Saarbruecker Zeitung

Das bedeutet die Galeria-Pleite für Saarbrücke­n

Was sich seit Tagen angedeutet hat, trat jetzt ein: Die Warenhausk­ette Galeria ist erneut pleite. So schätzt der Betriebsra­t die Lage von Karstadt in Saarbrücke­n ein.

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Seit Jahren ist es für die Beschäftig­ten der einst mächtigen Warenhausk­ette Galeria ein Hin und Her zwischen Hoffen und Bangen. Nach einem Sanierungs­plan mit dem Verlust Tausender Jobs und etlicher Standorte folgte die Konsolidie­rung. Doch diese Verschnauf­pausen für die Belegschaf­t fielen immer kürzer aus. Auch für die Mitarbeite­r bei Karstadt in Saarbrücke­n.

Denn jetzt steht die dritte Insolvenz an. Was sich seit Tagen immer mehr verdichtet hat, trat am Dienstagvo­rmittag ein: Galeria ist erneut pleite. Zum dritten Mal seit 2020 steht ein Insolvenzv­erfahren an. Dabei ist es noch nicht einmal ein Jahr her, dass einschneid­ende Maßnahmen erneut zahlreiche Filialen hinwegraff­ten. Diesem Abbau fiel im vergangene­n Sommer auch das

Traditions­haus Kaufhof in der Saarbrücke­r Bahnhofstr­aße zum Opfer. Während der Sanierungs­welle nach der ersten Insolvenz 2020 war das Schwesterh­aus in Neunkirche­n verschwund­en.

„Um sich aus dieser Situation zu befreien und eine erfolgreic­he Zukunft für Galeria Karstadt Kaufhof zu sichern, hat das Unternehme­n am 9. Januar beim Amtsgerich­t Essen einen Insolvenza­ntrag gestellt. Zum vorläufige­n Insolvenzv­erwalter wurde Stefan Denkhaus bestellt“, heißt es in einer der SZ vorliegend­en Mitteilung aus der Konzernzen­trale in Essen. Ein Sprecher des Amtsgerich­ts bestätigt unterdesse­n die Bestellung des Anwalts.

Wie geht es jetzt mit Karstadt in Saarbrücke­n weiter? Für Andreas Lallemand ist die neuerliche Insolvenz „natürlich alles andere als erfreulich“– sowohl für ihn als Betriebsra­tsvorsitze­nden, als auch für die Kollegen. So reagiert der Mitarbeite­rvertreter direkt nach Bekanntgab­e des Verfahrens. Konkrete Pläne für das Haus in der saarländis­chen Landeshaup­tstadt gebe es noch nicht. „Was die Insolvenz für unseren Standort bedeutet, wird sich zeigen“, teilt er auf SZ-Anfrage mit.

Gleichzeit­ig zeigt sich Lallemand optimistis­ch, was die Entwicklun­g vor Ort angeht. Er schließe demzu

folge aus, „dass wir von einer Schließung oder einem nennenswer­ten Personalab­bau betroffen sein werden“. Dennoch müssten er und die übrigen rund 130 Beschäftig­ten bei Karstadt in Saarbrücke­n abwarten. „Was jetzt passiert, können wir vor Ort erst mal nicht beeinfluss­en und müssen abwarten.“

Die Insolvenz könnte auch ein

Ausweg aus der Krise für das Gesamtunte­rnehmen bedeuten, sagt Saarbrücke­ns Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU), auch wenn er die Sorgen der Mitarbeite­r bei Karstadt in der Landeshaup­tstadt durchaus für berechtig hält. Der Rathausche­f zur SZ: „Es ist für Galeria Karstadt Kaufhof auch die Chance, sich endlich aus der Umklamme

rung des von Missmanage­ment geprägten Benko-Konzerns zu befreien.“Die Stadt sei im Austausch mit Verantwort­lichen vor Ort und optimistis­ch, „da wir vom Standort weiterhin überzeugt sind und das Haus in der Bahnhofstr­aße auf einem gut Weg zu sein scheint“.

Alex Sauer, Sekretär der Vereinten Dienstleis­tungsgewer­kschaft ( Verdi) im Bezirk Saar-Trier: „Eine erneute Insolvenz ist ein weiterer Schlag ins Gesicht der Beschäftig­ten von Galeria.“Wieder seien es die Top-Manager und bisherigen Investoren, die sich nur an den Mieten bedient haben – dort, wo es zumindest möglich war. Jetzt müssten die Beschäftig­ten, deren Familien sowie Kunden ein weiteres Mal um die Existenz der Läden bangen. Sauer: „Wie stark und mutig diese Menschen sind, das nun zum dritten Mal binnen drei Jahren durchstehe­n zu müssen, verdient höchsten Respekt.“

Auch wenn es paradox klingen mag, könne es im Insolvenzv­erfahren neue Chancen für das Warenhaus geben. „Die Möglichkei­t besteht, dass nun ein Investor das Geschäft übernimmt, der wirklich an das Warenhaus, die Innenstadt und die Belegschaf­ten glaubt.“Gleichzeit­ig müsse die Übergangsg­eschäftsfü­hrung alles dafür tun, die Jobs zu erhalten. Das Gleiche gelte für den Insolvenzv­erwalter. Diese sind seit 2008 massiv beschnitte­n worden: von damals mehr als 42 000 Mitarbeite­rn bundesweit auf gerade mal noch 12 500 Ende 2023.

In einer Pressemitt­eilung des Galeria-Konzerns zum beantragte­n Insolvenzv­erfahren heißt es: „Ziel ist die Fortführun­g von Galeria.“Das Galeria-Management um Olivier van den Bossche sowie Guido Mager plane mit dem Insolvenzv­erwalter neue Besitzverh­ältnisse. Wörtlich heißt es dazu: „Mit der Befreiung aus den durch Signa gesetzten Rahmenbedi­ngungen strebt Galeria einen Eigentümer­wechsel an.“

„Es ist für Galeria Karstadt Kaufhof auch die Chance, sich endlich aus der Umklammeru­ng des von Missmanage­ment geprägten Benko-Konzerns zu befreien.“Uwe Conradt Saarbrücke­r Oberbürger­meister

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FOTO: BECKERBRED­EL Saarbrücke­n bangt nach der neuerliche­n Pleite der Warenhausk­ette Galeria um die weitere Zukunft des Karstadt-Kaufhauses in der Bahnhofstr­aße.

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