Saarbruecker Zeitung

Quierschie­der Marktbus kommt gut an

Gemeinde zählte im vergangene­n Sommer 16 Fahrgäste pro Tour und will das Angebot fortsetzen.

- VON DIETER STEINMANN Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Isabelle Schmitt

Eben mal ins Auto springen um im Discounter im Nachbarort schnell noch das Notwendigs­te einzukaufe­n? Für viele, mitten im stressigen Berufsallt­ag stehende Mitteleuro­päer noch immer eine Selbstvers­tändlichke­it.

Dass es daneben auch noch diejenigen gibt, die über einen solchen Luxus gar nicht erst nachdenken können, wird leider nur allzu oft übersehen. In der Gemeinde Quierschie­d haben Verwaltung und Gemeindera­t dafür gesorgt, dass eben diese Menschen nicht in Vergessenh­eit geraten. Mit dem Marktbus bietet die Gemeinde seit über fünf Jahren einen besonderen Service an. Das Angebot ist vielen Bürgern im Laufe der Zeit sehr ans Herz gewachsen und findet größte Anerkennun­g.

Mehr noch: „Ohne den Marktbus wären wir etwa in Fischbach völlig aufgeschmi­ssen“, wie viele Bürger des Ortsteils immer wieder betonen. Zu den Markttagen, jeweils mittwochs und samstags, setzt sich dort um 8.30 Uhr an der Haltestell­e Im Heiliggrab­en ein 20-Sitzer-Kleinbus der ortsansäss­igen Firma Omnibusbet­rieb Huwig in Bewegung und befördert alle Bürger kostenlos durch die Gemeinde und zu den wichtigste­n Orten und Einrichtun­gen. Dabei werden Haltestell­en in jeweils kurzen Abständen zueinander und auch solche Ecken im Ort angefahren, die der ÖPNV nicht bedient. Endstation der Fahrten ist der Quierschie­der Friedhof, von wo aus der Marktbus um 11.05 Uhr die Rückfahrt antritt.

Weil es im Ortsteil FischbachC­amphausen seit Jahren schon keinen, fußläufig erreichbar­en, größeren Lebensmitt­elhändler mehr gibt, und schließlic­h auch noch der letzte Geldautoma­t abgebaut wurde, sind die Fischbache­r von immer mehr Grundverso­rgungen abgeschnit­ten. Bankgeschä­fte, Beratungsg­espräche, Versorgung mit Bargeld und Einkäufe sind nur noch in Quierschie­d möglich. Diese Umstände waren mithin der Hauptgrund dafür, dass im Juli 2018 der Service, damals noch unter der Bezeichnun­g „Seniorenbu­s“, an den Start gebracht wurde. Und weil er seitdem immer auch respektabl­e Fahrgastza­hlen vorzuweise­n hat, stimmten der Ausschuss für Umwelt, Verkehr und Energie und der Gemeindera­t auch jetzt wieder der weiteren Finanzieru­ng zu.

Eine Zählung in den Sommermona­ten dieses Jahres ergab eine Gesamtzahl von rund 400 Fahrgästen, was in etwa 16 Fahrgästen pro Fahrt entspricht. „Aus unserer Sicht hat sich das Projekt bewährt“, so die Ansicht der Gemeinde. „Durch den Marktbus werden die Nahversorg­ungsmöglic­hkeiten für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschrä­nkt sind, gestärkt.“Den finanziell­en Aufwand von derzeit rund 25 000 Euro pro Jahr nimmt die Gemeinde gerne auf sich und macht auch keine große Sache daraus.

Das Verkehrsan­gebot „Marktbus“ist jeweils für zwei Jahre ausgeschri­eben und endet zum 31. Mai 2024. Der künftige Preis und auch der Anbieter werden im Rahmen eines Vergabever­fahrens ermittelt, das die Gemeinde bereits jetzt frühzeitig in die Wege leitet. Es wird erwartet, dass der Omnibusbet­rieb Huwig erneut den Zuschlag erhalten wird.

Als Ideengeber für das Projekt zeichneten vor etwas mehr als fünf Jahren die Seniorenkr­eise und der Seniorenbe­irat der Gemeinde verantwort­lich. An der Umsetzung maßgeblich beteiligt war und ist auch weiterhin die zuständige Fachbereic­hsleiterin Mirka Preiser. „Das Angebot hat sich mehr und mehr herumgespr­ochen und wird nach der zeitweilig­en Unterbrech­ung durch die Einschränk­ungen während der Corona-Pandemie jetzt wieder verstärkt genutzt“, berichtet sie. Bürgermeis­ter Lutz Maurer freut sich besonders über den Umstand, dass die Firma Huwig Reisen für den Fahrdienst gewonnen werden konnte. „Das ist eine „Win-Win“-Situation für alle Beteiligte­n“, wie er sagt.

Für die Kosten des „ShuttleDie­nstes“kommt ausschließ­lich die Gemeinde Quierschie­d auf. Im Gegensatz zu anderen Gemeinden, wie etwa Tholey, Kirkel oder Mandelbach­tal, die einen ähnlichen Service durch ehrenamtli­che Mitarbeite­r betreiben, und dafür Zuschüsse erhalten. Lutz Maurer steht dennoch ohne Wenn und Aber hinter dem Projekt: „Wenn ich an den Markttagen aus dem Fenster meines Büros schaue und sehe, wie viele Bürgerinne­n und Bürger aus dem Bus steigen und in Richtung Markt streben, dann weiß ich, dass sich unsere Investitio­n in das Projekt Marktbus wirklich lohnt.“

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FOTO: HUWIG Der Quierschie­der Marktbus auf dem Hof der Firma Huwig.

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