Im Winter sprießt die Hoffnung
Gärten und Parks haben auch bei frostigen Temperaturen ihren Reiz, findet unsere Autorin. Dann kann man sich in Gedanken schon auf den Frühling freuen, wenn die Tage wieder länger werden und es überall sprießt.
omöglich ist nun nicht
die günstigste Zeit, einen unserer öffentlichen Gärten und Parks zu besichtigen. Tut man es aber trotzdem, merkt man, wie wohltuend ein Spaziergang dort selbst im Winter sein kann. Es blüht zwar nichts, Pflanzen liegen schlapp am Boden, von vielen sind nur bräunliche Stängel übrig, faserige, dürre Stiele, graue, vermoderte Blätter. Andere haben sich ganz in die Erde zurückgezogen. So, als wäre es ein für alle Mal vorbei mit ihnen, als würden sie nie mehr wachsen wollen.
Dennoch blinkt hier und da ein blasses Grün hervor, ein ganz schwaches Resedagrün, ein dunkles Oliv, ein Tannengrün.
Und man weiß, kaum werden die Tage länger, wird es etwas wärmer, entfaltet sich dieses Grün vielfach und zeigt seine prächtige Palette. Die Weite eines solchen Gartens, die Ordnung von Beeten und Rabatten, Bänken, Rosenbögen und Spalierobst, all das macht Laune und Hoffnung aufs Frühjahr. Fast meint man sie schon zu riechen, die jungen Triebe, die feinen
Spitzen, die Krokusse, Narzissen und Tulpen, Lilien und Hasenglöckchen ankündigen. Und die wunderbaren Bäume! Selbst kahl, ohne Blattwerk, büßen sie ihre Majestät und Würde in der kalten Jahreszeit nicht ein. In Parks findet man zumeist herrliche Exemplare, die man sonst kaum sieht, einen Japanischen Schnurbaum, einen Lederhülsenbaum, dessen trockene Samenschoten wie schwarze, leere Bananenschalen herunterbaumeln, einen Mammutbaum so hoch und mit einem rauen, mächtigen Stamm, man weiß nicht wie oft man sich mit ausgestreckten Armen um ihn herum winden müsste, um seine Breite zu erfassen. Ein Blauglockenbaum, eine prachtvolle Hängebuche, deren Zweige wie ein üppiger Schleier bis auf den Boden reichen. Jemand hat einen Tisch und zwei Stühle unter ihr platziert. Wenn die Buche wieder grünt, was für ein vergnüglicher, versteckter Ort das sein wird ...