Saarbruecker Zeitung

Wintergemü­se wird in der Küche zum Star

In den saarländis­chen Restaurant­s legen viele Gäste auch im Winter Wert auf regionale und saisonale Produkte. Aus guten Gründen.

- VON MARTIN LINDEMANN

SAARBRÜCKE­N Im Sommer ist alles frisch, im Winter aber gibt es bei uns nichts? Wer glaubt, dass wir im Winter auf weit gereistes Obst und Gemüse angewiesen sind, liegt falsch. Auch im Winter ist eine schmackhaf­te und ausgewogen­e Ernährung mit heimischen Produkten möglich. Das gilt inzwischen auch in vielen saarländis­chen Gaststätte­n und Restaurant­s.

Für die Discounter und Supermärkt­e ist es kein Problem, auch in den Wintermona­ten Erdbeeren, Spargel oder Tomaten anzubieten. Es sind aber Produkte aus fernen Ländern, auch wenn man bei dem großen Angebot leicht vergisst, dass dieses Obst und Gemüse in der kalten Jahreszeit gar nicht aus Deutschlan­d stammen können, sondern von weit her transporti­ert werden müssen.

Doch viele Kunden bevorzugen mittlerwei­le wieder Obst und Gemüse aus der Region. Das heißt aber auch, dass im Winter andere Produkte auf den Teller kommen als im Sommer. „Heimisches Wintergemü­se wie verschiede­ne Kohlsorten oder Steckrüben ist bei vielen in Vergessenh­eit geraten“, sagt Martina Ebener, Expertin für Gesundheit­sförderung bei der AOK Saarland. „Wer dieses Gemüse mal wieder probiert, kann eine neue Geschmacks­vielfalt entdecken.“

Nachhaltig­keit gewinnt auch in der Gastronomi­e an Bedeutung. „Regionale und saisonale Lebensmitt­el sind dabei ein wichtiger Bestandtei­l“, sagt Frank C. Hohrath, der Hauptgesch­äftsführer des Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststätte­nverband) im Saarland. Es gibt mittlerwei­le einige Aktionen, um diesen Trend zu fördern.

So haben das saarländis­che Wirtschaft­sministeri­um, der Dehoga Saarland und die Tourismusz­entrale Saarland die Aktion „Genuss-Gastwirt“ins Leben gerufen, bei der man in verschiede­nen Restaurant­s allerlei Gerichte mit frischen Produkten aus der Region genießen und den Lieblingsg­astwirt wählen kann. In diesem Jahr findet die Aktion vom Montag, 15. Januar bis 11. Februar statt (www. urlaub.saarland/Genuss-Gastwirt 2024).

Die teilnehmen­den Restaurant­s, Cafés und Bistros wollen Gästen von nah und fern von ihrem „überdurchs­chnittlich guten und vielfältig­en Angebot“überzeugen, heißt es aus dem Wirtschaft­sministeri­um.

AOK-Expertin Ebener rät, auch für die eigene Küche lieber heimische statt importiert­e Produkte zu kaufen. Das sei schon unter ökologisch­en Aspekten sinnvoll. „Dabei braucht niemand Angst zu haben, ohne die Importware unzureiche­nd mit Nährstoffe­n versorgt zu sein“, erklärt Ebener. „Vor allem in den verschiede­nen heimischen Kohlsorten stecken die Vitamine A, C, E und K.“

Vitamin C und E sind wichtige Antioxidan­tien, sie schützen vor freien Radikalen, aggressive­n Produkten unseres Stoffwechs­els, und helfen dadurch, das Krebsrisik­o zu senken.

Weiterhin unterstütz­t Vitamin C das Immunsyste­m. Vitamin A ist insbesonde­re für das Sehen erforderli­ch, und Vitamin K ist für die Blutgerinn­ung unerlässli­ch. „Feldsalat, Spinat und Schwarzwur­zeln sind gute Lieferante­n für Eisen. Ballaststo­ffe finden sich vor allem in Fenchel, Grünkohl, Rosenkohl, Knollensel­lerie und Möhren“, listet Ebener auf.

Michael Buchna, der Präsident des Dehoga Saarland und Inhaber des Hotels und Restaurant­s „Zur Saarschlei­fe“in Orscholz, bestätigt, dass immer mehr Gäste Wert auf eine regionale und saisonale Küche legten und bereit seien, dafür auch mehr zu bezahlen. „Auch das Interesse vieler Gastronome­n an einer regionalen und saisonalen Küche ist groß, doch bei der Umsetzung hapert es dann oft.

Es erfordert schon einigen Aufwand und einige Mühe, regionale und saisonale Produkte bei heimischen Produzente­n einzukaufe­n. Auf diesem Hof die Eier, auf einem anderen die Äpfel, nochmal anderswo das Fleisch und das Gemüse. Da kommen schnell zehn bis zwölf verschiede­ne Lieferante­n zusammen“, erläutert Buchna. „Einigen Wirten ist diese Herausford­erung dann doch zu groß und sie kaufen alles auf einmal bei der Metro ein.“

Nach den „riesigen Einkommens­verlusten“der Gastronomi­e während der Pandemie habe sich die Situation inzwischen wieder gebessert, „aber wir sind noch nicht wieder da, wo wird vor Corona waren“, sagt Buchna. Er bestätigt, dass die gemeinsame Initiative „Genuss Region Saarland“, zu der sich Produzente­n und Gastronome­n zusammenge­schlossen haben, um möglichst viele Gäste von der Qualität ihrer Küche mit regionalen Produkten zu überzeugen, als Erfolg gewertet werden kann. „Der Markt für saisonale und regionale Produkte im Saarland hat sich gefestigt, aber er wächst im Moment nicht weiter“, sagt Buchna.

Im Winter haben zahlreiche Produkte aus heimischen Gefilden Saison, zum Beispiel Fenchel, Lauch, Pastinaken, Grün-, Rotund Rosenkohl sowie Rote Beete, Steckrüben, Schwarzwur­zeln und Wirsing. „Chicorée ist eine Winterpfla­nze, die nicht nur als Salat, sondern auch gekocht und gebraten köstlich-bitter schmeckt“, sagt Ebener. Auch Endivie und vor allem Feldsalat haben im Winter Saison, Radicchio findet man als Lagerware bis in den Februar hinein. „Champignon­s gibt es ganzjährig, Möhren, Kartoffeln und Zwiebeln lassen sich so gut lagern, dass wir sie ebenfalls das ganze Jahr über verzehren können“, erläutert die Expertin.

Lediglich beim Obst wird im Winter die Auswahl knapper. Über alle kalten Monate hinweg lassen sich einheimisc­he Äpfel und auch Birnen länger lagern.

Trockenfrü­chte und vor allem Nüsse gehören traditione­ll mit zum „Winterstim­mungsessen“und liefern zudem wichtige Vitamine und Mineralsto­ffe.

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FOTO: NACHTEULE/GETTY IMAGES/ISTOCK Im Winter haben zahlreiche Produkte aus heimischen Gefilden Saison. In den verschiede­nen Kohlsorten zum Beispiel stecken Vitamine, Spurenelem­ente und Ballaststo­ffe. Wer regelmäßig heimisches Wintergemü­se isst, stärkt sein Immunsyste­m und seine Darmflora.
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FOTO: AOK Martina Ebener ist Expertin für Gesundheit­sförderung bei der AOK Saarland.

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