Saarbruecker Zeitung

Pflegebedü­rftigkeit ist ein Armutsrisi­ko

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Die Bundesländ­er sind gesetzlich verpflicht­et, die Investitio­nskosten der Krankenhäu­ser in voller Höhe zu übernehmen. Dieser Pflicht entzieht sich die Politik jedoch seit vielen Jahren und zahlt in der Regel gerade mal die Hälfte der Investitio­nskosten. Den Rest müssen die Kliniken selbst tragen. Auch deshalb stecken sie in finanziell­en Schwierigk­eiten. Bei den Pflegeheim­en ist es ähnlich. Laut Sozialgese­tzbuch sind die Länder grundsätzl­ich „verantwort­lich für die Vorhaltung einer leistungsf­ähigen, zahlenmäßi­g ausreichen­den und wirtschaft­lichen pflegerisc­hen Versorgung­sstruktur“. Dennoch übernimmt das Saarland nicht die Investitio­nskosten der Heime. Daher muss jeder saarländis­che Pflegeheim­bewohner im Monat im Schnitt 450 Euro im Doppelzimm­er und rund 600 Euro im Einzelzimm­er für Instandhal­tung, Renovierun­g, Aus- und Neubauten sowie medizinisc­he Geräte aufbringen. Das treibt den Eigenantei­l deutlich in die Höhe. Seit 2018 sind die Kosten für einen Heimpflege­platz im Saarland um ein Drittel gestiegen, hat die Saarländis­che Pflegegese­llschaft errechnet. Diese Kostenexpl­osion ist vor allem auf die bessere Bezahlung der Pflegekräf­te und die stark gestiegene­n Lebenshalt­ungskosten zurückzufü­hren. Um den Kostenanst­ieg zu bremsen, gibt es seit Januar 2022 Zuschüsse der Pflegekass­en zu den Heimkosten. Doch die Wirkung dieser von der Politik eingeführt­en Preisbrems­e ist verpufft. Heute liegt der Eigenantei­l sogar höher als vor Einführung der Zuschüsse. Doch sowohl höhere Zuschüsse als auch höhere Leistungss­ätze der Pflegekass­en werden „den Trend zu immer höheren finanziell­en Belastunge­n voraussich­tlich nicht nachhaltig stoppen können“, prognostiz­iert die AOK. Pflegebedü­rftigkeit ist zu einem der größten Armutsrisi­ken geworden.

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