Saarbrücken hat einen neuen Polizeichef
Seit dem 1. Januar leitet Thomas Dräger-Pitz, 57, die größte Polizei-Dienststelle des Landes in der Saarbrücker Karcherstraße. Als Nachfolger von Eric Schweizer.
SAARBRÜCKEN Die „Feuertaufe“hat der Neue gut überstanden. Am Tag nach den gewaltigen, aber zum Glück nicht gewalttätigen Bauernprotesten mit mehr als 1000 Traktoren und Lkw sowie 3000 Demonstranten in Saarbrücken empfängt Polizeidirektor Thomas Dräger-Pitz den SZ-Reporter in seinem Büro gut gelaunt, fit und so entspannt wie es eben möglich ist in seinem neuen Job – einem der schwierigsten, den die Polizei im Saarland zu bieten hat. Seit dem 1. Januar leitet Dräger-Pitz, 57, die größte Dienststelle des Landes in der berühmt-berüchlie in Nalbach zuhause, scheut die große Verantwortung nicht, die nun auf seinen Schultern lastet. Seine bisherige Aufgabe in Neunkirchen war auch keine für Amateure. Elf Jahre war er Polizeichef in der Hüttenstadt, er bleibt es in Doppelfunktion so lange, bis ein Nachfolger auserkoren ist, was nur noch wenige Wochen dauern soll.
Schon jetzt aber gilt Dräger-Pitz` volle Konzentration Saarbrücken. „Ich kenne die Stadt, ich kenne mich gut aus“, sagt der Mann, der keiner politischen Partei angehört. Er habe früher auch in Saarbrücken gewohnt, in einer „Junggesellenbude“in der Mainzer Straße. „Ich fühle mich mit der Stadt wirklich verbunden. Ich habe in Saarbrücken das Polizei-Handwerk gelernt. Für mich schließt sich ein Kreis.“
Tatsächlich begann er seine Karriere als „richtiger“Polizist vor über 30 Jahren in der Karcherstraße. Während der Ausbildung sei er manches Mal noch hin- und hergerissen gewesen, ob der Beruf, auch sein Vater war Polizist, wirklich etwas für ihn sei. „Ich wusste nicht, ob ich es durchziehe – bis ich im Januar 1990 zum ersten Mal einen Fuß in die Karcherstraße setzte.“Da habe damals eigentlich kaum einer gern hingewollt, Dräger-Pitz aber wollte unbedingt: „Wenn ich das jetzt mein ganzes Leben lang machen soll, fange ich am besten dort an, wo die Musik spielt, dann lernt man es am schnellsten. Das war meine Motivation.“Und die Musik spielte direkt. Schon während seiner allerersten Schicht ging es hart zur Sache, ein Einsatz im Prostituierten-Milieu, bei dem auch Gewalt im Spiel war. „Das war echt prägend für mich, das vergesse ich nie.“
Er sei, so erinnert sich DrägerPitz, in Saarbrücken von Anfang an mit den Leuten gut klargekommen, es habe ihm sofort Spaß gemacht. Also kam er nach seiner Ausbildung für den gehobenen Dienst wieder in die „Karcher“zurück, als Führungskraft. Er blieb acht Jahre, ließ sich dann in Münster für den höheren Polizeidienst schulen, wurde Dozent an der hiesigen Fachhochschule in Dudweiler und schließlich Chef der Polizei Neunkirchen. Eine „tolle Zeit“mit einem „Top-Team“habe er dort verbracht, auch eine erfolgreiche, sagt Dräger-Pitz, und erinnert unter anderem an sein „Hot-SpotKonzept“mit verstärkten Streifengängen und verdachtsunabhängigen Kontrollen in der Innenstadt. „Ohne die Erfolge, die wir in Neunkirchen als Polizei hatten, wäre ich sicher nicht für die Karcherstraße gefragt worden“, sagt er. Und erklärt durchaus selbstbewusst: „Saarbrücken-Stadt kann nicht jeder, da braucht es Erfahrung.“
Der erneute Wechsel an der Spitze der Karcherstraße nach nur gut einem Jahr kommt überraschend. Die
Nachricht ist so frisch, dass auf der Internetseite der Saar-Polizei noch immer Eric Schweizer als Leiter genannt wird, der das Amt im Oktober 2022 von Udo Schneider übernommen hatte. Doch Schweizer ist inzwischen zum Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz des Landespolizeipräsidiums aufgestiegen. Ein ungewöhnlich kurzer Aufenthalt in der Karcherstraße. Nachfolger Dräger-Pitz möchte das nicht kommentieren. Er sagt, er selbst habe es „nie bereut“, einst in der „Karcher“angefangen zu haben.
Was er jetzt als Chef tun will, was er vielleicht auch verändern möchte, dazu hat er „genug Ideen“, doch nach einer guten Woche im Amt sei es zu früh, mit Konkretem an die Öffentlichkeit zu gehen. Es werde schon jetzt sehr viel getan für die Sicherheit in der Landeshauptstadt, er schaue sich in Ruhe an, wo es Verbesserungen geben kann im Rahmen einer schon traditionell schwierigen Personalsituation. Man dürfe von einer Polizei in einer Großstadt erwarten, sagt Dräger-Pitz, „dass sie moderne Konzepte fährt, um für Sicherheit zu sorgen, und den Bürger mit seinem Sicherheitsempfinden dort abholt, wo er steht“.
Eine „Riesenchance“sei dabei der Umzug in den Neubau in der Mainzer Straße, der für Ende des Jahres geplant ist. Von der neuen, modernen Umgebung erhofft er sich einen besonderen „Spirit“für die alltägliche Arbeit, einen Schub, der auch den Zusammenhalt stärken könne. Obwohl er viele gute Erinnerungen an die (beengte und längst nicht mehr zeitgemäße) Karcherstraße hat, sagt Thomas Dräger-Pitz klipp und klar: „Ich freue mich sehr, wenn wir endlich hier ausziehen können.“