Bahnstreik verärgert viele Menschen
SAARBRÜCKEN Auch im Saarland hat die Lokführergewerkschaft (GDL) die Beschäftigten zum Streik aufgerufen. Besonders betroffen sind die Fernzüge von und nach Saarbrücken, darunter die TGV- und ICE-Verbindungen zwischen Paris und Frankfurt. Der Regionalverkehr ist ebenfalls stark eingeschränkt: Viele Züge fallen aus, bei einigen muss mit Verspätungen gerechnet werden. Der Streik der GDL soll bis Freitag dauern, Auswirkungen auf den Bahnverkehr werden bis Samstag erwartet. Die Deutsche Bahn rät, nicht notwendige Reisen zu verschieben. Alle bis Freitag gebuchten Tickets bleiben jedoch gültig und können an einem anderen Tag genutzt werden.
Am Mittwochmorgen war die Lage im Saarbrücker Hauptbahnhof ruhig, von Chaos keine Spur. Lange Schlangen bildeten sich am Info-Schalter oder im Reisezentrum keine. Von einem verwaisten Bahnhof konnte man aber auch nicht sprechen – dennoch sah es merklich leerer aus als sonst.
Einigen Fahrgästen, die sich trotz des Streiks am Mittwochmorgen für eine Zugfahrt entschieden haben, steht Wut und Resignation ins Gesicht geschrieben, so auch Martina Naumann aus Ottweiler: „Ich hab` mich tierisch aufgeregt“, sagt sie. „In meiner Bahn-App stand, der Zug käme pünktlich. Am Bahnhof hieß es dann: ‚Zug fällt aus`. Ich musste dann auf den Bus ausweichen, das kostet mich so viele Nerven.“Verständnis gegenüber der GDL? „Gleich Null. Was die fordern ist utopisch, das geht gar nicht“, beanstandet Naumann. Die GDL fordert unter anderem eine Absenkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden, was die Bahn wegen Personalmangels ablehnt. Rouven Aller aus Saarbrücken scheint glimpflich davongekommen zu sein: „Mein Zug kam pünktlich, es ist aber ja auch vor allem der Fernverkehr betroffen“, sagt er. Im Gegensatz zu vielen anderen sieht Aller den Ausstand positiv: „Die Streiks haben ihre Notwendigkeit, das ist schon richtig so.“
Anders sieht das ein Fahrgast aus Saarlouis: „Von drei Zügen, die ich hätte nehmen können, fielen zwei aus. Aber Verspätung hatten wir trotzdem.“So kam es, dass er über eine Stunde später als geplant am Saarbrücker Hauptbahnhof ankam. „Mein Zug war zwar pünktlich in Saarlouis, blieb aber in Bous stehen, weil die Fahrsicherheits-Mitarbeiter eine Frühstückspause machten. Das ist unglaublich. Eigentlich bin ich für die Gewerkschaften, aber alles mit Maß und Ziel.“Das habe die Bahn in seinen Augen nicht mehr: „Ich meine, die haben gegenüber anderen ein sicheres Einkommen und wenn ich höre, dass Weselsky ‚Wir knacken die` sagt, da hört der Spaß auf“, rügt er GDL-Chef Claus Weselsky.
„Für mich ist der Streik eine Katastrophe“, beschwert sich ein Mann aus Wallerfangen, der nicht genannt werden möchte. „Es ist eiskalt, mein Zug soll in einer halben Stunde fahren. Ich verstehe zwar, dass man streiken muss – aber nicht, dass das auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen wird“, klagt er.
Einige Fahrgäste hatten keine Alternative zur Bahn, wie Sabine Böttcher aus Saarbrücken: „Wenn ich heute nicht zu einer Beerdigung müsste, wäre ich gar nicht erst mit der Bahn gefahren.“Wie Böttcher im Zeitplan liegt? „Mein Zug kommt bislang noch pünktlich, hoffentlich bleibt das so. Da ich heute selbst durch die Auswirkungen des Streiks betroffen bin, habe ich absolut kein Verständnis.“
Diese Ansicht teilen am Mittwochmorgen viele Menschen am Saarbrücker Hauptbahnhof, ihre Geschichten sind unterschiedlich. Doch in einem Punkt sind sich die meisten einig: Das Maß sei mittlerweile voll.