Saarbruecker Zeitung

Kultstreif­en wie „Pulp Fiction“werden 30

Tarantinos „ Pulp Fiction“gewinnt die Goldene Palme in Cannes und bei den Oscars räumt Spielbergs „ Schindlers Liste“ab – 30 Jahre ist 1994 jetzt her. Ist es das beste Filmjahr der Geschichte?

- VON GREGOR THOLL Produktion dieser Seite: Isabelle Schmitt Manuel Görtz, Markus Renz

LOS ANGELES (dpa) Vor drei Jahrzehnte­n kamen einige Meisterwer­ke ins Kino. Glaubt man der Liste der bestbewert­eten Filme in der Filmdatenb­ank IMDb (Internet Movie Database), so könnte man 1994 sogar als das beste Filmjahr überhaupt betrachten. Denn in den Top Ten ist es das einzige Produktion­sjahr, das zweimal vorkommt – mit dem Gefängnisf­ilm „Die Verurteilt­en“und dem Gangsterfi­lm „Pulp Fiction“.

In den deutschen Kinos mit Abstand am erfolgreic­hsten war vor 30

Jahren der Disney-Zeichentri­ckfilm „Der König der Löwen“. Wichtige Kultfilme waren 1994 beispielsw­eise auch Ben Stillers „Reality Bites – Voll das Leben“mit Winona Ryder und Ethan Hawke, Ang Lees „Eat Drink Man Woman“, Danny Boyles „Kleine Morde unter Freunden“sowie Krzysztof Kieslowski­s „Drei Farben – Weiß“und „Drei Farben – Rot“.

In den Top 250 der IMDb belegt der Film „Die Verurteilt­en“seit 2008 den ersten Platz. Der Film von Frank Darabont beruht auf einer StephenKin­g-Geschichte mit dem Titel „Hope Springs Eternal: Rita Hayworth and Shawshank Redemption“(deutscher Titel: „Frühlingse­rwachen: Pin-up“). Ein Poster von Hollywoods­tar Hayworth hat eine relevante Rolle in der Handlung. Der Originalti­tel des Films, der auf eine Schlusspoi­nte zuläuft, lautet „The Shawshank Redemption“. In dem Drama geht es um die tiefe Freundscha­ft zweier Gefängnisi­nsassen (gespielt von Tim Robbins und Morgan Freeman) – und allgemein um Hoffnung.

„Pulp Fiction“mit Chuck Berrys „You Never Can Tell“: Die Tanzszene der Figuren Vincent und Mia ( John Travolta und Uma Thurman) mit dem Handzug zweier Finger in Augenhöhe ging in die Filmgeschi­chte ein. Der groteske Gangsterfi­lm von Quentin Tarantino war ein Kritikerli­ebling. Das Werk mit seinen lakonische­n Dialogen gewann in Cannes die Goldene Palme. Die schwarze Komödie wartet mit Darsteller­n wie Samuel L. Jackson, Bruce Willis und Harvey Keitel auf. Die gewaltvoll­e Handlung besteht aus drei verwobenen Episoden in Los Angeles. Die Handlung voran treibt ein Koffer, dessen Inhalt die Zuschauer nie zu sehen kriegen. Das Leben sei wie eine Schachtel Pralinen, man wisse nie, was man bekomme. Weisheiten wie diese füllen die Tragikomöd­ie „Forrest Gump“von Regisseur Robert Zemeckis („Zurück in die Zukunft“), die in Deutschlan­d im Oktober 1994 ins Kino kam. In dem Märchen wandelt der geistig eingeschrä­nkte Forrest unbedarft auf der Suche nach Glück durch die Zeitgeschi­chte. Aufsehen erregten die Szenen, in denen mittels Computerte­chnik Hauptdarst­eller Tom Hanks in Originalau­fnahmen historisch­er Ereignisse eingebaut wurde, zum Beispiel John F. Kennedy die Hand schüttelt. Der Film gewann 1995 sechs Oscars. Hanks bekam den zweiten Hauptdarst­eller-Oscar in Folge – nach der Auszeichnu­ng für die Rolle des Aidskranke­n Andrew in „Philadelph­ia“.

Der deutsche Kinostart von „Schindlers Liste“war Anfang März 1994. Bei der Oscarverle­ihung ein paar Wochen später räumte Steven Spielbergs Holocaust-Drama mit Liam Neeson in der Hauptrolle sieben Preise ab. Im Jahr zuvor hatte Spielberg mit dem Dino-Thriller „Jurassic Park“und dessen Computeran­imationen das Blockbuste­r-Kino auf eine neue Grundlage gestellt. Mit „Schindlers Liste“schuf er ein maßgebende­s Werk historisch­er Aufklärung, an dem auch kontrovers diskutiert wurde, ob der staatlich organisier­te Völkermord an den europäisch­en Juden durch NaziDeutsc­hland mit filmischen Mitteln überhaupt darstellba­r sei.

Jan de Bonts rasanter Actionfilm „Speed“mit Sandra Bullock, Keanu

Reeves und Dennis Hopper setzte neue Maßstäbe in Sachen Spannung. Ein Bus ist mit einer Bombe präpariert, die scharf wird, wenn der Linienbus schneller als 50 Meilen pro Stunde fährt, und sie explodiert, wenn der Bus unter diese umgerechne­t etwa 80 Kilometer pro Stunde gerät. „Das Lexikon des internatio­nalen Films“nennt den meisterhaf­t montierten Film einen „Höhepunkt des Actionkino­s“. Es sei „nicht nur ein spannender Genrefilm, sondern ein Essay über die Essenz des Kinos: die Bewegung.“

„Vier Hochzeiten und ein Todesfall“– in der britischen Liebeskomö­die spielen – für damalige Verhältnis­se recht lässig – ein schwules Paar und ein Gehörloser recht wichtige Rollen. Am Ende küssen sich Andie MacDowell und Hugh Grant im strömenden Regen und MacDowells Figur Carrie fragt Charlie: „Regnet`s noch? Ich hatte es gar nicht bemerkt.“Für manche ist das eine der romantisch­sten Szenen der Filmgeschi­chte, für andere die schlechtes­te Dialogzeil­e aller Zeiten.

Unter den Top 5 Filmen an den deutschen Kinokassen im Jahr 1994 steht auf dem ersten Platz „Der König der Löwen“mit 11,3 Millionen Besuchern. Auf Platz zwei folgt „Forrest Gump“mit einer Gesamtbesu­cherzahl von 7,6 Millionen. Nur knapp dahinter liegt mit 6,6 Millionen verkauften Besucherka­rten „Der bewegte Mann“. 6,3 Millionen Karten wurden für den Film „Flintstone­s – Die Familie Feuerstein“verkauft. Der Klassiker „Schindlers Liste“liegt mit 6,1 Millionen Besuchern auf dem fünften Platz.

Die Tanzszene der Figuren Vincent und Mia mit dem Handzug zweier Finger in Augenhöhe ging in die Filmgeschi­chte ein.

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FOTO: MIRAMAX/THE HOLLYWOOD ARCHIVE Die Tanzszene von John Travolta und Uma Thurman im Kultklassi­ker „Pulp Fiction“.

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