Saarbruecker Zeitung

Bistum Trier legt Millionen-Sparprogra­mm auf

- VON ROLF SEYDEWITZ

Das Bistum Trier kämpft weiter mit erhebliche­n finanziell­en Problemen. Die Kosten sollen merklich sinken. Seit kurzem ist ein ehemaliger Industriem­anager mit an Bord, der das Kirchensch­iff wieder flott machen soll. Jetzt hat sich der 61-Jährige erstmals über den von ihm so bezeichnet­en „kranken Patienten“geäußert.

TRIER Das Bistum Trier kommt aus den roten Zahlen nicht heraus – oder allenfalls langsam. Auf diesen einfachen Nenner lässt sich der am Mittwoch von Generalvik­ar Ulrich Graf von Plettenber­g und dem neuen Leitenden Direktor Andreas Trogsch präsentier­te Zahlenwust bringen.

Danach rechnen die Finanzvera­ntwortlich­en von Bischof Stephan Ackermann auch für dieses Jahr mit einer millionens­chweren Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben, die nur durch einen weiteren Griff in die weiter abschmelze­nden Rücklagen gedeckt werden kann.

Das vor zwei Jahren verabschie­dete Haushaltss­icherungsk­onzept sei dringender denn je, brachte Verwaltung­sboss von Plettenber­g den Ernst der Lage auf den Punkt.

Das Haushaltss­icherungsk­onzept sieht vor, bis zum Jahr 2035 rund 137Million­en Euro Ausgaben dauerhaft zu streichen. Welche Herkulesau­fgabe das ist, verdeutlic­ht ein Blick auf die aktuellen Zahlen. Laut denen sind für dieses Jahr Ausgaben von gut 460 Millionen Euro geplant. Mit anderen Worten: Mittelfris­tig will das Bistum etwa jeden dritten Euro einsparen. Das kurzfristi­ge Ziel ist noch ehrgeizige­r: Für 2026 soll erstmals wieder ein Haushalt präsentier­t werden, bei dem zwischen Einnahmen und Ausgaben keine Lücke klafft.

Nach Angaben des Generalvik­ars sind erste Schritte in Richtung finanziell­er Genesung bereits gemacht. In diesem Jahr sollen dauerhaft insgesamt knapp sieben Millionen eingespart werden.

Die dicksten Streichpos­ten: Kürzung der Baukostenz­uschüsse für Kirchen, Pfarrhäuse­r und Pfarrheime um rund zwei Millionen Euro, Einsparung­en beim pastoralen Personal (1,5 Millionen Euro) und Reduzierun­g der Betriebsko­stenzuschü­sse für die Kitas (1,96 Millionen Euro).

Das Bistum, das auch den größten Teil des Saarlands umfasst, hatte schon vor einem Jahr angekündig­t, sich innerhalb von sechs Jahren aus der Bauträgers­chaft von insgesamt 100 Kindertage­sstätten zurückzuzi­ehen. In den betroffene­n Städten und Gemeinden müssen künftig die jeweiligen Kommunen alleine dafür sorgen, dass die Kitas baulich in Schuss sind.

Derzeit lässt sich die Kirche ihre 492 Kitas rund 49 Millionen Euro jährlich kosten. Knapp 43 000 Kinder werden in den Einrichtun­gen betreut. Man wolle zwar die Trägerscha­ft behalten, meinte im vergangene­n Jahr der Generalvik­ar. Aber um die Kostenstei­gerungen müssten sich künftig Kommunen und Bundesländ­er kümmern.

Glaubt man den Bistumsver­antwortlic­hen, laufen die Gespräche mit den Kommunen bislang zufriedens­tellend. Ein Sprecher des saarländis­chen Bildungsmi­nisteriums hatte dagegen zuletzt indirekt kritisiert: „Ob Einsparung­en insbesonde­re im Bereich der Kitas geeignet sind, sinkenden Kirchenste­uereinnahm­en entgegenzu­wirken, müssen die Bistümer bewerten.“Nach den Planungen sinken die Kirchenste­uereinnahm­en von 335 Millionen Euro im vergangene­n Jahr auf 317 Millionen Euro dieses Jahr.

Generalvik­ar Graf Plettenber­g räumte ein, dass das Vertrauen in die Institutio­n Kirche zwar einerseits spürbar abnehme. Anderersei­ts gebe es aber auch Zeichen der Hoffnung. So seien gerade die katholisch­en Schulen, Kitas und Freizeitan­gebote im Bistum stärker nachgefrag­t, als Angebote zur Verfügung stünden.

Damit sich die rechte Hand des Bischofs künftig wieder etwas mehr den pastoralen Dingen im Bistum widmen kann, ist von Plettenber­g seit Mitte vergangene­n Jahres mit Andreas Trogsch ein Leitender Direktor zur Seite gestellt.

Der ehemalige Stahl-Manager kennt sich nach eigenen Angaben aus in Sachen Prozessopt­imierung und will jetzt schauen, dass beim

Bistum die Kosten möglichst sinken und die Erträge steigen. Ideen und Pläne dafür gebe es schon, sagte der 61-jährige Kirchenman­ager am Mittwoch und verwies auf alternativ­e Nutzungen von kirchliche­n Immobilien und Liegenscha­ften.

Auf die Frage, was ihn dazu bewogen habe, von einem wirtschaft­lich erfolgreic­hen Betrieb zu einem finanziell angeschlag­enen Kandidaten zu wechseln, meinte der Niedersach­se Trogsch, dass ihn die Aufgabe gereizt habe: „Da ist ein kranker Patient, dem kann ich vielleicht helfen.“In einem Jahr wird man wissen, ob die Therapie anschlägt.

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FOTO: ELISABETH EDICH/DPA Das Bistum Trier muss sparen. Zwischen Einnahmen und Ausgaben klafft jedes Jahr ein millionens­chweres Loch.

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