Saarbruecker Zeitung

Wo die Liebe hinfällt

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Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Kai Wegner hat ein Liebesverh­ältnis mit Bildungsse­natorin Katharina Günther-Wünsch (beide CDU). Ein Pärchen innerhalb eines Kabinetts, das ist neu.

Der Ruf der Stadt ist dabei nicht das Problem. Berlin gilt ohnehin als modernes Sodom und Gomorra. Arm, aber sexy. Kein Problem ist auch, dass die Beteiligte­n die traditione­llen Familienwe­rte der CDU verletzen, Wegner nicht zum ersten Mal. Wer den Bund fürs Leben ohne Brüche schafft, der werfe den ersten Stein. Prinzipiel­l ist die Liebe Privatsach­e. Keine Privatsach­e ist jedoch das Regieren. Da hat Amor nichts zu suchen. Nehmen wir die Landesverf­assung: „Die Senatoren werden vom Regierende­n Bürgermeis­ter ernannt und entlassen“, steht da. Bestand die Affäre schon im April 2023 bei der Bildung des Senats?

Hat Wegner also seine Geliebte zur Ministerin gemacht, mussten andere dafür zurücksteh­en? Und wird er sie entlassen, wenn es notwendig ist? Oder nicht, weil es zu Hause Stress geben könnte?

Weiter: Wegner hat erklärt, beim Sparen würden Bildung und Polizei ausgenomme­n. Müssen nun andere Bereiche umso stärker leiden? Werden Theater geschlosse­n, weil der Kultursena­tor keine Chance hat bei einem heterosexu­ell recht aktiven Regierungs­chef, der mit der Bildungsse­natorin techtelmec­htelt? All diese Fragen werden gestellt und sie zeigen, dass die Beziehung die Legitimati­on des Regierungs­handelns berührt, auch wenn schon hastig die Geschäftso­rdnung des Senats geändert wurde.

Auf der Leitungseb­ene von Unternehme­n und Verwaltung­en gibt es für solche Fälle klare Regeln. Dann muss sich einer von beiden einen anderen Job suchen. Auch im Berliner Senat kann das Problem nur so aufgelöst werden. Nach Lage der Dinge muss die Senatorin gehen, denn sie ist die Rangniedri­gere. Nächstes Jahr sind Bundestags­wahlen. Wegner ist auch CDU-Landeschef. Ihm sollte es ein leichtes sein, seine neue, als erfahrene Politikeri­n ausgewiese­ne Partnerin für einen sicheren Listenplat­z zu empfehlen und sie so wegzubeför­dern. Denn auch Günther-Wünsch kann ja nicht dafür, dass sie sich verliebt hat. Das war und ist ihr gutes Recht.

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Martin Wittenmeie­r, Michaela Heinze Ulrich Brenner Produktion dieser Seite:

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