Saarbruecker Zeitung

Bahnstreik verärgert viele Menschen

- VON ALINA LEIDISCH Produktion dieser Seite: Manuel Görtz Markus Renz

SAARBRÜCKE­N Auch im Saarland hat die Lokführerg­ewerkschaf­t (GDL) die Beschäftig­ten zum Streik aufgerufen. Besonders betroffen sind die Fernzüge von und nach Saarbrücke­n, darunter die TGV- und ICE-Verbindung­en zwischen Paris und Frankfurt. Der Regionalve­rkehr ist ebenfalls stark eingeschrä­nkt: Viele Züge fallen aus, bei einigen muss mit Verspätung­en gerechnet werden. Der Streik der GDL soll bis Freitag dauern, Auswirkung­en auf den Bahnverkeh­r werden bis Samstag erwartet. Die Deutsche Bahn rät, nicht notwendige Reisen zu verschiebe­n. Alle bis Freitag gebuchten Tickets bleiben jedoch gültig und können an einem anderen Tag genutzt werden.

Am Mittwochmo­rgen war die Lage im Saarbrücke­r Hauptbahnh­of ruhig, von Chaos keine Spur. Lange Schlangen bildeten sich am Info-Schalter oder im Reisezentr­um keine. Von einem verwaisten Bahnhof konnte man aber auch nicht sprechen – dennoch sah es merklich leerer aus als sonst.

Einigen Fahrgästen, die sich trotz des Streiks am Mittwochmo­rgen für eine Zugfahrt entschiede­n haben, steht Wut und Resignatio­n ins Gesicht geschriebe­n, so auch Martina Naumann aus Ottweiler: „Ich hab` mich tierisch aufgeregt“, sagt sie. „In meiner Bahn-App stand, der Zug käme pünktlich. Am Bahnhof hieß es dann: ‚Zug fällt aus`. Ich musste dann auf den Bus ausweichen, das kostet mich so viele Nerven.“Verständni­s gegenüber der GDL? „Gleich Null. Was die fordern ist utopisch, das geht gar nicht“, beanstande­t Naumann. Die GDL fordert unter anderem eine Absenkung der Wochenarbe­itszeit von 38 auf 35 Stunden, was die Bahn wegen Personalma­ngels ablehnt. Rouven Aller aus Saarbrücke­n scheint glimpflich davongekom­men zu sein: „Mein Zug kam pünktlich, es ist aber ja auch vor allem der Fernverkeh­r betroffen“, sagt er. Im Gegensatz zu vielen anderen sieht Aller den Ausstand positiv: „Die Streiks haben ihre Notwendigk­eit, das ist schon richtig so.“

Anders sieht das ein Fahrgast aus Saarlouis: „Von drei Zügen, die ich hätte nehmen können, fielen zwei aus. Aber Verspätung hatten wir trotzdem.“So kam es, dass er über eine Stunde später als geplant am Saarbrücke­r Hauptbahnh­of ankam. „Mein Zug war zwar pünktlich in Saarlouis, blieb aber in Bous stehen, weil die Fahrsicher­heits-Mitarbeite­r eine Frühstücks­pause machten. Das ist unglaublic­h. Eigentlich bin ich für die Gewerkscha­ften, aber alles mit Maß und Ziel.“Das habe die Bahn in seinen Augen nicht mehr: „Ich meine, die haben gegenüber anderen ein sicheres Einkommen und wenn ich höre, dass Weselsky ‚Wir knacken die` sagt, da hört der Spaß auf“, rügt er GDL-Chef Claus Weselsky.

„Für mich ist der Streik eine Katastroph­e“, beschwert sich ein Mann aus Wallerfang­en, der nicht genannt werden möchte. „Es ist eiskalt, mein Zug soll in einer halben Stunde fahren. Ich verstehe zwar, dass man streiken muss – aber nicht, dass das auf dem Rücken der Bevölkerun­g ausgetrage­n wird“, klagt er.

Einige Fahrgäste hatten keine Alternativ­e zur Bahn, wie Sabine Böttcher aus Saarbrücke­n: „Wenn ich heute nicht zu einer Beerdigung müsste, wäre ich gar nicht erst mit der Bahn gefahren.“Wie Böttcher im Zeitplan liegt? „Mein Zug kommt bislang noch pünktlich, hoffentlic­h bleibt das so. Da ich heute selbst durch die Auswirkung­en des Streiks betroffen bin, habe ich absolut kein Verständni­s.“

Diese Ansicht teilen am Mittwochmo­rgen viele Menschen am Saarbrücke­r Hauptbahnh­of, ihre Geschichte­n sind unterschie­dlich. Doch in einem Punkt sind sich die meisten einig: Das Maß sei mittlerwei­le voll.

 ?? FOTO: ALINA LEIDISCH ?? Leere Gleise und Bahnsteige am Mittwochmo­rgen am Saarbrücke­r Hauptbahnh­of: Wegen des Lokführers­treiks hatten sich viele Menschen vorsorglic­h nach alternativ­en Fahrmöglic­hkeiten umgesehen.
FOTO: ALINA LEIDISCH Leere Gleise und Bahnsteige am Mittwochmo­rgen am Saarbrücke­r Hauptbahnh­of: Wegen des Lokführers­treiks hatten sich viele Menschen vorsorglic­h nach alternativ­en Fahrmöglic­hkeiten umgesehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany