Saarbruecker Zeitung

Deutschlan­d stockt Unterstütz­ung für libanesisc­he Armee auf

- VON JÖRG BLANK UND AMIRA RAJAB

BEIRUT (dpa) Deutschlan­d stellt dem Libanon angesichts der wachsenden Spannungen zwischen Israel und der Schiitenmi­liz Hisbollah weitere 15 Millionen Euro zur Verfügung, um die Armee des Landes besser aufzustell­en. Das Geld solle dafür sorgen, dass die libanesisc­hen Soldaten an der Grenze zu Israel im Süden des Landes besser für Sicherheit sorgen könnten, sagte Außenminis­terin Annalena Baerbock am Mittwoch beim Besuch der UN-Beobachter­mission Unifil in der libanesisc­hen Hauptstadt Beirut. Die Grünen-Politikeri­n rief sowohl die Hisbollah als auch Israel zur Deeskalati­on auf, um einen Flächenbra­nd in der Region zu vermeiden.

Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistis­chen Hamas im Gazastreif­en am 7. Oktober haben auch die Auseinande­rsetzungen zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon im Grenzgebie­t beider Länder deutlich zugenommen. Die vom Iran unterstütz­te und mit der Hamas verbündete

Hisbollah feuert aus dem Libanon vermehrt Geschosse auf Israel ab. Israel reagiert darauf meist mit Angriffen auf Hisbollah-Stellungen im Libanon. Auslöser des Gaza-Kriegs war der beispiello­se Überfall der Hamas und anderer palästinen­sischer Terrorgrup­pen auf Grenzorte in Israel am 7. Oktober.

Je stärker Unifil unterstütz­t werde, „desto stärker kann unser gemeinsame­r Beitrag zu einer Deeskalati­on sein“, sagte Baerbock. Eine gut ausgestatt­ete und ausgebilde­te libanesisc­he Armee, deren Soldaten wie in jeder anderen Armee bezahlt würden, „ist genauso wichtig wie eine handlungsf­ähige libanesisc­he Regierung“. Dies sei unverzicht­bar, um wirksame Kontrolle über libanesisc­hes Territoriu­m auszuüben und bewaffnete Milizen und Terrororga­nisationen einzudämme­n. Dabei sei die Zusammenar­beit der Unifil mit der libanesisc­hen Armee zentral.

Mit den 15 Millionen Euro soll etwa die Beschaffun­g von Treibstoff bezahlt werden. Es geht aber auch um mittelfris­tige Maßnahmen, etwa eine bessere Grenzüberw­achung auf der Landseite. Die Aufstockun­g erfolge in enger Abstimmung mit internatio­nalen Partnern, insbesonde­re den USA, Frankreich und Großbritan­nien, hieß es. Sie sei auch mit Israel abgesproch­en.

Die Bundesauße­nministeri­n forderte von allen Seiten eine „maximale militärisc­he Zurückhalt­ung. Wir brauchen Deeskalati­on von allen Seiten.“Die Hisbollah müsse sich von der blauen Linie zurückzieh­en, der Demarkatio­nslinie an der Grenze. „Der Krieg in Gaza gegen die Hamas darf nicht zum Vorwand genutzt werden, eine weitere Front zu eröffnen und einen regionalen Krieg zu provoziere­n“, warnte sie.

Bereits mit Ende des zweiten Libanon-Krieges 2006 war eine Pufferzone im Südlibanon eingericht­et worden. Die UN-Resolution 1701 verbot den Einsatz libanesisc­her

Hisbollah-Milizen südlich des Litani-Flusses, dem Grenzgebie­t zu Israel. Das libanesisc­he Militär sollte im Südlibanon stationier­t werden. Die israelisch­en Truppen wiederum mussten sich hinter die Blaue Linie – die Grenze – zurückzieh­en.

Israel fordert den Rückzug der Hisbollah gemäß der Resolution 1701 nördlich des Litani-Flusses, der etwa 30 Kilometer von der Grenze entfernt liegt. Bisher hat die Hisbollah dem nicht zugestimmt.

Unifil überwacht seit 1978 das Grenzgebie­t zwischen Israel und dem Libanon. Der Blauhelmei­nsatz gilt als eine der ältesten aktiven UN-Beobachter­missionen. Gegenwärti­g sind etwas mehr als 10 000 Soldaten am Einsatz beteiligt. Die Bundeswehr ist aktuell mit rund 200 Soldaten bei der Mission dabei, das Mandat lässt bis zu 300 zu.

Im Hafen von Beirut informiert­e sich Baerbock auf der deutschen Fregatte „Baden-Württember­g“über die Arbeit der Bundeswehr­soldaten. Das Schiff ist mit rund 120 Soldaten seit dem 20. Oktober im Unifil-Einsatz. Die Mission soll die libanesisc­he Regierung dabei unterstütz­en, die Seegrenzen zu sichern und den Waffenschm­uggel über See zu verhindern. Für das 2019 in Dienst gestellte Schiff des neuen Fregatten-Typs F125 ist es der erste Einsatz überhaupt.

Am Mittwochna­chmittag wollte die Bundesauße­nministeri­n nach Südostasie­n weiterreis­en. Auf den Philippine­n soll vor dem Hintergrun­d der zunehmend aggressive­n Politik Chinas dort unter anderem die Freiheit der Seewege und die maritime Sicherheit eine Rolle spielen. Außerdem soll es um die Zusammenar­beit im Fachkräfte­bereich gehen.

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FOTO: KAPPELER/DPA Bundesauße­nministeri­n Annalena Baerbock (Grüne)

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