Saarbruecker Zeitung

Das Ende der Gemütlichk­eit für Trump

Der Rückzug Chris Christies verändert die Dynamik bei den Republikan­ern. Zum Vorwahl-Auftakt bringt Nikki Haley sich als Trump-Alternativ­e in Stellung.

- VON THOMAS SPANG

Den Wahlkampf im eisigen Iowa hat Donald Trump an andere delegiert. Er vermied die direkte Auseinande­rsetzung mit Wählern und ignorierte seine Mitbewerbe­r um die Präsidents­chaftsnomi­nierung weitgehend. In Umfragen bekommt er dennoch mehr Stimmen als andere Kandidaten zusammen. Trump fühlte sich wenige Tage vor den ersten Caucuses in dem Midwest-Staat so sicher, dass er auch an der sechsten Debatte nicht teilnahm.

Während sich der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, und die ehemalige UN-Botschafte­rin Nikki

Haley bei der von CNN gesponsert­en Debatte an der Drake University gegenseiti­g attackiert­en, ließ sich Trump bei einer von FOX parallel ausgestrah­lten Bürgerspre­chstunde Gefälligke­itsfragen stellen. Für das Drama des Tages sorgte einer, der in Iowa gar keine Rolle spielt: Chris Christie.

Er habe sich entschiede­n, aus dem Rennen auszusteig­en, erklärte der ehemalige Gouverneur von New Jersey. „Es gibt für mich keinen Weg, die Nominierun­g zu gewinnen.“Er wolle auf keinen Fall dazu beitragen, dass Trump erneut Präsident werden könnte. Ohne eine echte eigene Chance zu haben, würde er nur das Anti-Trump-Lager spalten. In Iowa spielt Christie keine Rolle, weil er in dem von erzkonserv­ativen Evangelika­len geprägten Staat keinen Wahlkampf gemacht hat.

Stattdesse­n konzentrie­rte er alle Ressourcen auf New Hampshire, den nächsten Bundesstaa­t mit Vorwahlen. Dort baute er mit seiner frontalen Kritik an Trump eine zweistelli­ge Gefolgscha­ft auf. Die dürfte nun Nikki Haley in den Schoß fallen, die in dem Neuengland­staat auf Tuchfühlun­g mit Trump gekommen ist.

Wenn der ehemalige Senator New Hampshires, John Sununu, Recht behält, bedeutet der Rückzug Christies das Ende der Gemütlichk­eit für den bisherigen Spitzenrei­ter. „Das verwandelt die Geschichte zu Trumps schlimmste­m Albtraum“, sagt Sununu voraus. „Er muss jetzt Wahlkampf machen.“

Für DeSantis erhöhte der Rückzug Christies den Druck, in dem von erzkonserv­ativen Evangelika­len geprägten Iowa auf jeden Fall vor Haley über die Ziellinie zu kommen. Entspreche­nd hart ging er die Frau mit Momentum auf der Bühne der Drake Universitä­t an.

Der Gouverneur von Florida warf seiner ehemaligen Kollegin aus South Carolina Opportunis­mus vor. Sie sei eine Figur des Establishm­ents, die in den Taschen reicher Sponsoren stecke. Haley ihrerseits nannte DeSantis einen „notorische­n Lügner“, der nicht einmal seinen

Wahlkampf organisier­en kann. Jetzt sei er enttäuscht, dass sich die Geldgeber von ihm abwendeten. „Du bist so verzweifel­t.“

Einmal mehr drückten sich beide Verfolger um klare Kritik an dem Spitzenrei­ter, der auf Fox bei einer zweiten Amtszeit „die größten Massenabsc­hiebungen in der Geschichte“ankündigte.

Christie hielt sich bisher mit einer offizielle­n Unterstütz­ung für einen der verblieben­en Kandidaten zurück. Bei seiner Abschiedsr­ede sagte der frühere Gouverneur von New Jersey, jeder, der Trump nicht „unfit“für das Präsidente­namt erkläre, „ist selbst nicht fit, Präsident der Vereinigte­n Staaten zu werden.“

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FOTO: IMAGO IMAGES Floridas Gouverneur Ron DeSantis bewirbt sich um die Kandidatur für das US-Präsidente­namt.
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FOTO: IMAGO IMAGES Nikki Haley debattiert­e auf der Bühne mit ihrem Mitbewerbe­r DeSantis.

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