Quierschieder Marktbus kommt gut an
Gemeinde zählte im vergangenen Sommer 16 Fahrgäste pro Tour und will das Angebot fortsetzen.
Eben mal ins Auto springen um im Discounter im Nachbarort schnell noch das Notwendigste einzukaufen? Für viele, mitten im stressigen Berufsalltag stehende Mitteleuropäer noch immer eine Selbstverständlichkeit.
Dass es daneben auch noch diejenigen gibt, die über einen solchen Luxus gar nicht erst nachdenken können, wird leider nur allzu oft übersehen. In der Gemeinde Quierschied haben Verwaltung und Gemeinderat dafür gesorgt, dass eben diese Menschen nicht in Vergessenheit geraten. Mit dem Marktbus bietet die Gemeinde seit über fünf Jahren einen besonderen Service an. Das Angebot ist vielen Bürgern im Laufe der Zeit sehr ans Herz gewachsen und findet größte Anerkennung.
Mehr noch: „Ohne den Marktbus wären wir etwa in Fischbach völlig aufgeschmissen“, wie viele Bürger des Ortsteils immer wieder betonen. Zu den Markttagen, jeweils mittwochs und samstags, setzt sich dort um 8.30 Uhr an der Haltestelle Im Heiliggraben ein 20-Sitzer-Kleinbus der ortsansässigen Firma Omnibusbetrieb Huwig in Bewegung und befördert alle Bürger kostenlos durch die Gemeinde und zu den wichtigsten Orten und Einrichtungen. Dabei werden Haltestellen in jeweils kurzen Abständen zueinander und auch solche Ecken im Ort angefahren, die der ÖPNV nicht bedient. Endstation der Fahrten ist der Quierschieder Friedhof, von wo aus der Marktbus um 11.05 Uhr die Rückfahrt antritt.
Weil es im Ortsteil FischbachCamphausen seit Jahren schon keinen, fußläufig erreichbaren, größeren Lebensmittelhändler mehr gibt, und schließlich auch noch der letzte Geldautomat abgebaut wurde, sind die Fischbacher von immer mehr Grundversorgungen abgeschnitten. Bankgeschäfte, Beratungsgespräche, Versorgung mit Bargeld und Einkäufe sind nur noch in Quierschied möglich. Diese Umstände waren mithin der Hauptgrund dafür, dass im Juli 2018 der Service, damals noch unter der Bezeichnung „Seniorenbus“, an den Start gebracht wurde. Und weil er seitdem immer auch respektable Fahrgastzahlen vorzuweisen hat, stimmten der Ausschuss für Umwelt, Verkehr und Energie und der Gemeinderat auch jetzt wieder der weiteren Finanzierung zu.
Eine Zählung in den Sommermonaten dieses Jahres ergab eine Gesamtzahl von rund 400 Fahrgästen, was in etwa 16 Fahrgästen pro Fahrt entspricht. „Aus unserer Sicht hat sich das Projekt bewährt“, so die Ansicht der Gemeinde. „Durch den Marktbus werden die Nahversorgungsmöglichkeiten für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, gestärkt.“Den finanziellen Aufwand von derzeit rund 25 000 Euro pro Jahr nimmt die Gemeinde gerne auf sich und macht auch keine große Sache daraus.
Das Verkehrsangebot „Marktbus“ist jeweils für zwei Jahre ausgeschrieben und endet zum 31. Mai 2024. Der künftige Preis und auch der Anbieter werden im Rahmen eines Vergabeverfahrens ermittelt, das die Gemeinde bereits jetzt frühzeitig in die Wege leitet. Es wird erwartet, dass der Omnibusbetrieb Huwig erneut den Zuschlag erhalten wird.
Als Ideengeber für das Projekt zeichneten vor etwas mehr als fünf Jahren die Seniorenkreise und der Seniorenbeirat der Gemeinde verantwortlich. An der Umsetzung maßgeblich beteiligt war und ist auch weiterhin die zuständige Fachbereichsleiterin Mirka Preiser. „Das Angebot hat sich mehr und mehr herumgesprochen und wird nach der zeitweiligen Unterbrechung durch die Einschränkungen während der Corona-Pandemie jetzt wieder verstärkt genutzt“, berichtet sie. Bürgermeister Lutz Maurer freut sich besonders über den Umstand, dass die Firma Huwig Reisen für den Fahrdienst gewonnen werden konnte. „Das ist eine „Win-Win“-Situation für alle Beteiligten“, wie er sagt.
Für die Kosten des „ShuttleDienstes“kommt ausschließlich die Gemeinde Quierschied auf. Im Gegensatz zu anderen Gemeinden, wie etwa Tholey, Kirkel oder Mandelbachtal, die einen ähnlichen Service durch ehrenamtliche Mitarbeiter betreiben, und dafür Zuschüsse erhalten. Lutz Maurer steht dennoch ohne Wenn und Aber hinter dem Projekt: „Wenn ich an den Markttagen aus dem Fenster meines Büros schaue und sehe, wie viele Bürgerinnen und Bürger aus dem Bus steigen und in Richtung Markt streben, dann weiß ich, dass sich unsere Investition in das Projekt Marktbus wirklich lohnt.“