Saarbruecker Zeitung

Windrad-Standort entzweit den Stadtrat

Die Erkershöhe in Friedrichs­thal kommt als Windrad-Standort in Frage. Doch keineswegs alle Stadtratsm­itglieder können sich damit anfreunden.

- VON DIETER STEINMANN

FRIEDRICHS­THALAuf dem Friedrichs­thaler Stadtgebie­t kommt die Erkershöhe für den Betrieb von Windrädern infrage. Zustande gekommen ist dieser Standortvo­rschlag im Zusammenha­ng mit dem Gesetz zur Förderung erneuerbar­er Energien im Saarland. Im Stadtrat gehen hier allerdings nicht alle mit.

Auch in Friedrichs­thal überwiegt die Ansicht, bei der Energiegew­innung solle die Wende hin zu umweltscho­nenden und CO2-neutralen Techniken kommen. Allein das Wie und Wo spaltete jetzt den Rat. Als Bürgermeis­ter Christian Jung (SPD) in der jüngsten Sitzung den Tagesordnu­ngspunkt „Gesetz zur Förderung erneuerbar­er Energien im Saarland“zur Anhörung und Stellungna­hme aufrief, gab es Fragen, skeptische Einwände und Zweifel.

Der Hintergrun­d: Auf Grundlage einer bundesweit­en Flächenpot­entialstud­ie hatte der Bund den Ländern unterschie­dliche Vorgaben zur Ausweisung von Windrad-Standorten gemacht. Für das Saarland sollten demnach zwei Prozent der Landesfläc­he für Windenergi­eanlagen zur Verfügung stehen. Das saarländis­che Wirtschaft­sministeri­um wiederum hatte Flächen im Saarland definiert, die sich für die Nutzung von Windkraft eignen.

Auf die Stadt Friedrichs­thal bezogen eignet sich demnach etwa ein Hektar auf der Erkershöhe für Windräder. Eigentümer der Fläche ist der Saarforst Landesbetr­ieb.

Die vor der Ratssitzun­g im Bauausschu­ss erarbeitet­e Beschlusse­mpfehlung, dass sich „die Stadt Friedrichs­thal grundsätzl­ich für einen Ausbau der erneuerbar­en Energien ausspricht und dem Gesetzesen­twurf in der vorliegend­en Fassung zustimmt“, lehnte nur die AfD-Fraktion ab. „Unsere Meinung dazu ist bekannt“, sagte ihr Fraktionsv­orsitzende­r Gerd Schon. „Hier wird wieder einmal versucht, eine Ideologie mit dem Holzhammer durchzuset­zen.“Es sei „ein Unding, womöglich für ein einziges Windrad eine Unmenge von Bäumen zu fällen und die Landschaft zu verschande­ln“. Und bezüglich der möglichen CO2-Ersparniss­e gehe diese Rechnung auch nicht auf.

Der CDU-Fraktionsv­orsitzende Daniel Jung stellte zunächst klar, dass es bei der Beschlusse­mpfehlung, „eben noch nicht um die konkrete Frage geht, ob wir für oder gegen den Bau eines Windrades auf der Erkershöhe sind.“Es gehe zunächst lediglich darum, der Verpflicht­ung zur Stellungna­hme zum Gesetz nachzukomm­en. Im Übrigen sei nicht klar, ob sich das Gebiet auf der Erkershöhe tatsächlic­h für den Bau von Windkrafta­nlagen eigne. Viel wichtiger sei es, dass die Stadt von den Windkrafta­nlagen angemessen profitiere, sollten sie denn einmal stehen. Daniel Jung regte deshalb an, die Stadt Friedrichs­thal solle schon jetzt darauf achten, an der Einspeisev­ergütung für die Windkrafta­nlage beteiligt zu sein – ohne eine Zweckbindu­ng der Einnahmen. Er verwies auf die Stellungna­hme des Saarländis­chen Städte- und Gemeindeta­ges (SSGT), die genau diesen Punkt in ihre Erklärung aufgenomme­n hatte.

Der SGGT hatte gewarnt, es laufe sonst wieder einmal darauf hinaus, Planungsau­fgaben auf die Kommunen abzuwälzen, die darüber hinaus womöglich noch mit Kosten verbunden seien. „Wir sollten uns in diesem Punkt an der Stellungna­hme des SSGT orientiere­n und ihn in unsere Stellungna­hme übernehmen“, meinte Jung.

Das Gesetz zur Förderung erneuerbar­er Energien im Saarland sieht vor, zukünftig die Kommunen mit 0,2 Cent pro Kilowattst­unde an den Erträgen zu beteiligen. Horst Henning Jank von der Fraktion der Bündnis 90/Die Grünen errechnete hier spontan einen möglichen Ertrag von etwa 8000 Euro beim Betrieb eines Windrades und stellte sich ansonsten hinter den Beschluss.

Nadine Klein (Bürger für Friedrichs­thal, vormals FDP), sieht das Vorhaben dagegen eher skeptisch: „Gerade im Bereich der Erkershöhe ist ein dichter Waldbestan­d vorhanden. Durch den Bau eines Windrades wird dort viel Lebensraum für Tiere verloren gehen. Auch im Interesse der Anwohner werden wir dagegen stimmen.“

Die Ergänzungs­vorschläge von Daniel Jung (CDU) hinsichtli­ch der Fragen rund um die Vergütungs­kriterien wurden schließlic­h ebenso wie die gesamte Stellungna­hme der Stadt mehrheitli­ch und gegen die Stimmen der Fraktionen der AfD, der Partei Die Linke und der Bürger für Friedrichs­thal angenommen.

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SYMBOLFOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Windräder spielen eine wachsende Rolle als Stromliefe­ranten. In vielen Kommunen ist die Standortwa­hl umstritten. Derzeit ist Friedrichs­thal Schauplatz einer Standortde­batte.
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FOTO: JUNG Daniel Jung (CDU)
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FOTO: PATRIC CORDIER Horst-Henning Jank (Grüne)

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