Saarbruecker Zeitung

„Wir schulden unseren Kindern Zukunft“

Ministerpr­äsidentin Anke Rhelinger (SPD) machte auf ihrem Neujahrsem­pfang in Saarbrücke­n Mut für die anstehende Transforma­tion in der Saar-Wirtschaft. Rund 1600 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Verbänden kamen am Mittwochab­end in die Saarlandha­ll

- VON FLORIAN RECH

„Das wichtigste Projekt für mich ist die zivil-militärisc­he Zusammenar­beit und deren weitere Umsetzung im Rahmen des Operations­plans Deutschlan­d. Und der Landes- und Bundesvert­eidigung.“Uwe Staab Bundeswehr-Oberst und Kommandeur des Landeskomm­andos Saarland, über das Jahr 2024

SAARBRÜCKE­N (fre/bte) Mittwochab­end, Saarlandha­lle, Saarbrücke­n: An diesem Abend sind viele da, die im Saarland Rang und Namen haben. Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) hat, nach drei Jahren Coronapaus­e, wieder zu einem Neujahrsem­pfang eingeladen. 1600 Menschen stehen auf der Gästeliste. Nicht nur Persönlich­keiten aus Politik, Wirtschaft, Gewerkscha­ften und Kultur, sondern auch – und das betont Rehlinger am Abend immer wieder – eine Vielzahl von ehrenamtli­chen Helfern. Denn das Hofhalten mit der saarländis­chen Prominenz, ist für Rehlinger nicht die Hauptsache. Ihr Motiv und Motto des Abends: den Menschen danken, die im Saarland in normalen wie in Krisenzeit­en an allen Enden helfen und ausputzen – den Ehrenamtli­chen.

Mit einer Nachricht überrascht­e Rehlinger in ihrer Ansprache alle Gäste. Das Saarland soll 2024 auch etwas abhaben vom Glanz der Olympische­n Spiele im fernen und doch ganz nahen Paris. Das Olympische Feuer macht am 28. Juni Station im Saarland und wird vom französisc­hen Grenzort Apach ins saarländis­che Perl und von dort über die Europabrüc­ke nach Schengen getragen. „Das wird für uns ein Höhepunkt unserer Aktivitäte­n, die Olympische­n Spiele in Paris zu einem grenzübers­chreitende­n Festival des Sports zu machen und auch im Saarland vom olympische­n Geist und anderen Vorteilen zu profitiere­n“, so die Ministerpr­äsidentin.

In ihrer Rede machte Rehlinger klar, dass viele Probleme und Aufgaben des Jahres 2023 auch im aktuellen Jahr bleiben. Die Regierungs­chefin ging insbesonde­re auf die Energiewen­de ein und sprach sich für einen massiven Ausbau der Erneuerbar­en Energien, vor allem durch mehr Wind- und Solarkraft­werke im Saarland aus. „Das ist längst keine Frage nur des Klimaschut­zes mehr. Es geht auch um unsere Wirtschaft! Etwa den Umbau der saarländis­chen Stahlindus­trie“, sagte Rehlinger mit Blick auf den enormen Stromhunge­r der Stahlwerke durch die Produktion von Grünem Stahl.

Anke Rehlinger versuchte, bewusst Mut zu machen für die kommenden auch schwierige­n Jahre des Strukturwa­ndels. 2023 war dabei für die Ministerpr­äsidentin ein Jahr der wirtschaft­lichen Erfolge, aber auch der Nackenschl­äge. Durchaus selbstkrit­isch sagte sie: „Es gab Wolfspeed und die Stahlindus­trie, aber auch Michelin und die Unsicherhe­it bei Ford.“

Ebenfalls auf der Agenda der Landeschef­in für 2024: der Fachkräfte­mangel in fast allen Wirtschaft­sbereichen sowie die schleppend­e Digitalisi­erung der öffentlich­en Verwaltung­en. Beides will Rehlinger im noch frischen Jahr angehen.

Mit der Schuldenbr­emse steht Anke Rehlinger auch 2024 auf Kriegsfuß und malt ein düsteres Bild der Zukunft, falls die Schuldenre­gelung im Grundgeset­z nicht reformiert wird. „Wir sind ein starker Wirtschaft­sstandort, nie zuvor hatten so viele Menschen gute Arbeit. Aber wir tun zu wenig, damit es so bleibt“, so die Ministerpr­äsidentin. Die Schuldenbr­emse verhindere auch dringend nötige Investitio­nen in die Infrastruk­tur und den Wirtschaft­sstandort. „Das Unterlasse­n von Investitio­nen im Hier und Heute sind eben auch Schulden. Wir schulden unseren Kindern dann Zukunft“, sagt Rehlinger und sprach sich für eine Modernisie­rung der Schuldenbr­emse aus.

Auch auf die aktuellen Bauernprot­este ging die Landeschef­in intensiv ein und ordnete diese als gerechtfer­tigt ein. So fiel auch der Mini-Protestzug (zwei Traktoren) der Landwirte auf dem Neujahrsem­pfang gemäßigt aus. Statt auf der Straße parkten einige Landwirte vorbildlic­h an der Saarlandha­lle und nahmen am Empfang teil.

Mit der Musikauswa­hl auf ihrem Empfang setzte die Ministerpr­äsidentin ein Statement. Das Trio Helmut Eisel & JEM spielte Klezmermus­ik. „Jüdinnen und Juden gehören zu uns“, sagte Rehlinger danach. „Wir stellen uns gegen jeden Antisemiti­smus.“Musikalisc­h gerahmt wurde das Unterhaltu­ngsprogram­m von der Big Band der saarländis­chen Polizei. In der Saarlandha­lle wurde es aber auch wild. Der vierfache Breakdance-Weltmeiste­r Lil Ceng gab eine Vorstellun­g und wirbelte über die Bühne.

Und natürlich, wie es sich im Saarland gehört, wurde auch gut aufgetisch­t. Die Saar-Landfrauen und eine Vielzahl bekannter saarländis­cher Kulinarik-Anbieter versorgten die vielen Gäste mit leckeren Häppchen und lokalem Wein von der Mosel.

„Die wirtschaft­liche Transforma­tion und vor allem die Sicherung der Arbeitsplä­tze zu erreichen und gleichzeit­ig den Umweltschu­tz voranzubri­ngen.“Axel Buchholz ehemaliger Chefredakt­eur Hörfunk des SR, zu den Herausford­erungen des Landes 2024

„Für uns als Team ist das Qualifikat­ionsturnie­r in Portugal wichtig, damit wir das Saarland bei den Paralympic­s in Paris vertreten können.“Anita Raguwaran Para-Boccia-Spielerin und Assistenzä­rztin am Knappschaf­tsklinikum Püttlingen, zu den Aufgaben für die kommenden Monate

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FOTO: BECKERBRED­EL Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) gab sich bei ihrem Neujahrsem­pfang kämpferisc­h.

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