Während der Sanierungswelle nach der ersten Insolvenz 2020 war das Schwesterhaus in Neunkirchen verschwunden.
„Um sich aus dieser Situation zu befreien und eine erfolgreiche Zukunft für Galeria Karstadt Kaufhof zu sichern, hat das Unternehmen am 9. Januar beim Amtsgericht Essen einen Insolvenzantrag gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Stefan Denkhaus bestellt“, heißt es in einer der SZ vorliegenden Mitteilung aus der Konzernzentrale in Essen. Ein Sprecher des Amtsgerichts bestätigt unterdessen die Bestellung des Anwalts.
Wie geht es jetzt mit Karstadt in Saarbrücken weiter? Für Andreas Lallemand ist die neuerliche Insolvenz „natürlich alles andere als erfreulich“– sowohl für ihn als Betriebsratsvorsitzenden, als auch für die Kollegen. So reagiert der Mitarbeitervertreter direkt nach Bekanntgabe des Verfahrens. Konkrete Pläne für das Haus in der saarländischen Landeshauptstadt gebe es noch nicht. „Was die Insolvenz für unseren Standort bedeutet, wird sich zeigen“, teilt er auf SZ-Anfrage mit.
Gleichzeitig zeigt sich Lallemand optimistisch, was die Entwicklung vor Ort angeht. Er schließe demzu
folge aus, „dass wir von einer Schließung oder einem nennenswerten Personalabbau betroffen sein werden“. Dennoch müssten er und die übrigen rund 130 Beschäftigten bei Karstadt in Saarbrücken abwarten. „Was jetzt passiert, können wir vor Ort erst mal nicht beeinflussen und müssen abwarten.“
Die Insolvenz könnte auch ein
Ausweg aus der Krise für das Gesamtunternehmen bedeuten, sagt Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU), auch wenn er die Sorgen der Mitarbeiter bei Karstadt in der Landeshauptstadt durchaus für berechtig hält. Der Rathauschef zur SZ: „Es ist für Galeria Karstadt Kaufhof auch die Chance, sich endlich aus der Umklamme
rung des von Missmanagement geprägten Benko-Konzerns zu befreien.“Die Stadt sei im Austausch mit Verantwortlichen vor Ort und optimistisch, „da wir vom Standort weiterhin überzeugt sind und das Haus in der Bahnhofstraße auf einem gut Weg zu sein scheint“.
Alex Sauer, Sekretär der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ( Verdi) im Bezirk Saar-Trier: „Eine erneute Insolvenz ist ein weiterer Schlag ins Gesicht der Beschäftigten von Galeria.“Wieder seien es die Top-Manager und bisherigen Investoren, die sich nur an den Mieten bedient haben – dort, wo es zumindest möglich war. Jetzt müssten die Beschäftigten, deren Familien sowie Kunden ein weiteres Mal um die Existenz der Läden bangen. Sauer: „Wie stark und mutig diese Menschen sind, das nun zum dritten Mal binnen drei Jahren durchstehen zu müssen, verdient höchsten Respekt.“
Auch wenn es paradox klingen mag, könne es im Insolvenzverfahren neue Chancen für das Warenhaus geben. „Die Möglichkeit besteht, dass nun ein Investor das Geschäft übernimmt, der wirklich an das Warenhaus, die Innenstadt und die Belegschaften glaubt.“Gleichzeitig müsse die Übergangsgeschäftsführung alles dafür tun, die Jobs zu erhalten. Das Gleiche gelte für den Insolvenzverwalter. Diese sind seit 2008 massiv beschnitten worden: von damals mehr als 42 000 Mitarbeitern bundesweit auf gerade mal noch 12 500 Ende 2023.
In einer Pressemitteilung des Galeria-Konzerns zum beantragten Insolvenzverfahren heißt es: „Ziel ist die Fortführung von Galeria.“Das Galeria-Management um Olivier van den Bossche sowie Guido Mager plane mit dem Insolvenzverwalter neue Besitzverhältnisse. Wörtlich heißt es dazu: „Mit der Befreiung aus den durch Signa gesetzten Rahmenbedingungen strebt Galeria einen Eigentümerwechsel an.“
„Es ist für Galeria Karstadt Kaufhof auch die Chance, sich endlich aus der Umklammerung des von Missmanagement geprägten Benko-Konzerns zu befreien.“Uwe Conradt Saarbrücker Oberbürgermeister